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Predigt vom 12.11.2023 (Römer 8, 18-25)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Drittletzten Sonntag dieses Kirchenjahres mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: " Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen." (Matthäus 5,9). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 8. Kapitel des Römerbriefes, die Verse 18-25. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbart werden.
Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit - ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.
Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
wenn wir uns diesen Text ein wenig näher anschauen, dann sind es vier Begriffe, die diesen Text kennzeichnen. Es sind die Begriffe "Leiden, Hoffnung, Geduld und Sehnsucht". Schauen wir uns doch einmal gemeinsam an, was uns der Apostel Paulus damit sagen möchte.
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1. Leiden
Dieser Zeit leiden fallen nicht ins Gewicht, so die Aussage von Paulus direkt zu Beginn des heutigen Predigttextes.
Na ja, würde ich Paulus sagen, ich habe dieses Jahr nun doch schon so einiges mitmachen müssen. Vergnügungssteuerpflichtig waren die drei Operationen nun auch nicht gerade. Und die Rekonvaleszenz hat auch länger gedauert als ich erwartet hatte. Also so ganz unter den Tisch kehren will ich die Sache dann doch nicht.
Ich bin sicher, viele unter uns haben ähnliches erlebt in diesem Jahre.
Jetzt schauen wir aber einmal auf den Apostel Paulus und sein gesundheitliches Wohlergehen. Da sah es nämlich weit aus nicht so rosig aus, wie bei mir.
Paulus war chronisch krank, wie wir es an mehreren Stellen in der Bibel nachlesen können. Das steckte er aber einfach so weg, nahm es aus des Herren Hand als gegeben hin. Dann wurde er mehrmals übelst gefoltert und einmal sogar gesteinigt ob der Verkündigung des Evangeliums wegen.
Wenn ich mich dann so betrachte, dann geht es mir richtig gut. Ich bin jedenfalls im letzten Jahre von keinem von Ihnen verdroschen worden, weil ich die frohe Botschaft verkündigt habe.
Und dann kam auch noch ein Gefängnisaufenthalt hinzu. Viele schlimmer konnte es eigentlich gar nicht kommen. Und dann sagt Paulus so aus der Hüfte herausgeschossen: "Dieser Zeit Leiden fallen nicht ins Gewicht"
Das Geheimnis von Paulus ist, dass er dem Leiden etwas entgegenzusetzen hatte, was das Leiden sofort in ein anderes Blickfeld stellt. Es ist...
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2. Hoffnung
Wenn wir uns den Predigttext betrachten, dann finden wir in diesem kurzen Text allein 6 mal das Wort Hoffnung.
Es ist gerade diese Hoffnung, die nicht nur Paulus getragen hat, nein, diese Hoffnung will auch uns tragen.
Wenn einem schwerstkranken Patienten seitens des Arztes gesagt wird, dass noch Hoffnung bestehe, dann wird er das Leid der Krankheit ganz anders tragen und ertragen, als wenn er seitens der Ärzteschaft aufgegeben wird.
Wenn wir auf den Frieden in der Ukraine und in Russland unsere Hoffnung setzen, dann ergeben wir uns eben nicht in dem Leid, welches jeder Krieg verursacht. Dann suchen wir mit aller Kraft nach Wegen, die den Frieden herbeiführen. Oder um es mit unserem Wochenspruch auszudrücken: "Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen."
Als Christen sind wir ja gerade, verzeihen Sie diesen drastischen Ausdruck, auf Hoffnung verpflichtet. Wir hoffen ja alle, dass unser Herr eines Tages wiederkommt. Und dass nun schon seit über 2000 Jahren.
Und diese Hoffnung, liebe Gemeinde, diese Hoffnung bringt eine andere Eigenschaft hervor, die man in der Welt heute leider kaum mehr vorfindet; nämlich die Geduld.
Wir können als erlöste Kinder Gottes geduldig abwarten, was noch alles auf uns zukommen mag. Wir müssen uns keine Sorgen mehr über was auch immer machen. Das ist doch mal genial.
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3. Sehnsucht
Das Leid ist also ganz normal. Haken wir es ab, denn wir haben ja die Hoffnung. Jetzt sollen wir aber nicht still und ruhig in der Hoffnung verharren. Nein, es kommt noch die Sehnsucht hinzu.
Diese Sehnsucht nach dem Himmel war es, die Paulus den Blick empor hieben ließ und die ihn zu weiteren Taten angetrieben hat, wie wir sie in seinen Briefen nachlesen können.
Und diese Sehnsucht ist auch unsere Triebfeder, die der Hoffnung die Energie für Taten gibt.
Und jetzt kommt noch etwas hinzu:
Der allmächtige Vater im Himmel der hatte einfach Sehnsucht nach seinen Geschöpfen. Er wollte nichts lieber, als ihnen allen wieder den Zugang zum Himmel freizuschalten.
Und dann kam Jesus Christus und legte die Grundlage für uns alle, sodass wir heute alle, die wir auf Erden leben aufgerufen sind, unsere Sünden zu bekennen, damit wir wieder Gottes Kinder werden können.
Ausgestattet mit dieser Gewissheit, liebe Gemeinde, dürfte es auch uns ein wenig leichter fallen, die Leiden dieser Zeit zu ertragen. Denn wir haben ja nicht nur die Hoffnung und nicht nur die Sehnsucht, nein wir haben die absolute Gewissheit, dass dieser Zeit Leiden spätestens mit unserem leiblichen Tode enden werden.
Wenn wir in dieser Welt unseren letzten Atemzug getan haben, dann werden wir auf der anderen Seite in den Armen unseres Herrn und Heilandes aufwachen.
Lassen Sie uns nunmehr zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Wir warten dein, o Gottes Sohn..." (EG 152) von Philipp Friedrich Hiller einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Wir warten dein, o Gottes Sohn, und lieben dein Erscheinen. Wir wissen dich auf deinem Thron und nennen uns die Deinen. Wer an dich glaubt, erhebt sein Haupt uns siehet dir entgegen; du kommst uns ja zum Segen.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lass sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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