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ePredigt vom 31.10.2024 (Römer 3, 21-28)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu unserem heutigen Gottesdienst anlässlich des Reformationsfestes im Jahre 2024 mit dem Spruch für diesen heutigen Tag: " Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." (Jesaja 52,7). Den Predigttext für den heutigen Tag finden wir im Brief des Paulus an die Römer im 3. Kapitel, die Verse 21-28. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Die Rechtfertigung allein durch Glauben
Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied; sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
Dr. Martin Luther war es ja niemals ein Anliegen gewesen, die Kirche zu spalten. Es war lediglich sein Ansinnen gewesen, die Kirche von ihren Abwegen zurückzuführen zu dem, der das Haupt dieser Kirche ist, nämlich unser Herr und Heiland Jesus Christus.
Dafür hat Luther die vier "Soli" als Grundlage ins Feld geführt, welche da sind Solus Christus, Sola Gratia, Sola Fide und Sola Scriptura. Lassen Sie uns drei davon heute ein wenig näher unter die Lupe nehmen.
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1. Sola Gratia
Allein durch Gnade werden wir errettet. Gnade, liebe Gemeinde ist etwas, was einem von höherer Instanz geschenkt wird. Man hat absolut keinen Anspruch darauf.
Gnade können wir uns auch nicht verdienen oder irgendwelche Werke tun, um den Gnadengeber gnädig zu stimmen.
Von Friedrich dem Großen wird folgende Begebenheit berichtet: Ein Minister richtete einst ein Gnadengesuch eines Gefangenen an den König weiter mit seinem Vermerk "Gnade unmöglich, im Gefängnis zu belassen." Der König machte nur eines, er versetzte das Komma um ein Wort nach links. Heraus kam: "Gnade, unmöglich im Gefängnis zu belassen."
Und an diesen Kommasetzer können wir uns auch mit unserem Gnadengesuch wenden. Natürlich nicht an Friedrich den Großen sondern an den König aller Könige, der über allen irdischen Königen steht, an unseren Herrn und Heiland.
Wenn wir dies ehrlichen Herzens tun und so zu ihm kommen, dann wird er sofort das Komma versetzen mit dem Ergebnis, dass uns unsere Sünden nicht mehr angerechnet werden und wir wieder freien Zugang zum Vaterhaus haben.
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2. Sola Fide
Allein durch den Glauben.
Erinnern wir uns kurz an den letzten Satz unseres Predigttextes: "So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Schon lange bevor Luther die Weltbühnen des Glaubens betreten hat, hatte die Menschheit sich so einiges ersonnen, um den Herrn und Heiland gnädig zu stimmen.
Man opferte regelmäßig Tiere nach einem bestimmten Ritual. Einmal im Jahr ging sogar der Hohepriester in das Allerheiligste um das Volk von der Sündenlast zu befreien.
Dann gab es die Zeit der Wallfahrten. Je weiter und beschwerlicher desto größer war die Wahrscheinlichkeit, Gott damit gnädig zu stimmen und einen Platz im Himmel zu ergattern.
Das ganze gipfelte dann zu Zeiten Luthers darin, dass man Ablassbriefe kaufen konnte, mit welchen man die Verstorbenen aus dem Fegefeuer herauskaufen konnte.
Und genau da platzte Luther der sprichwörtliche Kragen und er rückte wieder zurecht, was aus den Fugen geraten war, indem er die Menschheit wissen ließ, dass es allein der Glaube ist, der einen Menschen errettet und kein Opfer und keine Wallfahrt und schon gar kein Ablassbrief dazu in der Lage sind.
Aber was beinhaltet denn eigentlich der Glaube ? Es sind drei Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt.
Der Glaube ist mein "Ja" zu dem, was bei Gott wahr ist. Ein einfaches kindliches "Ja" reicht aus, um in den Himmel zu kommen.
Der Glaube ist auch mein "Ja" zu Solus Christus. Allein Christus ist wichtig. Es gibt keine anderen Götter, die in der Lage sind, mich vor der Hölle zu erretten.
