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ePredigt vom 25.06.2023 (Jona 4, 1-11)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 3. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei Jona im 4. Kapitel, die Verse 1-11. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Das aber verdross Jona sehr und er ward zornig und betete zum Herrn und sprach: Ach, Herr, das ist's ja, was ich dachte, als ich noch in meinem Lande war, weshalb ich auch eilends nach Tarsis fliehen wollte; denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen. So nimm nun, Herr, meine Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben. Aber der Herr sprach: Meinst du, dass du mit Recht zürnst? Und Jona ging zur Stadt hinaus und ließ sich östlich der Stadt nieder und machte sich dort eine Hütte; darunter setzte er sich in den Schatten, bis er sähe, was der Stadt widerfahren würde. Gott der Herr aber ließ eine Staude wachsen; die wuchs über Jona, dass sie Schatten gäbe seinem Haupt und ihm hülfe von seinem Unmut. Und Jona freute sich sehr über die Staude. Aber am Morgen, als die Morgenröte anbrach, ließ Gott einen Wurm kommen; der stach die Staude, dass sie verdorrte. Als aber die Sonne aufgegangen war, ließ Gott einen heißen Ostwind kommen, und die Sonne stach Jona auf den Kopf, dass er matt wurde. Da wünschte er sich den Tod und sprach: Ich möchte lieber tot sein als leben. Da sprach Gott zu Jona: Meinst du, dass du mit Recht zürnst um der Staude willen? Und er sprach: Mit Recht zürne ich bis an den Tod. Und der Herr sprach: Dich jammert um die Staude, um die du dich nicht gemüht hast, hast sie auch nicht aufgezogen, die in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere ?
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
das, was sich vor unserem Predigttext abgespielt hat, das kennen wir sicherlich alle noch aus der Zeit, wo wir den Kindergottesdienst besucht haben. Die Jonageschichte ist ja geradezu prädestiniert für den Kindergottesdienst. Aber es ist auch für uns Erwachsene etwas dabei. Lassen Sie uns also den "Erwachsenenteil", den wir soeben gehört haben, einmal etwas näher betrachten.
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1. Unbarmherzigkeit
Da hat Jona also seine Mission erfüllt uns ist nun mal so richtig stinksauer. Worüber eigentlich? Er hat doch gute Arbeit geleistet. Wozu dann die Nörgelei? Gott hat doch Ninive verschont.
Das klingt zwar blöd, aber genau deswegen ist Jona so außer sich. Nur weil er auf Gottes Geheiß hin den Einwohnern von Ninve die Augen geöffnet hat und diese nunmehr von jedweder Strafe verschont bleiben.
Na ja, wird er sich gedacht haben: Die haben ja ganz gewaltig über die Stränge geschlagen. Klar, Gott vergibt ihnen, aber vorher ist ja wohl erst mal eine saftige Strafe fällig. Die müssen schließlich zu spüren bekommen, was sie so alles in ihrem Leben verbockt haben.
Und dann passierte nix. Und darüber ist Jona auch so sauer. Er, der sein Leben lang aufrecht durch sein Leben gegangen ist, er, der immer auf Gott gehört hat, ja er, der nun wirklich ein mustergültiges Leben vor dem Herrn geführt hat, ja er muss doch wissen, welche Strafen die Leute von Ninive verdient haben.
Dabei vergisst Jona aber auch ganz schnell, dass er sich zunächst vom Acker gemacht hat, als er den göttlichen Auftrag erhalten hatte. Es bedurfte erst der Intervention Gottes, um Jona wieder auf den rechten Weg zu bringen.
Sowas übersieht Jona natürlich geflissentlich. Und sind wir alle nicht auch so ein Stückchen weit wie Jona. Sind wir vielleicht auch manchmal unbarmherzig, wenn Gott Menschen Sünden vergibt, die es "eigentlich" gar nicht verdient haben.
Vielleicht müssen auch wir heute im Jahre 2023 einmal ein wenig umdenken. Vielleicht gehen wir ja einmal in uns und erinnern uns daran, wie viele Sünden uns unser Herr schon in unserem Leben vergeben hat. Bei mir jedenfalls kommt da so einiges zusammen.
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2. Beanspruchte Barmherzigkeit
Jona nimmt Gottes Barmherzigkeit in Form eines Staudengewächses, welches ihm als Schutz vor der Hitze dient, sehr gern in Anspruch.
