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ePredigt vom 24.04.2022 (Kolosser 2, 12-15)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 1. Sonntag nach Ostern, dem Sonntag Quasimodogeniti. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Kapitel des Kolosserbriefes, die Verse 12-15. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.
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Liebe Gemeinde,
Quasimodogeniti so lautet der Name des heutigen Sonntages. Übersetzt bedeutet er: "Wie das neugeborene Kindlein". Die Taufe, die ja auch Gegenstand unseres heutigen Predigttextes ist und die Neugeburt gehören ja ganz eng zusammen. Schauen wir uns doch heute einmal gemeinsam an, was sich denn für die neugeborenen Kindlein, zu denen wir alle zählen, ab der Taufe alles ändert.
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1. Neues Leben
Gott verändert das Leben der neugeborenen Kindlein. Ich möchte fast sagen, er stellt es total auf den Kopf. Vor der Taufe und meinem Ja zu unserem Herrn war ich ganz weit weg von der Erlösung und dem Himmelreich.
Mit meinem Ja zu dem Herrn, der auch mich erlöst hat, kann ich geradewegs in die liebenden Arme meines Vaters rennen.
Mein Ja zu Gottes Ja zu mir ruft mich zurück in die Gottesfamilie. Vorher war ich mit Sünden beladen in der Gottesferne. Jetzt bin ich meine Sünden los und darf mich ganz getrost als Gottes geliebtes Kind bezeichnen.
Ich darf als Gottes geliebtes Kind seiner immerwährenden Fürsorge für mich sicher sein. Ich muss mir keine Sorgen mehr machen, wie denn nun mein weiteres Leben verlaufen wird. Als sein geliebtes Kind sorgt er für mich, wie auch unsere Eltern stets für uns gesorgt haben, als wir noch kleine Kinder waren.
Und das tollste ist, dass ich auf einmal tausende neue Geschwister bekomme, die wie ich alle geliebten Kinder des Vaters im Himmel sind. Und unter Geschwistern hilft man sich wenn einer in Schwierigkeiten steckt. Ich habe also auch ganz konkrete Hilfen hier auf Erden. Und ich darf meinen neuen Geschwistern auch bei deren Nöten und Problemen stets zur Seite stehen.
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2. Der Neuanfang
"Er hat den Schuldbrief zerrissen", so haben wir es soeben gehört. Was bedeutet das denn ganz konkret für uns?
In früheren Zeiten stellte der Gläubiger einen Schuldbrief aus, den der Schuldner unterzeichnen musste. In diesem war alles geregelt, was die Rückzahlung der Schulden anbetraf. Hatte der Schuldner seine Schulden abgetragen, dann wurde dieser Schuldbrief zerrissen. Er hatte also keinerlei Gültigkeit mehr und der Gläubiger konnte auch keinerlei weitere Forderungen gegenüber dem Schuldner geltend machen.
Ähnlich sieht es bei Gott mit unseren Sünden aus. Sünde ist ja nichts anderes als eine Schuld vor Gott, die bezahlt werden muss. Für jede Sünde müssen wir bezahlen. Der Sünde sold ist der Tod. Nun hat aber der Herr Jesus Christus mit seinem Tod für unser aller Sünden bezahlt. Das bedeutet, dass Gott nunmehr den Schuldbrief zerreißen muss, da ja die vollständige Bezahlung bereits erfolgt ist.
Es liegt also ein vollkommen neues und unbeflecktes Leben vor mir.
Zwei Probleme treten aber bei uns immer wieder auf. Wir sündigen nämlich auch nach unserer Taufe und Bekehrung oftmals munter weiter. Wir wollen es zwar nicht, aber wir können gar nicht anders. Gewiss, eine Zeitlang können wir uns am Riemen reißen, aber dann trappen wir doch wieder in die Sündenfalle.
Und schon ist der Neuanfang wieder beschmutzt. Und das ist er eben nicht. Wenn wir unsere Sünden bereuen und sie vor unseren Herrn bringen, dann vergibt er uns auch diese neuerlichen Sünden.
Zum anderen quälen uns viele alte Sünden immer noch. Wir sind also, um bei dem Bild des Schuldbriefes zu bleiben, stets bemüht die Papierfetzen des alten Schuldbriefes wieder zusammen zu puzzeln. Hier gilt eindeutig: Hände weg von quälenden Gedanken an alte Sünden. Vergeben ist vergeben. Punkt, Aus und Ende.
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3. Keine Zwänge
Es gibt ja ziemlich viele Menschen, die in religiösen Zwängen gefangen sind. Irgendjemand hat ihnen mal erzählt, dass neben der Bekehrung der Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes verpflichtend sei. Und wehe man nimmt daran nicht teil, dann ist man die Errettung auch ganz schnell wieder los. Absoluter Blödsinn liebe Gemeinde.
Dann gibt es Menschen, die peinlichst genau auf rituelle Handlungen achten. Stimmt irgendetwas nicht, dann fürchten sie um ihre Errettung. Das ist natürlich auch totaler Quatsch. Wie die Abendmahlsliturgie gehalten wird ist egal. Hauptsache wir gehen zum Tisch des Herrn.
Bitte nicht darüber lächeln, liebe Gemeinde, in vielen Gemeinden ist gerade dies immer noch der Fall.
Jesus legt uns überhaupt keine Zwänge auf. Jesus hat uns ja gerade von all diesen Zwängen befreit. Wir dürfen mit allem, was uns bedrückt 24/7 zu ihm kommen. Wir können mit ihm wie mit unserem besten Freund reden. Wir müssen uns nicht religiös verbiegen oder unsere Bitten auf kanaanäisch vortragen.
Unser Heiland möchte, dass wir ihm all unsere Sorgen, Probleme und Nöte übertragen, damit er für uns sorgen kann.
Als ich dies begriffen hatte, stand ich auf einmal doch wieder in einem luftleeren Raum da. Keine Zwänge dachte ich. Nun gut, ist ja super, dann kann ich machen was ich will. Nein, so ist es natürlich auch nicht.
In seinem Wort gibt uns Gott Verhaltensweisen an die Hand, die wir ablegen sollen und solche Verhaltensweisen an die Hand die wir ausüben sollen.
Ein alter Bruder hat mir in meiner Jugend eine Parole mit auf den Weg gegeben, die da lautet:
"Hasse, was Du lassen sollst und übe, was Du lieben sollst." Und dann kommen wir auf einmal doch wieder zum Gottesdienst und nehmen an Ritualen teil, weil es unserem Herrn gefällt, wenn wir mit ihm Gemeinschaft haben möchten.
Es hat in der Tat ein wenig gedauert, aber dann habe ich diese Parole doch zu meiner Alltagsparole mit Jesus gemacht. Probieren Sie es doch auch einmal. Es ist ganz spannend und macht auch noch Spaß. Und niemals vergessen: Gott ist nur ein Gebet weit entfernt.
Denken wir zum Schluss noch einmal singend an unsere Taufe und lassen Sie uns zusammen in den ersten Vers des Liedes "Ich bin getauft auf Deinen Namen..." (EG 200) von Johann Jakob Rambach einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott, Vater, Sohn und Heilger Geist; ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heißt. Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in diese neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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