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ePredigt vom 31.10.2023 (Matthäus 5, 1-10)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Reformationstag im Jahre 2023 mit dem Spruch für den heutigen Reformationstag: " Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." (1. Korinther 3,11). Den Predigttext für den heutigen Reformationstag finden wir im 5. Kapitel des Matthäusevangeliums, die Verse 1-10. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
Luther wollte ja gar keine neue Kirche gründen, Luther wollte nur die Umstände aus der Welt schaffen, die nun so rein gar nichts mit dem Glauben zu tun hatten. Lange vor Luther gab es einen anderen Menschen auf Erden, der wollte wirklich etwas verändern und dies tat er auch kund, indem er zunächst einmal in seiner Regierungserklärung durchblicken ließ, um was es denn eigentlich beim wahren Glauben geht.
Die Israeliten hatten sich so nach und nach ein Regelwerk mit über 600 Regeln aufgebaut, die es strengstens einzuhalten galt, wollte man mit Gott im Reinen sein. Im Prinzip ging es dabei so vonstatten, dass denen "da unten" die Lasten aufgebürdet wurden, damit "die da oben" gut leben konnten. Und wenn die da oben einmal von ihrem eigenen Regelwerk überrollt wurden, tja, dann wurden eben die Regeln geändert.
Und hier greift Jesus mit seiner Bergpredigt ein. In unserem heutigen Predigttext geht es um die Einleitung zur Bergpredigt, welche mit den uns allen bekannten Seligpreisungen beginnt. Jetzt können wir uns natürlich nicht alle 8 Seligpreisungen intensiv anschauen, dann säßen wir bis spät in der Nacht zusammen. Lassen Sie uns also einiger der 4 Seligpreisungen die das Leiden betreffen und der 4 Seligpreisungen, die das Leben in der Welt betreffen punktuell gemeinsam betrachten.
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1. Selig sind, die da geistlich arm sind
Liebe Gemeinde, hier steht nicht geistig, sondern geistlich arm. Wer ist denn nun geistlich arm? Ich denke, dass wir uns dieser Frage am besten vom Gegenteil her nähern, indem wir uns fragen, wer denn geistlich angeblich reich ist.
Jesus meint hier die Pharisäer und anderen Geistlichen, die auf ihrer Gottessuche so verblendet waren, dass sie der Meinung waren, dass es unmöglich sei, dass ein normal denkender Mensch den Weg zu Gott finden kann ohne eben ihre theologische Unterstützung. Kommt uns doch irgendwie bekannt vor, oder?
So geht es leider sehr, sehr vielen Menschen, die sich mit der theologischen Wissenschaft auseinandergesetzt haben. Und dieser Weg ist genau der falsche Weg, der nicht zu Gott führt. Warum? Weil wir nicht Gott finden, sondern Gott uns findet.
Das sagt auch schon Dietrich Bonhoeffer: " Du glaubst gar nicht wie froh man ist, wenn man von den Holzwegen der Theologie wieder zurückgefunden hat zu dem einfachen Lesen der Bibel."
Geistlich arm zu sein heißt also nichts anderes, als dass ich die Bibel so lese wie sie ist, dass ich das, was ich lese für wahr erachte und dass dieses Wort Gottes nicht kritisch hinterfrage.
Wenn wir dies tun, dann, so sagt es unser Herr und Heiland, ist das Himmelreich unser.
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2. Selig sind, die da Leid tragen
Na ja, es ist nicht unbedingt ein Zustand der höchsten Glückseligkeit, wenn ich Leid ertragen muss. Dies ist hier auch nicht gemeint.
Es geht darum, dass wir als Christen ja nun auch noch in der Welt leben. Und dort finden wir vieles vor, dass Leid bei uns hervorruft.
Wir sehen die Kriegstreiber in dieser Welt. Wir sehen, dass Gottes Wort immer mehr in den Schmutz gezogen wird und wir sehen auch, dass wir als Christen in vielen Ländern dieser Welt verfolgt werden.
Dieses Leid mitzutragen, dafür zu beten, dass dieses Leid beendet wird und allen Leidenden mit all unserer Kraft beizustehen, das ist es, was Jesus hier meint.
