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ePredigt vom 30.06.2024 (2. Korinther 12, 1-10)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 5. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: " Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es." (Epheser 2,8). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Brief des Paulus an die Korinther Kapitel 12, die Verse 1-10. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Gerühmt muss werden; wenn es auch nichts nützt, so will ich doch kommen auf die Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn. Ich kenne einen Menschen in Christus; vor vierzehn Jahren - ist er im Leib gewesen? Ich weiß es nicht; oder ist er außer dem Leib gewesen? Ich weiß es auch nicht; Gott weiß es -, da wurde derselbe entrückt bin in den dritten Himmel. Und ich kenne denselben Menschen - ob er im Leib oder außer dem Leib gewesen ist, weiß ich nicht; Gott weiß es -, der wurde entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann. Für denselben will ich mich rühmen; für mich selbst aber will ich mich nicht rühmen, außer meiner Schwachheit. Und wenn ich mich rühmen wollte, wäre ich nicht töricht; denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber dessen, damit nicht jemand mich höher achte, als er an mir sieht oder von mir hört. Und damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche. Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
hier erleben wir einmal einen Paulus, den wir so gar nicht kennen. Der große Lehrer und Gelehrte tritt einmal nicht als der souveräne Christ auf, sondern wir sehen ganz andere Facetten seiner Persönlichkeit, die wir uns heute einmal gemeinsam anschauen wollen.
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1. Schwachheit
Paulus berichtet über eine Erfahrung, die er im Himmel gemacht hat. Er wurde, wie er selber schreibt, bis in den dritten Himmel entrückt.
Was er dort hört, ja, liebe Gemeinde, das sind so unaussprechliche Worte, dass es ihn glatt umgehauen hat, wie man heutzutage zu sagen pflegt.
Wie Johannes in der Offenbarung so auch Paulus in seinem Himmelserlebnis nimmt er den Himmel als einen Ort wahr, der so schön ist, dass man ihn gar nicht mit menschlichen Worten beschreiben kann.
Er, der viel über den Himmel gelehrt hat, merkt auf einmal, dass er nicht einmal ansatzweise das gelehrt hat, wie schön der Himmel nun wirklich ist.
Und da merkt Paulus erst, wie schwach er wirklich ist oder besser ausgedrückt, was für ein kleines Licht der im Angesicht des Himmels ist.
Auf der anderen Seite nimmt er Gottes Größe nunmehr so richtig wahr und er darf oder vielleicht muss er dies auch erkennen, dass seine Kraft nicht von ihm her kommt, sondern von Gott. Diese Erkenntnis soll sich fortan durch alle seine Briefe ziehen.
Übrigens: Die paulinischen Briefe sind in der Bibel nicht chronologisch geordnet.
Und so sollen auch wir jeden Tag erkennen, dass unsere Kraft nicht aus uns kommt, sondern dass da einer ist, der uns zur rechten Zeit mit der rechten Kraft ausrüstet.
Sollten wir uns momentan schwach fühlen so dürfen wir darauf vertrauen, dass dies nicht so bleiben wird. Sollten wir uns derzeit stark fühlen, so sollen wir unserem Herrn für diese Kraftzufuhr aus dem Himmel danken und gleichzeitig auch bedenken, dass dies nicht auf alle Tage so bleiben wird.
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2. Demut
Paulus erlebte viel mit Gott. Er durfte erkennen, dass er alles in Abhängigkeit von Gott erleben durfte. Paulus verrichtete nichts aus sich selber heraus, sondern Gott war es, der in ihm wirkte.
Das haben wir ja schon in der Apostelgeschichte gesehen, wie Gott in das Leben des jungen Gelehrten Paulus eingegriffen hat. Er machte ihn blind und vollkommen hilflos. Erst dann kam Paulus auf den Weg, wo Gott ihn haben wollte.
