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ePredigt vom 20.10.2024 (Matthäus 5, 38-48 )
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 21. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem."(Römer 12,21). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 5. Kapitel des Matthäusevangeliums, die Verse 38-48. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Vom Vergelten
Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.
Von der Feindesliebe
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben." (3. Mose 19,18) und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
unsere heutiger Predigttext entstammt ja der Bergpredigt, also der Regierungserklärung unseres Herrn an seine Jünger. Daher kommt dem Text noch einmal eine ganz besondere Bedeutung zu.
Wenn wir uns den Text so anhören, dann kommt es wirklich knüppeldicke, was der Herr von uns erwartet. Nämlich nichts anderes als Liebe und Gerechtigkeit ohne Grenzen.
Schauen wir uns doch einmal im Detail an, was unser Herr und Heiland denn nun so alles von uns erwartet.
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1. Gerechtigkeit
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" so war die die damalige Vorstellung von Gerechtigkeit. Was sich vielleicht brutal anhört, war aber in der Tat eine Regelung der Deeskalation.
Durch die gleichwertige Vergeltung sollte die Rache begrenzt werden. Heutzutage bemühen wir natürlich unsere Gerichte, wenn es um Strafzumessungen jedweder Art geht. Aber man war damals eben schon auf einem guten Wege.
Und in diese Situation hinein gibt Jesus die Parole heraus: "Vollkommener Verzicht auf Vergeltung." Das hat bestimmt gesessen bei seinen Zuhörern und das tut es auch heute noch. Wo kommen wir denn da hin, wenn wir uns nicht mehr wehren dürfen und sollen? Das geht doch nun mal gar nicht.
Doch, sagt unser Herr und Heiland, das geht doch.
Anstelle von der Vergeltung sollen Güte, Gnade und Barmherzigkeit treten. Wie kriegen wir das nur hin, liebe Gemeinde ?
Ich denke, ein erster Schritt ist der, dass ich mir vor Augen führe, dass der andere, der mir etwas angetan hat, ja auch ein Geschöpf Gottes ist, welches von unserem Herrn geliebt wird.
Und dann kann ich ja auch mal in mich hineinhorchen und vielleicht sogar feststellen, dass von dem, was mir der andere angetan hat, ja auch etwas in meinen bösen Gedanken vorhanden ist und ich vielleicht sogar schon einmal in ähnlicher Art und Weise gehandelt habe.
Vielleicht kann ich dann ja alles in Liebe regeln. Und wenn es nicht klappen sollte: Es ist ja jemand in unmittelbarer Nähe bei mir, der nur auf meinen Hilferuf wartet.
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2. Die Liebesmeile
Jesus benutzt ja gern Beispiele aus dem alltäglichen Leben, wenn er die Himmelsprinzipien erläutert.
Nun war es damals während der römischen Besatzungszeit so üblich, dass jeder Römer, wenn er auf einen Juden traf, diesen zwingen konnte, seine Lasten für eine Meile zu tragen.
Nach dieser Meile hatte der Jude dann seine Pflicht und Schuldigkeit getan und durfte die Last ablegen.
Und hier hinein spricht Jesus die Anweisung mit der zweiten Meile. Das ist natürlich nicht auf genau diese Meile gemünzt.
Es geht vielmehr darum, dass wir aus unserem Rechte- und Pflichtendenken herauskommen und unser Blick auf die Liebe gerichtet wird.
Wir sollen eben stets mehr tun, als es unsere Pflicht erfordert. Warum eigentlich? Denken wir doch einmal an die Menschen, die noch in ihren alten Denk- und Handelsweisen verhaftet sind. Denen kommt es doch bestimmt komisch vor, wenn da so ein Spinner tatsächlich mehr tut, als er muss. Rennt der doch tatsächlich die zweite Meile.
