|
ePredigt vom 22.11.2023 (Hesekiel 22, 23-31)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Buß- und Bettag im Jahre 2023 mit dem Spruch für diesen heutigen Tag: "Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute verderben." (Sprüche 14,34) Den Predigttext für den heutigen Feiertag finden wir bei dem Propheten Hesekiel, Kapitel 22, die Verse 23-31. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
|
|
|
|
Und des Herrn Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, sprich zu ihnen: Du bist ein Land, das nicht beregnet ist, das nicht benetzt wurde zur Zeit des Zorns, dessen Fürsten in seiner Mitte sind wie brüllende Löwen, wenn sie rauben; sie fressen Menschen, reißen Gut und Geld an sich und machen viele zu Witwen im Lande. Seine Priester tun meinem Gesetz Gewalt an und entweihen, was mir heilig ist; sie machen zwischen heilig und unheilig keinen Unterschied und lehren nicht, was rein oder unrein ist, und vor meinen Sabbatten schließen sie die Augen; so werde ich unter ihnen entheiligt. Die Oberen in seiner Mitte sind wie reißende Wölfe, Blut zu vergießen und Menschen umzubringen um ihrer Habgier willen. Und seine Propheten streichen ihnen mit Tünche darüber, haben Truggesichte und wahrsagen ihnen Lügen; sie sagen: "So spricht Gott der Herr", wo doch der Herr gar nicht geredet hat. Das Volk des Landes übt Gewalt; sie rauben drauflos und bedrücken die Armen und Elenden und tun den Fremdlingen Gewalt an gegen alles Recht. Ich suchte unter Ihnen, ob jemand eine Mauer ziehen und in die Bresche vor mir treten würde für das Land, damit ich's nicht vernichten müsste; aber ich fand keinen. Darum schüttete ich meinen meinen Zorn über sie aus, und mit dem Feuer meines Grimmes machte ich ihnen ein Ende und ließ so ihr Treiben auf ihren Kopf kommen, spricht Gott der Herr.
|
|
|
Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
Buß- und Bettag ist immer auch ein wenig ein Tag, in dem uns allen einmal der Spiegel vorgehalten wird. Machen wir alles richtig oder ist bei uns ein wenig der Schlendrian eingekehrt, sodass wir es ab und wann mit dem Wort Gottes nicht mehr ganz so genau nehmen.
Bei dem Propheten Hesekiel sehen wir, dass Gott einem jeden Menschen, egal ob Regierungsbeamter, Pfarrer oder einem jeden ganz normalem Bürger den Spiegel vorhält. Schauen wir uns doch einmal an, was Gott uns bzw., diesen einzelnen Gruppen vorzuwerfen hat.
|
|
|
1. Die Fürsten
Mit den Fürsten sind natürlich die Machthabenden in unserer Zeit gemeint. Über die Fürsten wird gesagt, dass sie das Gut und Geld ihrer Untertanen widerrechtlich an sich reißen.
Klar, wenn irgendwelche Despoten in Afrika ihr Volk ausbeuten, das ist doch wohl damit gemeint. Weit gefehlt, liebe Gemeinde, auch unsere Mächtigen neigen immer mehr dazu, ihren Schutzbefohlenen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Ich sah vor kurzem einen Fernsehbeitrag, wo es um die neue Grundsteuer ging. In einem Falle verhundertfachte sich die Grundsteuer bei einem Rentner, der sein ganzes Leben lang für sein Häuschen gespart hatte. Sollte sich dies nicht in aller letzter Minute ändern, dann wird dieses Häuschen dem Staat gehören, weil sein Besitzer eine willkürlich festgelegte Steuer nicht mehr bezahlen kann.
Und denken wir nur weiter an die Bezüge unserer Volksvertreter. Während das gemeine Volk unter steigenden Preisen, der Inflation und mit geringen Löhnen zu kämpfen hat, gönnt man sich dort oben saftige Aufschläge wenn die Bezüge angepasst werden.
Das ist alles nicht richtig. Das sage nicht ich, sondern Gott der Herr.
|
|
|
2. Die Priester
Jetzt, liebe Gemeinde, kommt's aber ganz dicke. Die Priester tun meinem Gesetz Gewalt an, sie machen zwischen heilig und unheilig keinen Unterschied.
Soweit der Vorwurf. Das mag ja vielleicht damals der Fall gewesen sein, aber heute doch nicht mehr. Wo kämen wir denn dahin, wenn die Pfarrer dies heute noch machen würden ? Ich fürchte, genau dahin, wo wir uns gerade befinden.
Selbst in unserer kleinen Gemeinde fand vor kurzem der erste CSD (Christopher Street Day) statt. Und wer war in der erste Reihe mit dabei ? Natürlich unsere Kirchenoberen.
Wohlgemerkt bei dem CSD geht es nicht um Menschenrechte, sondern auch um die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben mit Heterosexuellen.
