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ePredigt vom 23.04.2023 (1. Petrus 5, 1-4)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Sonntag nach Ostern, dem Sonntag Misericordias Domini. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Petrusbrief, Kapitel 5, die Verse 1-4. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch Teilhabe an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinns wegen, sondern von Herzensgrund; nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
wenn wir uns die beiden ersten Worte unseres Predigttextes anschauen, die da lauten: "Die Ältesten" so dürfen wir dies getrost auch auf einen jeden von uns selber beziehen. Jeder von uns steht irgendjemandem vor. Als Familienväter oder Mütter stehen wir der Familie vor, als Vorgesetzte stehen wir unseren Kollegen vor und in der Gemeinde stehen wir eben der Gemeinde vor. Die Ermahnungen von Petrus an die Gemeideältesten sind also im übertragenen Sinne auch für uns alle gleichermaßen gültig.
Schauen wir uns doch einmal gemeinsam an, was uns Petrus an guten Ratschlägen mit auf den Weg geben möchte.
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1. Weidet die Herde Gottes
In der Bibel finden wir ja immer die Schafherde als ein Synonym für die Gemeinde Gottes. Wenn wir eine solche Herde weiden sollen, dann kommen insbesondere drei Aufgaben auf uns zu.
Zunächst einmal müssen wir die Herde zusammenhalten. Und hier beginnt schon die ganz große Schwierigkeit. Ich habe es leider oftmals erlebt, dass sich Gemeindegruppen abspalten und eine neue Gemeinschaft gründen, wenn sie mit der Vorgehensweise der "alten" Gemeinde nicht mehr einverstanden sind.
Was dann passiert ist Folgendes: Es bilden sich immer mehr kleine, kleinere und kleinste Gemeinschaften, die alle ihr eigenes Süppchen kochen. Und dies gilt es, wenn wir den Worten Petrus gehorchen wollen, zu verhindern. Nur in der Gemeinschaft, liebe Gemeinde sind wir wirklich stark. Nur in der Gemeinschaft wird man uns hören können. Und nur in der Gemeinschaft hat der Teufel kaum eine Chance, einen Keil zwischen uns zu treiben.
Als Vorsteher der uns anbefohlenen Menschen haben wir auch die Pflicht, diese mit allem zu versorgen, was sie zum Leben benötigen.
Petrus meint hier insbesondere das geistliche Leben und somit die frohe Botschaft, die wir unseren Schutzbefohlenen verkündigen sollen. Und da lauert bereits die nächste Gefahr. Wir sollen die frohe Botschaft und nichts als die frohe Botschaft verkündigen. Wir sollen das unbequeme nicht weglassen und nichts hinzutun, was uns vielleicht nützlich und hilfreich erscheint, aber eben nicht in der Bibel zu finden ist.
Nur wenn wir ganz eng an Gottes Wort bleiben, dann wird die Gemeinschaft auch stark werden und bleiben können.
Und dann haben wir noch eine heikle Aufgabe zu erfüllen, wenn wir die Herde weiden sollen. Immer wieder werden einzelne Schafe die Herde zu verlassen suchen.
Diesen gilt es dann nachzugehen, um sie zur Umkehr zu bewegen. Das ganz wohlgemerkt liebevoll und so wie unser Herr und Heiland das von uns erwartet.
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2. VOR-Bild nicht VOR-Gesetzter
Wir sollen Vorbilder für die Gemeinde sein und keine Autokraten, die den Weg befehlen und dann von den Schafen verlangen, dass sie willenlos die Nachfolge antreten.
Ein Vorbild muss sich immer auch selbst drei kritische Fragen stellen, um seine Vorbildfunktion zu hinterfragen und prüfen zu können.
Kann ich das? Bin ich überhaupt dazu berufen? Kann ich überhaupt ein Vorbild sein, bei dem, was ich tue. Oder anders ausgedrückt, ich sollte nur die Gemeindeaufgaben übernehmen, die ich auch wirklich bewältigen kann. Jemandem, dem die freie Rede nicht gegeben ist, der sollte besser nicht als Prediger auftreten, da man ihm diese Vorbildfunktion nicht abkaufen wird.