Der Glaube ist auch mein "Ja" zu dem was unser Herr und Heiland für uns getan hat. Wenn ich seinen Tod als einen Stellvertretertod annehme, der eigentlich mir gelten würde, dann muss ich nicht mehr für meine Sünden geradestehen, da dies schon unser Herr getan hat.
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3. Sola Scriptura
Immer, wenn ich mir religiös anmutende Sekundärliteratur anschaue, dann läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Was da für ein Blödsinn verzapft wird, was ich alles tun muss, um in den Himmel zu gelangen spottet jeder Beschreibung.
Das geht los mit der richtigen Reihenfolge der Engelsanbetung. Bestimmte Räucherrituale stehen auch ganz hoch im Kurs. Und dann sind da noch die Sternenanbetung, die mir ebenfalls den Weg in Richtung Himmel weisen soll.
Und hier hinein poltert Dr. Martin Luther und sagt: Allein die Bibel zählt. Alles andere können wir getrost vergessen, liebe Gemeinde. In der Bibel steht alles, was für uns wichtig ist und was nicht in der Bibel steht, das ist auch nicht wichtig.
Halten wir mal kurz fest. Ich habe die Gnade empfangen und ich glaube an die Erlösungstat unseres Herrn. Genau damit beginnt mein Lebensweg mit Jesus.
Unsere Jüngerreise fängt mit diesem Entschluss an, geht aber unser Leben lang weiter.
Heute haben ja alle Autos ein Navigationsgerät. Wenn ich von A nach B will gebe ich das Ziel ein und fahre so, wie es das Navigationsgerät es mir vorschlägt. Wenn ich dort links abbiege, wo ich rechts hätte abbiegen sollen, dann fahre ich erst einmal in die verkehrte Richtung. Das Navi holt mich zwar wieder zurück, aber der Umweg wäre sicherlich nicht nötig gewesen.
Unser Navigationsgerät auf unserer Lebensreise in den Himmel das ist die Bibel. Nur wenn wir auf Gottes Wort hören und dies auch so befolgen wie er es gesagt hat, nur dann werden wir auf dem direkten Weg in den Himmel kommen.
Wir werden alle irgendwann einmal falsch abbiegen, das liegt in unserer Natur als Sünder. Aber wenn wir dann wieder auf unser Lebensnavi hören, werden wir wieder auf den rechten Weg geführt.
Muss ich jetzt vor jeder Entscheidung in meinem Leben die ganze Bibel lesen? Nein, das wäre wohl eher realitätsfern und kontraproduktiv.
Aber es gibt Rahmenrichtlinien in der Bibel, die wir kennen und berücksichtigen sollten. Ich nenne uns einmal derer drei:
Die 10 Gebote Die Bergpredigt Der Jakobusbrief
Wenn wir uns daranhalten, so hat es einmal einer unserer Glaubensväter ausgedrückt, liegen wir zu 99,9 Prozent richtig.
Und eines sollten wir niemals vergessen. Wenn man sich früher verfahren hatte, fuhr man rechts an den Straßenrand und fragte einen Passanten nach dem Weg.
Das können wir auch heute noch tun, wenn wir unsicher sind. Stoppen wir doch unsere Lebensreise ganz kurz, fahren rechts ran, machen den Motor aus und fragen in aller Ruhe unseren Herrn und Heiland nach dem rechten Weg.
Ich bin mir sicher, ER wird uns stets wieder auf den rechten Weg führen.
Bevor uns jetzt gleich unter den Segen unseres Herrn stellen und den abendlichen Heimweg antreten lassen Sie uns gemeinsam in den ersten Vers des Reformationsliedes "Ein feste Burg ist unser Gott..." (EG 362) von Martin Luther einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt böse Feind mit Ernst er's jetzt meint, groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen Reformationsabend und ich freue mich, wenn wir am kommenden Sonntag wieder beisammen sein dürfen um auf das Wort unseres Herrn zu hören.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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