Unser Gott sagt, dass es nur zwei Geschlechter gibt und nicht weit über 100. Unser Herr und Heiland sagt, dass nur eine Form der Ehe gibt und zwar die zwischen Mann und Frau. Jeder, der etwas anderes behauptet, der tut Gottes Gesetz damit Gewalt an.
Und wenn dann sonntags noch gepredigt wird, dass es sich bei den 10 Geboten nur um unverbindliche, von Menschen gemachte Richtlinien handelt, dann kann ich es sehr gut verstehen, wenn es unserem Herrn und Heiland die Zornesröte ins Gesicht treibt.
|
|
|
3. Das Volk
Irgendwie sind wir doch fein dran. Gott ledert die Fürsten und die Pfarrer mal so richtig von oben herab ab. Richtig so, sie haben es ja auch verdient, wie wir es soeben gemeinsam betrachtet haben.
Aber zu früh gefreut, liebe Gemeinde, wir bekommen auch noch unser Fett ab.
Das Volk des Landes bedrückt die Elenden und die Armen und tut den Fremdlingen Gewalt an. Nein, das machen wir doch nicht, oder etwa doch ?
Was ist zum Beispiel mit dem Restaurantbesitzer, der seinen Bedienungskräften zwar den Mindestlohn zahlt, aber unentgeltliche Überstunden eher die Regel denn die Ausnahme sind. Bedrücken wir damit nicht die Menschen, die eh kaum zurechtkommen mit dem, was sie verdienen.
Geben wir wirklich etwas ab an bedürftige Menschen oder verweisen wir sie in unseren Herzen an die dafür zuständigen Ämter. Ich kenne einige ehrenamtlich tätige Menschen, die bei den Tafeln arbeiten. Sie berichten mir oft, mit was für einer Geringschätzigkeit die Menschen von ihren Mitmenschen behandelt werden, die auf die Tafeln angewiesen sind.
Liebe Gemeinde, seither liegen die Fremdlinge unserem Herrn ganz besonders am Herzen, weil ja auch sein Volk in Ägyptenland Fremdlinge waren.
Wie gehen wir denn mit den Fremdlingen in unserem Lande um ? Natürlich nehmen wir Flüchtlinge auf, aber wehe der Wohncontainer steht in der Nähe von meinem Eigenheim. Dann ist das Maß aber voll.
Natürlich haben wir nichts gegen die Asylanten in unserem Land, deshalb brennen ja auch immer wieder die Flüchtlingsunterkünfte. Natürlich sind die Brandstifter alles Rechtsextreme, aber im inneren ihres Herzens sehen viele Menschen diesen Taten nicht als Verbrechen an.
Mit all dem, was Gott durch Hesekiel zu uns spricht, weist er uns nicht nur auf unsere Sünden hin, sondern auf unsere Doppelmoral, die manchmal noch schlimmer ist, als die offene Sünde.
Und deshalb haben wir Gottes Zorn mehr als verdient. Wenn Gott seinen Zorn über uns ausschüttet, dann vollkommen zurecht.
|
|
|
4. Der Ausweg
Liebe Gemeinde, wir haben einen historischen Ausweg, den die Menschen damals noch nicht hatten. Seit Jesus Christus für unsere Sünden am Kreuz bezahlt hat, sind wir zwar immer noch Sünder, aber wir können unsere Sünden ans Kreuz tragen.
Wenn wir unsere Sünden bereuen und Buße tun, also echte und ehrliche Reue zeigen und dies unserem Herrn bekennen, dann sind auch diese Sünden in der Tiefe des Meeres verschwunden, wo niemand mehr ihrer gedenken wird.
Liebe Gemeinde, dies ist natürlich kein Automatismus, der Gott als Sündenvergebungsautomat benutzt. Es muss immer die ehrliche Bereitschaft dahinterstehen, dass wir mit der benannten Sünde auch wirklich brechen wollen. Ansonsten ist alles nur Makulatur. Und Gott können wir nichts vormachen, er kennt uns in- und auswendig .
Liebe Gemeinde, lassen Sie uns immer wieder nachdenken, wo wir vielleicht in unserem Leben einmal eine falsche Entscheidung getroffen haben. Lassen Sie uns diese Sünden immer wieder unter das Kreuz legen und lassen Sie uns dankbar sein, dass uns nicht Gottes gerechter Zorn trifft, weil schon jemand anders für unsere Sünden bezahlt hat.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Aus tiefer Not lasst uns zu Gott...." (EG 144) von Michael Weiße einstimmen, der da lautet, wie folgt:
|
|
|
|
Aus tiefer Not lasst uns zu Gott von ganzem Herzen schreien, bitten, dass er aus seiner Gnad uns woll vom Übel befreien und alle Sünd und Missetat, die unser Fleisch begangen hat, als Vater uns verzeihen.
|
|
|
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einne gesegneten Buß- und Bettag. Bis zum nächsten Sonntag, dem Ewigkeitssonntag bleiben Sie alle wohlbehütet von unserem Herrn und Heiland.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
|
|
|