Das hat er sich ja schließlich auch verdient, nachdem er Ninive gerettet hat. Und die übrigen Sünden in seinem Leben. Ja die müssen gar nicht groß erwähnt werden. Das sind alles Kleinigkeiten, die vergibt Gott doch sowieso. Alles nur Kavaliersdelikte. Da drückt Gott natürlich ein Auge zu.
Das geht also schon in Ordnung mit dem Schutz vor der Hitze. Und weil Jona doch ein so rechtschaffender Mensch ist, da hat er doch auch irgendwie einen Anspruch auf Vergebung. Oder etwa doch nicht?
Ja, liebe Gemeinde, wir messen leider alle gerne mit zweierlei Maß. Meine eigenen Sünden, die sind ja wohl kaum einer Erwähnung wert, aber mein Nachbar, der ständig lügt und betrügt, ja den müsste Gott mal so richtig bei den Hammelbeinen packen.
Was unsere eigenen Sünden betrifft da haben wir alle einen Balken vor unseren eigenen Augen, was hingegen die Sünden der Mitmenschen anbelangt heben wir stets eine Lupe in der Hand, um ja den Splitter im Auge des anderen nicht zu übersehen. Da kennt uns unser Herr und Heiland nur all zu gut.
Wir leben ja gern nach dem Motto: ICH, MICH, MEINER MIR, JESUS SEGNE DIESE VIER!!!! Und wenn dann noch Segen übrig ist, dann sollen die anderen auch etwas davon abbekommen. Man ist ja schließlich kein Unmensch.
Und jetzt müssen wir doch tatsächlich von unserem hohen Ross herunterkommen und einfach einmal einsehen, dass es vor Gott gar kein einklagbares Recht auf Barmherzigkeit, Güte und Segen gibt.
Mir steht also Gottes Barmherzigkeit ja gar nicht zu. Ich kann nur eines tun; unseren Herrn und Heiland immer wieder aufs Neue bitten, auch mir armem Sünder immer und immer wieder Barmherzigkeit widerfahren zu lassen.
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3. Gottes Barmherzigkeit
Um es vorweg noch einmal zu sagen: Ich bin nicht Gottes Geheimsekretär, mit dem er alle Dinge bespricht. Seine große, nie enden wollende Barmherzigkeit darf auch ich nur immer wieder als das größte Geschenk meines Lebens dankbar annehmen.
Aber wie könnte Gottes Barmherzigkeit denn nun aussehen? Das Wort allein sagt ja nicht viel aus. Und wenn wir selber auch barmherziger werden sollen und wollen, dann müssen wir diesen Begriff ein wenig mit Leben füllen.
Also, der barmherzige Gott öffnet sein Herz. Während wir am liebsten unseren Mund zuerst öffnen, öffnet unser Vater im Himmel zuerst sein liebendes Vaterherz. Mit diesem Herzen kann er in unsere Herzen hineinschauen.
Er sieht dort die ungeschminkte Not und alles was uns bedrückt in unseren Herzen. Und zwar sieht er dies bei aller Kreatur. Nicht nur bei uns, sondern bei Menschen, die uns nicht gerade besonders am Herzen liegen.
Egal, wie schuldig sie auch geworden sind, ER sieht barmherzig über alle Schuld seiner geliebten Kinder hinweg. Er sieht aber nicht nur über die Schuld hinweg, Barmherzigkeit beinhaltet auch den direkten Eingriff Gottes in das Leben des Menschen, um seine Not zu lindern oder abzumildern.
So kann Gott aber nur agieren, weil sein eigener Sohn bereits für all unsere Sünden am Kreuz bezahlt hat.
Und spätestens jetzt müssen wir Schluss machen mit aller Selbstgerechtigkeit und mit allem Vergleich zu anderen Menschen. Wir sind nämlich keinen Deut besser, als diejenigen, die wir so gerne verurteilen.
Ja, liebe Gemeinde, das tut weh, aber es tut auch not. Nur so werden wir nämlich auf dem Wege weiter bleiben wo Gott uns haben will. Nur wenn wir erkennen, dass auch wir nichts anderes sind als arme Sünder, die anderen armen Sündern den Weg zum Heil zeigen, nur dann werden wir auch vor Selbstgerechtigkeit und Vorverurteilung anderer Menschen bewahrt bleiben.
Lassen Sie uns immer wieder daran erinnern. Lassen Sie uns dies heute zum Abschluss des Gottesdienstes tun, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Mir ist Erbarmung widerfahren..." (EG 355) von Philipp Friedrich Hiller einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert; das zähl ich zu dem wunderbaren, mein stolzes Herz hat's nie begehrt. Nun weiß ich das und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit.
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Der Herr segne dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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