Erst diese Demut, die Paulus lernen musste, diese Demut macht das Herz und die Seele frei für das Wort Gottes und erst dann können wir die Gnade und die Kraft wirklich spüren, die von Gott direkt kommt.
Und so verwunderte es auch Paulus nicht, dass seine Gebete, die er wegen seiner Erkrankung an Gott gesandt hatte auch nicht mit einer kompletten Heilung beantwortet wurden.
Gott ließ ihn wissen, dass seine Gnade genügt und dass es allein diese Gnade ist, die wir benötigen.
Und auch hier können wir etwas lernen: Gott beantwortet alle unsere Gebete, aber eben nicht immer so, wie wir es uns das wünschen oder wie wir es gerne hätten.
Es kann in Gottes Sinn sein, dass er auch bei uns eine Krankheit nicht wegnimmt und dass wir mit dieser leben müssen.
Aber das wichtigste ist doch, dass uns seine Gnade niemals verlassen wird. Und was vielleicht unsere Krankheit betrifft, so werden wir von Gott genügend Kraft erhalten, um diese auch aushalten zu können und mit dieser leben zu können.
Und noch eines macht diese Demut mit uns: Demut vor Gott befähigt uns auch dazu andere Menschen zu lieben wie sie sind und über deren Fehler auch einmal großzügig hinwegsehen zu können.
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3. Ewigkeit
Zum Schluss unseres Predigttextes darf Paulus noch erfahren, dass im Hinblick auf den Himmel, wo er sich ja schon befunden hat, die gegenwärtigen Leiden, Nöte, Sorgen und Probleme gar nicht ins Gewicht fallen.
All das, was uns hier auf Erden bedrücken mag, das wird irgendwann vorbei sein.
Daher sollen wir auch bei allen Schwierigkeiten in denen wir uns vielleicht befinden, den Blick auf unseren Heiland nicht verlieren.
Wenn wir dies wirklich tun, und das verlangt uns auch einiges an Übung ab, dann werden auch wir mit dieser Himmelsperspektive in unseren Herzen in allen Nöten hier auf Erden leben können.
Dann wird uns unser Herr auch die Kraft geben in Zeiten in denen es uns nicht so gut geht, treu und standhaft bei ihm zu bleiben.
Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass Paulus niemals in seinem Leben, soweit wir es in der Bibel nachvollziehen können, die ach so typische "Warum-Frage" gestellt hat?
Warum werde ich nun gerade verfolgt, warum werde ich gesteinigt, warum bin ich so krank ? All dies nahm Paulus so hin, wie es war, nämlich als von Gott gegeben.
Und auch hier können wir etwas von Paulus lernen. Egal in welchen Schwierigkeiten wir uns auch gerade befinden mögen, oder in welchen seelischen Nöten wir auch gerade stecken: Unser Herr und Heiland ist immer bei uns und er wird uns auch niemals wieder verlassen.
Er nimmt nicht alle Nöte, Sorgen und Probleme von uns weg, aber er hilft uns auf dem Weg durch diese hindurch.
Mir ist einmal aufgefallen, dass ich nur dort ein guter Seelsorger sein kann, wo ich auf eine Situation treffe, die ich so oder ähnlich bereits selber einmal durchlebt habe. Dort kann ich von dem berichten, wie Gott ich getragen hat und wie ich so nach und nach wieder auf die Füße gekommen bin.
Seien wir also dankbar für unsere Schwachheit und bleiben wir stets demütig vor unserem Herrn. Und lassen Sie uns das Leben doch stets aus der Himmelsperspektive heraus betrachten. Das kann natürlich kein Mensch, aber unser Herr möchte uns die Kraft dazu geben. Bitten wir ihn also darum, jeden Tag auf's Neue. Am besten gleich morgens in unseren Morgengebeten.
Lassen Sie uns nunmehr zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes einmal keinen Liedvers singen, sondern lassen Sie uns gemeinsam einen Psalm beten und zwar den Psalm 121:
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Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tags die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und deinen Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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