Und wenn dieser Spinner dann auch noch dafür bekannt ist, dass er auf Vergeltungsmaßnahmen verzichtet und anstatt dessen alles mit Liebe und Barmherzigkeit versucht zu erledigen, dann wird aus dem komischen Gefühl auf einmal Neugier werden, die fragt: Was steckt denn da dahinter, dass dieser Mensch ebenso ganz anders reagiert, als es gemeinhin üblich ist?
Und da ist dann der Punkt, wo wir aufgefordert werden, zu erklären, warum wir so reagieren wie wir reagieren und wer uns schlussendlich dazu befähigt.
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3. Königsdisziplin der Liebe
Jetzt kommt es aber noch einmal so richtig hammerhart. Da fordert uns doch tatsächlich unser Herr auf, unsere Feinde nicht zu hassen. Gut, vielleicht kriegen wir das noch so gerade eben hin. Aber wir sollen noch mehr tun, wir sollen ja nicht nur nicht hassen, nein wir sollen unsere Feinde auch noch lieben.
Also das geht dann wohl doch ein wenig zu weit!!! Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich damit immer noch schwertue.
Geht das überhaupt, die Feinde zu lieben? Schauen wir doch einmal über den biblischen Gartenzaun hinaus und gehen im Geiste zurück in das Paradies zu Adam und Eva.
Beide hatten gesündigt und flogen achtkantig aus dem Paradies hinaus. Dadurch, dass sie sich mit der Sünde befleckt hatten, waren Sie schlussendlich auch Gottes Feinde geworden. Aber dieser große Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, der liebte diese beiden abtrünnigen Menschen so sehr, dass er sie wieder bei sich haben wollte.
Seine Liebe ging sogar soweit, dass er für seine sündige Menschheit starb und mit seinem Leben für deren Sünde bezahlte. Gott gibt also alles für seine natürlichen Feinde damit sie seine Kinder werden können. Und das gilt bis heute.
Und da wir als Ebenbild Gottes geschaffen worden sind, sollen wir auch seine Liebe auf andere Menschen übertragen.
Corrie ten Boom hat dies am eigenen Leibe mitgemacht. Nach dem Krieg war sie als Evangelistin in Deutschland, also in dem Land, wo sie und ihre Familie im Konzentrationslager gefangen gehalten wurden unterwegs.
Nach einer Veranstaltung kam ein Herr auf sie zu, und gab sich ihr als Aufseher des Konzentrationslagers Ravensbrück zu erkennen, der Connie und ihrer Schwester sehr viel Leid zugefügt hatte. Also wenn das mal kein Anwärter für "Ein Feind für's Leben" ist.
Und genau dieser Mann streckte die Hand aus und bat Corrie um Vergebung für das, was er ihr angetan hatte. Corrie konnte die ausgestreckte Hand aber nicht entgegennehmen. Aber auf einmal lief es ganz warm durch ihren Körper und es fühlte sich an, als ob Gott ihre Hand nahm und sie in die Hand des ehemaligen Aufsehers legte. Da konnte sie ihm vergeben.
Warum sage ich uns allen dies? Ganz einfach, weil wir gerade bei der Feindesliebe, die eine 1:1 Kopie der Gottesliebe zu uns ist, wohl stets auf die Hilfe unseres Herrn und Heilandes angewiesen sein werden.
Und diese Hilfe erhalten wir jederzeit und gern von ihm, wenn wir ihn denn im Gebet darum bitten.
Weil dies heute eine doch sehr schwere Kost für uns war möchte ich uns allen noch einmal den Wochenspruch für die neue Woche zurufen: " Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." Lassen Sie uns alle diesen Wochenspruch in unseren Herzen tragen, ihn bewahren und ihn auch umsetzen mit der Hilfe unseres Herrn.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes noch einmal zusammen singen und zwar den ersten Vers des Liedes: "Liebe, die du mich zum Bilde..." (EG 401), von Johann Scheffler, der da lautet, wie folgt:
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Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht, Liebe, die du mich so milde nach dem Fall hast wiederbracht: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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