Liebe Gemeinde,
ich grüße Sie alle recht herzlich am heutigen Sonntag, dem Sonntag Judika. Wollten Sie immer schon einmal wissen, wie ein ganz normaler Tag in der Wüste aussah, nachdem Mose das Volk aus Ägypten geführt hatte. In unserem heutigen Predigttext wird genau so ein Tag beschrieben. Wir
finden den Predigttext für den heutigen Sonntag im 4. Buch Mose, Kapitel 21, die Verse 4-9. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Mose richtet die eherne Schlange auf
Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und redete wider Gott und wider Mose: Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste ? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise. Da sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn,
dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk. Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.
Liebe Gemeinde,
ein ganz normaler Tag in der Wüste soll dies gewesen sein ? Bei dem, was alles passiert ist. Das ist doch schlichtweg untertrieben. Und doch behaupte ich, es ist ein ganz normaler Tag gewesen. Ein ganz normaler Tag, wie er auch heute ist, oder gestern war. Lassen Sie uns diesen Tag doch anhand von drei Punkten ein wenig auseinander nehmen.
1. Die Alltäglichkeit des Luxus
Gott hatte durch seinen Knecht Mose, sein geliebtes Volk aus Ägypten geführt, also aus der Gefangenschaft in die Freiheit geführt. Das war schon eine tolle Sache für die Israeliten. Auf einmal nicht mehr unter der Knechtschaft der Ägypter zu stehen. Niemals mehr ein kaum zu bewältigendes Arbeitspensum so gerade irgendwie doch noch schaffen. Niemals wieder dem Druck und der Willkür der Ägypter ausgesetzt sein. Man war endlich frei und freute sich seiner Freiheit.
Aber wie das so ist. Die anfängliche Freude wich alsbald. Mit dem, was man erreicht hatte, war man alsbald nicht mehr zufrieden. Es musste mehr sein. Das, was Gott geschenkt hatte, war einfach nicht mehr genug. Die Älteren unter uns werden sich sicherlich noch an die Kriegs- und die Nachkriegszeit erinnern. Lebensmittel waren Luxusgüter. Es wurde so ziemlich alles verwertet. Und heute: Man schätzt dass rund 10 % aller Nahrungsmittel, obschon noch zum Verzehr tauglich, einfach weggeworfen werden. Man hat einfach Hunger auf etwas anderes, etwas das einfach
besser zu sein scheint.
Dieses Verhalten hat auch einen Namen, man nennt es Undankbarkeit. Nur ein kleiner Tipp am Rande: Wenn wir wieder vor jeder Mahlzeit beten, dann machen wir uns auch wieder bewusst, wem wir letztendlich das zu verdanken haben, was wir verspeisen dürfen. Wir gehen automatisch mit
den Gaben ganz anders um, als ohne Gebet.
Von der Undankbarkeit ist die Anklage Gottes, warum es einem denn so schlecht geht, auch nicht mehr weit entfernt. Und dies taten die Israeliten besonders ausgeprägt. Nichts war mehr gut genug. Immer nur Manna, da sterben wir doch dran. Und schuld war Mose, der die Israeliten auf Gottes Befehl hin aus Ägypten geführt hatte.
Und nun einmal Hand auf’s Herz. Sind wir nicht manchmal genau so ?
Wollen wir nicht insgeheim auch immer mehr und noch mehr. Das Erreichte wird nur all zu schnell zur Normalität. Früher war der Urlaub an der Nordsee noch ein highlight. Dann musste es nach Italien gehen. Danach kamen die Balearen dran und die Kanaren. Als auch dies nicht mehr exclusiv genug war musste die Karibik herhalten. Und wehe, das geht auf einmal nicht mehr so weiter. Ein Schuldiger ist dann immer sehr schnell gefunden. Ich hatte einmal mit einem Herrn zu tun, der
tatsächlich Gott für seinen Karriereknick verantwortlich machte, obschon er seit Jahren aus der Kirche ausgetreten war und sich als bekennender Atheist einen Namen gemacht hatte. Das ist schon ein wenig komisch, dass Gott auch bei Atheisten herhalten muss, wenn mal was daneben geht.
2. Der Rückzug
An dieser Stelle müssen wir einmal aufhören mit dem Märchen vom „lieben Gott“, der immer hilft und uns immer zur Seite steht, was auch immer wir für einen Unsinn gemacht haben.
Wenn wir in unserem Predigttext das Wort Schlange lesen, dann müssen wir kurz innehalten und dieses Symbol deuten. Mit der Schlange ist das Dunkle und das Böse in dieser Welt gemeint. Wir nennen es auch Satan oder Teufel.
Wichtig ist nunmehr folgendes: Die Schlangen waren immer schon gegenwärtig. Nur standen die Israeliten bisher unter dem Schutz Gottes. Und genau dieser Schutz sorgte dafür, dass satanische Mächte den Israeliten keinen Schaden antun konnten.