Uns ist es eben nicht egal, was um uns herum passiert. Wir stehen auf und prangern das an, was eben dem Christentum entgegensteht. Und ehe wir uns versehen, wird man auch uns mit Hohn und Spott überschütten.
Aber, liebe Gemeinde, wenn wir dieses Leid ertragen, dann werden wir auch von unserem Herrn getröstet werden. Wir stehen nicht allein in diesem Leid da.
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3. Selig sind, die reinen Herzens sind
"Bewahre uns Herr ein reines Herz in allem Kummer Leid und allem Schmerz", so beginnt ein altes Kirchenlied, welches leider schon seit langem aus unseren Gesangbüchern verschwunden ist.
Liebe Gemeinde, sich selber ein reines Herz zu bewahren, das dürfte uns allen wohl nahezu unmöglich sein. Auch als wiedergeborene Christen sind wir in der Welt den Angriffen und Verführungskünsten Satans ausgeliefert.
Gewiss, dass ein oder andere Mal werden wir dies auch erkennen, aber es wird immer wieder Situationen geben, wo wir achtlos in die Fallen des Teufels trappen. Und schon ist es vorbei mit dem reinen Herz.
Sa, das war's dann. Schluss, aus Ende. Nein natürlich nicht. Wenn wir dies erkannt haben, dann dürfen wir und dann müssen wir sofort unseren Herrn und Heiland anrufen, ihm unsere Sünden bekennen und den Weg der Umkehr antreten.
Wenn wir dies tun, dann werden wir seine Gegenwart wieder spüren und erleben können. Dann ist er sofort zur Stelle, damit wir wieder ein reines Herz bekommen, womit wir ihn schauen können.
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4. Selig sind die Barmherzigen
Liebe Gemeinde, wir alle kennen ja die sogenannte Gewaltspirale, die immer weiter eskaliert. Da müssen wir gar nicht viel zu beitragen.
Aber es ging auch die Spirale der Barmherzigkeit, die genau das Gegenteil bewirkt.
Was aber ist denn genau Barmherzigkeit? Ich habe mal wieder den Herrn Google bemüht und folgendes entdeckt:
"Barmherzig zu sein heißt, sein Herz zu öffnen und die Not anderer Menschen wahrzunehmen und entsprechend zu handeln."
Wenn ich mein Herz öffne, dann bin ich innerlich betroffen von der Not anderer Menschen. Dann ist dies nicht mehr die Not des Anderen, nein, dann ist es auch ein Stück weit meine eigene Not. Und dann überlege ich mir, weil ich ja innerlich mit betroffen werde, wie diese Not gelindert werden kann. Da geht es eben nicht mehr um Schuldzuweisungen, das geht es nur noch um die Abhilfe in einer Notsituation. Und dann helfe ich dem anderen ganz konkret aus seiner Not heraus.
Und jetzt kommt das Erstaunliche, was Jesus sagt. Jesus sagt, dass wer so handelt, dass diesem auch Barmherzigkeit widerfahren wird, wenn er selber sich in einer Notsituation befindet.
Probieren Sie es bitte selber einmal aus. Selbst wenn es der größte Widerling ist, der sich in einer Notsituation befindet. Er kann hinterher Ihnen gegenüber nicht mehr der Widerling sein, der er vor Ihrer Barmherzigkeit war.
Wenn wir dies alle in die Tat umsetzen würden, dann hätten wir in der Tat schon hier auf Erden den Himmel auf Erden.
Jesus fordert uns mit seiner Regierungserklärung auf, umzudenken und immer ein Stück weit mehr von seinen Worten in die Tat umzusetzen. Wir werden dies nicht alles schaffen, bis unser Herr wiederkommt, aber wir sollen uns redlich bemühen, möglichst viele seiner Forderungen in die Tat umzusetzen.
Lassen Sie uns nunmehr zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes in den ersten Vers des Reformationsliedes von Martin Luther einstimmen, der da lautet wie folgt:
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Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der altböse Feind mit Ernst er's jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen Reformationsabend und ich freue mich, wenn wir am nächsten Sonntag wieder beisammen sein dürfen.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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