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ePredigt vom 29.12.2024 (Matthäus 2, 13-18)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 1. Sonntag nach Weihnachten mit dem Wochenspruch für die neue Woche "Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit" (Johannes 1,14b). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Kapitel des Matthäusevangeliums, die Verse 13-18. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Als sie aber weggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten und blieb dort bis nach dem Tode Herodes, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1): "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen." Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte. Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht (Jeremia 31,15): "In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweint ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen."
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
in unserem heutigen Predigttext stoßen wir auf drei Aspekte in einem Leben als Christ, von denen einer uns ein wenig problematisch erscheint. Aber der Reihe nach. Schauen wir uns die einzelnen Punkte einmal im Detail an.
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1. Gehorsam
Ein Engel erschien Josef und teilte ihm mit, was er zu tun hatte. Er sollte seine kleine Familie nehmen und Hals über Kopf nach Ägypten fliehen. Nun hätte sich Josef ja auch sagen können: Warten wir erst einmal ab. So schlimm wird's schon nicht werden. Denn mit "Schauen wir mal, dann sehen wir schon" bin ich bisher in meinem Leben immer am besten gefahren. Aber weit gefehlt. Genau das macht Josef nicht. Er nimmt tatsächlich seine kleine Familie an die Hand und rennt mit ihr Hals über Kopf in das Land Ägypten, also Josef macht genau das, was Gott ihm anbefohlen hat. Und dies macht er auch ohne zu zögern.
Auch wir haben heute oder im nächsten Jahr sicherlich manch schwierige Entscheidung zu treffen. Machen wir es auch wie Josef, dass wir uns ganz dem Worte Gottes öffnen? Oder besser gefragt: Wie kriegen wir das heute im 21. Jahrhundert hin, dass auch wir ganz genau auf das Wort Gottes hören? Nun, ich glaube, dass wir wieder vor allen eigenmächtigen Entscheidungen Gott um seinen Ratschluss fragen sollten. Das geht natürlich nur im Gebet, also im Gespräch mit ihm. Ich meine jetzt gerade nicht das heruntergeleierte Gebet, sondern ich meine das direkte Gespräch mit unserem Herrn.
Nach unserem Amen sollen wir auch nicht sogleich wegrennen. Wir sollten unserem Herrn dann auch die Zeit zur Antwort geben. Dann sollten wir uns wieder vermehrt dem Studium der Bibel widmen. Auch dort finden wir nahezu immer die Antwort auf Fragen, die uns unter den Nägeln brennen. Und dann, wenn wir noch keine Antwort erhalten oder gefunden haben, dann sollten wir die Mitglieder unserer Gemeinschaften um ihren Rat bitten. Wenn wir dies 1:1 umsetzen, dann öffnen wir uns so vor Gott, dass wir ihn auch hören und verstehen können. Wäre das nicht einmal ein Vorsatz für das Jahr 2025: Einfach mal wieder mehr auf Gott hören?
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2. Das Leid der Unschuldigen
Jetzt kommen wir direkt zu der Theodizee-Frage, welche lautet: Wieso lässt Gott das Leid in der Welt zu? Immer wieder höre ich von Menschen diesen Satz: "Ich kann nicht mehr an einen Gott glauben, der dieses Leid in der Welt zulässt." Denken wir doch einmal ganz aktuell an den Gaza-Streifen. Dort leiden unschuldige Kinder und Erwachsene unter dem Unrecht der Israeliten, obschon sie doch gar nicht schuld sind an dem Überfall auf Israel. Verallgemeinern wir dies dann auch dahingehend, dass in allen Kriegen auf dieser Welt sehr, sehr viele Zivilisten leiden. Ich glaube nicht, dass das alte Mütterchen irgendwo im Ural ein gesteigertes Interesse daran hat, die Ukraine zu überfallen. Und auch die ukrainische Zivilbevölkerung hat überhaupt kein Interesse an einer bewaffneten Auseinandersetzung. Und dennoch leiden sie alle darunter.
Wenn ich mir jetzt die Frage stelle, warum Gott dieses Leid denn überhaupt zulässt, dann komme ich aber auch nicht darum herum zu fragen, wer dieses Leid denn letztendlich verursacht hat. War es Gott oder waren es Menschen, die den Krieg begonnen haben? So, wir waren es also, die an dem Leid ursächlich beteiligt gewesen sind. Aber, liebe Gemeinde, jetzt kommt das Aber, das wir auf den ersten Blick schnell in unserem Predigttext überlesen. Der Prophet Jeremia trifft es auf den Punkt, wenn er indirekt, aber doch sehr deutlich sagt, dass Gott natürlich all dieses Leid auch sieht. Gott sieht das Leid aller Menschen ganz ohne Ausnahme und Gott will kein Leid und kein Kriegsgeschrei. So, und was haben wir jetzt damit zu tun? Wir sind aufgerufen, gegen das Leid, das Gott zweifelsohne sieht, aufzustehen und dagegen anzugehen anstatt fromm wegzuschauen.
Jeremia und alle anderen Propheten haben aber noch mehr gesehen. Sie haben den Heiland und seine Bedeutung für uns schon lange vor seiner Geburt geschaut. Und dieser Herr und Heiland steht uns auch heute im fast schon Jahr 2025 weiterhin bei, wenn wir in seinem Sinne aufstehen und das Leid und die Not und die Miseren in dieser Welt beim Namen nennen.
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3. Die Hoffnung
Liebe Gemeinde, unser Herr und Heiland hilft auf manchmal ungewöhnliche Art, aber spätestens rechtzeitig. Darauf dürfen wir zu 100% unser ganzes Vertrauen setzen. Gott geht, ja das muss man einfach mal so sehen, manchmal ganz ungewöhnliche Wege und doch sollen wir diese beschreiten. Josef war bestimmt nicht ganz so wohl in der Magengegend, wurde er doch an einen Ort oder in ein Land befohlen, aus welchem die Israeliten vor langer Zeit aus der Knechtschaft geflohen waren. Und ausgerechnet das sollte der sichere Hafen für ihn und seine Familie sein? Und trotzdem geht Josef diesen Weg. Und daran sollten auch wir uns ein Beispiel nehmen. Nicht wir entscheiden, welche Wege Gott mit uns gehen soll, sondern er entscheidet, welchen Weg er mit uns gehen will. Unsere Aufgabe besteht immer nur darin, dass wir ihm nachfolgen.
Wenn wir dies aufrechten Herzens tun, dann werden wir gar bald sehen und spüren: Gott ist auch heute im 21. Jahrhundert nur ein Gebet weit von uns entfernt. Gott sieht auch heute noch all unsere Nöte, Sorgen und Probleme. Gott möchte uns auch heute noch unter seinen Schutz und in seine Gegenwart stellen. Und weil wir dies wissen, liebe Gemeinde, dürfen wir auch vollkommen gelassen und angstfrei in das Jahr 2025 gehen.
Weil wir dies nun wissen, können wir auch nunmehr zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienstes voller Vertrauen in den 7. Vers des Liedes 65 in unserem Gesangbuch gemeinsam einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden.
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag. Ich freue mich, wenn wir am kommenden Dienstag gemeinsam das Jahr 2024 ausklingen lassen unter dem Wort unseres Herrn.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber
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