|
ePredigt vom 21.08.2022 (Matthäus 5, 17-20)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 10. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 5. Kapitel des Matthäusevangeliums, die Verse 17-20. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
|
|
|
|
Ihr sollte nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
|
|
|
Liebe Gemeinde,
der heutige Predigttext entstammt, wie sie sicherlich bemerkt haben der Bergpredigt. In der Bergpredigt geht es auch um das Verhältnis des Menschen zu Gott. Es war zu Jesu Zeiten, und vielleicht auch heute bei uns, so einiges in die falsche Richtung gelaufen. Und dies korrigiert unser Herr und Heiland nun einmal. Schauen wir uns das doch einmal etwas genauer an:
|
|
|
1. Alles auflösen
Vielfach kursiert ja die Vorstellung, dass mit Jesu Erlösungstat das Alte Testament aufgehoben worden ist und nunmehr nur noch das Neue Testament, bzw. die dort beinhalteten Regeln für uns verbindlich sind.
Und hier sagt Jesus knallhart, dass dies nicht der Fall ist und auch niemals der Fall sein wird. Gerade in Jesus erfüllen sich ja die Prophezeiungen der Propheten des Alten Testamentes.
Jesus ist ja gerade der Beweis, dass die Propheten recht behalten sollten. Wenn wir es so wollen, dann komplettiert Jesus ja das Alte Testament. Lesen Sie heute Nachmittag einmal das 53. Kapitel des Propheten Jesaja.
Jesus will also nicht auflösen, sondern erfüllen, was über ihn geschrieben steht.
Jesus will aber noch mehr. Jesus will das wieder geraderücken, was im Laufe der Zeit in eine gewaltige Schieflage geraten ist. Es geht Jesus dabei um die falsche Auslegung des Regelwerkes des Alten Testamentes. Und hier schreitet er ein und weist wieder auf die ursprüngliche Deutung der Schrift hin.
Also, die Kernregeln des Alten Testamentes, wozu natürlich auch die 10 Gebote zählen, gelten natürlich auch weiterhin. Aber die z. B. hunderte von Regeln umfassenden Speise und Verhaltensgebote die werden durch Jesus abgeschafft.
|
|
|
2. Wer auflöst...
Jesus warnt ganz explizit davor, das Gesetz zu verwässern. Was war also vorher geschehen?
Nun, die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten die Gebote einer gewissen Wertung unterzogen. Nach ihrem Verständnis gab es geringere und höhere Gebote.
Und genau hier schreitet Jesus ein und sagt, dass alle Gebote gleichwertig sind und es dem Menschen nicht zusteht, an diesen Geboten herum zu deuten.
Jesus sagt aber auch etwas, was mit den Menschen passiert, die es dennoch unternehmen, Gottes Wort hinsichtlich der Gebote teilweise infrage zu stellen.
Es gibt im Himmelreich, wo wir, die wir unseren Herrn und Heiland als unseren Erlöser angenommen haben hingehen werden doch auch Rangunterschiede.
Ein jeder von uns wird seine eigene Belohnung erhalten. Jeder, der die Worte unseres Herrn 1:1 mit Leben gefüllt und auch danach gelebt hat, der wird groß heißen im Himmelreich. Aber jeder, der zwar die Erlösung angenommen hat, aber Gottes Wort mehr oder weniger nach seinen Worten ausgelegt hat, der wird der kleinste heißen im Himmelreich.
Die Theologen sprechen in diesem Zusammenhang auch von dem Belohnungsgericht, in welches nur die Erlösten hineinkommen.
Was sollen wir also tun? Ganz einfach, wir sollen Gottes Wort unangetastet lassen. Wir sollen die Bibelkritik unterlassen und zugestehen, dass sein Wort die alleinige Wahrheit ist. Bei Fragen zu einer Bibelstelle sollen wir stets andere Bibelstellen suchen, die unsere Fragen beantworten.
Die Bibel muss durch die Bibel ausgelegt werden, so lautet ein Paradigma der alten Ausleger des Wortes Gottes. Lassen wir uns also nicht verrückt machen durch moderne Bibelkritik. Bleiben wir lieber treu an unseres Herren Hand.
|
|
|
3. Kein Himmel
Wissen Sie, was ich an Jesus ganz besonders liebe? Das ist seine direkte Art und Weise, wie er den Menschen auf Fragen antwortet oder aber Anweisungen erteilt. Bei Jesus weiß ich wo ich dran bin.
Und so sagt Jesus auch, dass derjenige nicht in den Himmel kommt, dessen Gerechtigkeit der Gerechtigkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten gleich ist. Wow, das hat gesessen.
Jetzt müssen wir uns aber fragen, was denn die Pharisäer falsch gemacht haben. Die Pharisäer hatten sich im Laufe der Zeit so ihre eigene Gerechtigkeit erschaffen. Diese Gerechtigkeit basierte aber allein auf Äußerlichkeiten. Wurden bestimmte Regeln eingehalten, kam man in den Himmel, wurden andere Regelungen missachtet dann war es aus mit dem Himmelreich.
Und hier zieht Jesus die Notbremse. Jesus zeigt uns klipp und klar, dass es niemals auf Äußerlichkeiten ankommt, wenn es darum geht, in den Himmel zu kommen.
Wichtig ist nur dass wir Buße tun und umkehren zu ihm hin und ihm die Regentschaft über unser Leben übertragen. Das hingegen ist eine reine Herzenssache, die von äußeren Umständen vollkommen unabhängig ist.
Jesus will unser Herz und nicht unsere Rituale.
Wenn wir dies verstehen, liebe Gemeinde, dann können wir auch endlich mit dem innerkirchlichen Gezänk um bestimmte Rituale aufhören. Dann können sich auch unterschiedliche Konfessionen wieder in Frieden und Freude begegnen ohne dass jeder meint, sein Standpunkt wäre der einzig richtige.
Wenn unser Verhältnis mit Gott stimmt, dann wird auch über kurz oder lang auch das Verhältnis zu unseren Brüdern und Schwestern anderer Konfessionen wieder stimmig werden. Eines dürfen wir nämlich auch nicht vergessen: Je mehr wir uns streiten, desto größeren Einfluss gewinnt der Teufel.
Lassen Sie uns an diesem Verhältnis wieder aktiv arbeiten und beginnen wir damit, indem wir zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Liedes " Herz und Herz vereint zusammen...2 (EG 251) von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf einstimmen, der da lautet, wie folgt:
|
|
|
|
Herz und Herz vereint zusammen sucht in Gottes Herzen Ruh. Lasset eure Liebesflammen lodern auf den Heiland zu. Er das Haupt, wir seine Glieder, er das Licht und wir der Schein, er der Meister, wir die Brüder, er ist unser, wir sind sein.
|
|
|
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
|
|
|