Jemand der ein besonderes Organisationstalent besitzt sollte dies unbedingt in den Dienst der Gemeinde stellen; denn an ihm können sie alle sich ein Beispiel nehmen.
Die zweite Frage, die sich ein Vorbild stellen sollte ist die: Mache ich das auch? Bleiben wir ruhig einmal bei dem Predigtdienst. Jeder Prediger sollte sich die Frage stellen, ob er denn nun wirklich noch die frohe Botschaft im Visier hat, oder ob es um ganz andere Themen geht.
Im Moment ist ja der Klimawandel wieder ganz oben auf der Hitliste der Predigten angekommen. Die Älteren uns werden sich noch daran erinnern können, dass dies zur Zeit des Baumsterbens in den 80er Jahren schon einmal der Fall war. Keine Frage, liebe Gemeinde, wir sollten uns alle so verhalten, dass wir der Umwelt keinen Schaden zufügen. Aber wir dürfen auch mit Fug und Recht sagen, dass uns ein CO2 neutraler Lebenswandel nicht erlösen wird und uns nicht in den Himmel bringen wird.
Und eine dritte Frage, die sich der Hüter der Gemeinde stellen soll ist diese: Sieht man mir das auch an? oder besser: Kauft man mir das auch ab?
Man kommt nur authentisch rüber, wann man das, was man sagt auch wirklich in die Tat umsetzt. Besser bekannt ist dies auch unter: Wasser predigen und Wein saufen !!!!
Denn dies merken die Schafe ganz schnell. Und dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie andere Wege gehen.
Sie sehen, es kommen schon hehre Aufgaben auf uns zu. Als verantwortliche Schäfer der Gemeinde unseres Herrn müssen wir uns natürlich auf ihm gegenüber jederzeit verantworten. Aber wir dürfen auch jederzeit IHN um seinen Rat und seinen Beistand bitten, wenn wir selber nicht weiterwissen, also sprichwörtlich mit unserem Latein am Ende sind.
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3. Krone der Herrlichkeit
Liebe Gemeinde, die Krone der Herrlichkeit ist natürlich das ewige Leben. Dieses empfängt jeder, der sein Leben dem Herrn übergibt, seine Sünden bereut und des ehrlichen Herzens umkehren möchte von seinem falschen Weg.
Das ewige Leben erhalten wir also alle geschenkt, das hat überhaupt nichts mit irgendwelchen guten Taten zu tun, die uns in den Himmel bringen können.
Nein, hier geht es um etwas anderes, worüber wir noch kurz zusammen reden müssen.
Wir sind alle schon auf Golgatha gerichtet. Was das ewige Leben anbelangt sind wir salopp gesagt durch. Die Himmelstüre steht für uns offen und direkt nach unserem hiesigen Ableben werden wir dort von unserem Herrn und Heiland in Empfang genommen werden.
So, es gibt aber noch ein zweites Gericht, das sogenannte Belohnungsgericht. Und dort liegt sie dann bereit die andere Krone der Herrlichkeit für alle Christen auf Erden, die die ihnen anbefohlenen Aufgaben und Aufträge in Christi Sinne bearbeitet haben.
Wie im Einzelnen dieses Belohnungsgericht ausschaut, das kann ich Ihnen auch nicht sagen, aber da wir ja den Eintritt in den Himmel geschenkt bekommen haben, kann es gar nicht anders als einfach wunderbar und wunderschön sein. Man könnte auch sagen, das Belohnungsgericht könnte das Tüpfelchen auf dem "i" im Himmel werden.
Und dafür lohnt es sich sicherlich hier auf Erden ein guter Hirte der Schafe zu sein.
Lassen Sie uns um den Beistand unseres Herrn für diese hehren Aufgaben erbitten, indem wir gemeinsam zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes in den 9. Vers des Liedes "Großer Gott, wir loben dich..." (EG 331) von Ignaz Franz einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Sieh dein Volk in Gnaden an. Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe; leit es auf der rechten Bahn, dass der Feind es nicht verderbe. Führe es durch diese Zeit, nimm es auf in Ewigkeit.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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