Jetzt waren die Israeliten aber in einer ganz anderen Situation. Sie klagten Gott an und warfen ihm insgeheim vor, Er sei schließlich schuld an ihrer Situation. Und was machte Gott ? Genau das, was auch wir machen würden, wenn jemand nichts mehr mit uns zu tun haben will. Er zog sich dezent und leise zurück. Das Dilemma war natürlich vorprogrammiert. Satanische Mächte, die von Gott in Schach gehalten wurden, hatten plötzlich freie Bahn, um Unheil unter den Israeliten anzurichten. Und das taten sie schließlich auch.
Und auch daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts verändert. Wir machen immer noch Gott dafür verantwortlich, dass die Teufel, die wir selber rufen, uns Schaden antun. Je mehr wir Gott aus unserem Leben herausdrängen desto mehr Platz räumen wir diesen satanischen Mächten in unserem Leben ein. Stellenweise nehmen sie derart Besitz von uns, dass wir gar nicht mehr merken, was wir eigentlich anrichten.
Das Gefährliche an teuflischen Mächten ist eigentlich, dass wir diese gar nicht erst als solche erkennen. Sie geben sich ja auch nicht so. Der Teufel ist alles andere als dumm. Denken wir nur einmal an die Droge Alkohol. Alles beginnt mit dem sogenannten Gläschen in Ehren. Und wo
endet alles ? Häufig auf der Intensivstation im Krankenhaus.
Lassen Sie uns alle aufhören an den „lieben Gott“ zu glauben, der immer und überall alles wieder zum Besten richtet, was wir zerstört haben und weiter zerstören werden. Lassen Sie uns wieder zu dem gerechten Gott zurückkehren, der uns als Seine Kinder in Ewigkeit beschützen will.
Aber, Er erwartet auch etwas von uns.
3. Die Rettung
Gut, liebe Gemeinde, dass es diesen dritten Punkt auch noch gibt. Verdient haben wir ihn schließlich nicht. Wenn es nach unserem Verdienst ginge, dann wäre die Predigt nach dem zweiten Punkt beendet.
Wie wir dem Predigttext entnehmen können, beginnt jede göttliche Rettung mit dem Eingeständnis der eigenen Schuld. Wider seinem Willen wird kein Mensch gerettet. Das wäre ja auch unsinnig. Um unser obiges Beispiel drastisch zum Ende zu bringen: Wer weiter saufen will, den lässt Gott
auch weiter saufen. Die Konsequenzen hat er sich aber auch selber zuzuschreiben.
Wer aber ehrlich sein Fehlverhalten eingesteht, dem zeigt Gott einen Weg aus dieser Schuld heraus. Der Weg aus der Schuld beginnt damit, dass wir den Einen kennen lernen und auf den Einen schauen, der für alle unsere Schuld bereits bezahlt hat. Nur wenn wir auf Jesus schauen, dann
können wir gerettet werden. Ich habe nicht gesagt, dann WERDEN wir gerettet. Denn mit dem auf Jesus schauen allein ist es nicht getan. Es gehört schon etwas mehr dazu.
Nur wenn wir auf Ihn schauen und all unser Vertrauen auf Ihn allein setzen, dann werden wir das Gnadengeschenk Gottes, das Geschenk der Vergebung empfangen können. Einen anderen Weg als diesen, um Schuld und Sünde loszuwerden gab es nie und gibt es nicht und wird es auch niemals
geben.
Daher warnte auch Jesus selber Seine Jünger immer wieder vor christlichen „Trittbrettfahrern“, die Heilsversprechen in eigenem Namen abgeben.
Wenn wir uns jetzt noch einmal an die Einleitung der Predigt zurückerinnern, dann war es tatsächlich ein ganz normaler Tag in der Wüste. Oder aber ein ganz normaler Tag im Jahre 2012. Ein Tag, an dem wir unzufrieden waren. Ein Tag, wo wir Gott für alles verantwortlich machten, was uns nicht gefiel. Ein Tag, an dem wir uns eingestanden haben, dass wir Fehler gemacht haben. Und ein Tag, wo Gott uns in Seiner Gnade Vergebung geschenkt hat. Und diese Gnade der Vergebung, liebe Gemeinde, die benötigen wir jeden Tag, den wir auf Erden leben.
Der Liederdichter Friedrich Hiller drückte das Gefühl der erlebten Vergebung sehr schön in dem ersten Vers seines Liedes „Mir ist Erbarmung widerfahren…“ aus, der da lautet, wie folgt:
Mir ist Erbarmung widerfahren,
Erbarmung, deren ich nicht wert;
das zähl ich zu dem wunderbaren,
mein stolzes Herz hat’s nie begehrt.
Nun weiß ich das und bin erfreut
und rühme die Barmherzigkeit.
Der Herr bewahre Dein Herz vor Undankbarkeit
Der Herr schenke Dir jeden Tag die Gnade der Vergebung
Der Herr lasse Dich immer spüren, dass ER bei Dir ist
Amen.
Liebe Gemeinde,
gut, dass wir mit einem Herrn in die neue Woche gehen können, der unsere ehrlich bereuten Sünden und Verfehlungen nicht bestraft, sondern uns immer wieder vergibt. Mit dieser Gewissheit lassen Sie uns gemeinsam die neue Woche leben und erleben.
Es grüßt Sie alle recht herzlich
Ihr Ulrich Naber