|
ePredigt vom 17.07.2022 (1. Mose 12, 1-4a)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 5. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Buch Mose, Kapitel 12, die Verse 1-4. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
|
|
|
|
Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. Da zog Abram aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm.
|
|
|
Liebe Gemeinde,
schon gleich zu Beginn der Bibel erfahren wir etwas über das persönliche Wirken Gottes in das Leben eines einzelnen Menschen hinein. Es ist eine Dreierformel, die wir hier erkennen können: Gott beruft, Gott segnet und Gott verheißt. Schauen wir uns doch dieses Wirken Gottes heute Morgen einmal etwas genauer an.
|
|
|
1. Die Berufung
Das war schon eine gewaltige Sache die Gott von Abraham (ich bleibe bei Abraham und nicht Abram) erwartete. Ich könnte mir vorstellen, dass es Abraham doch wohl recht gut dort gefallen hat, wo er sich bisher häuslich eingerichtet hatte. So könnte es weitergehen könnten ja seine Gedanken gewesen sein.
Und dann tritt Gott auf den Plan und verlangt von ihm, dass er nicht nur Haus und Hof verlassen soll, sondern auch seine ganze Verwandtschaft. Heute würde man sagen: Abraham wandert aus. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass Abraham damals keine müde Mark in der Tasche hatte.
Jetzt mal ganz im Ernst und wir sind ja unter uns: Ich müsste schon mehr als dreimal schlucken, wenn Gott zu mir sagt: Nimm deine Familie, verlass dein Haus und alles, was dir gehört und folge mir einfach nach. Wohlgemerkt, Gott hatte Abraham ja auch kein konkretes Ziel genannt, sondern nur, dass er in ein Land gehen solle, dass Gott ihm zeigen werde.
Vor ein paar Wochen hatten wir ja den Glaubenshelden Jona im Visier. Der haute erst mal in die entgegengesetzte Richtung ab, als Gott ihm einen Auftrag erteilte. Was daraus geworden ist, das haben wir alle sicherlich noch im Gedächtnis. Die Sache ging mal so richtig nach hinten los.
Also was erwartet Gott denn heute von uns? Na ja, genau das gleiche, wie damals. Auch wenn wir nicht so dramatisch in den Dienst gestellt werden wie Abraham, so erwartet Gott doch, dass wir seinem Rufe Folge leisten. Und zwar so, wie er es uns sagt und nicht was wir daraus gerne machen möchten.
Egal, wohin Gott uns auch beruft, liebe Gemeinde, wir müssen uns keine Sorgen machen. Gott geht immer voran und öffnet uns alle für unsere Berufung notwendigen Türen.
Wir verlassen uns ja häufig viel lieber auf unseren Besitz, unseren Beruf und unser Portemonnaie. Es wird Zeit zum Umdenken. Was Geld und Besitz letztendlich wert sind, das haben wir ja im Ukrainekrieg gesehen. Da verlassen wir uns doch lieber auf unseren Herrn und Heiland.
|
|
|
2. Der Segen
Wer einen anderen segnet, der zeigt damit, dass er es gut mit ihm meint. So einmal etwas einfacher ausgedrückt, was wir unter Segen im theologischen Sinne verstehen können.
Mit der Berufung allein ist es ja nicht getan. Abraham kann sich darauf verlassen, dass Gott es gut mit ihm meint und ihn nicht ins offene Feuer rennen lässt.
Allein nach der Berufung den Satz zu lesen: "Da zog Abram aus..." wäre doch ein wenig dünn. Gott segnete ihn bevor er auszog. Berufung plus Segen sind schon etwas ganz anderes als die Berufung allein.
Jetzt kommen wir aber mal zu uns heute im Jahre 2022. Gott beruft ja auch heute noch Menschen in seinen Dienst, damit sie beim Aufbau seines Reiches ihren Teil dazu beitragen können.
Die Berufung erfahren wir, wenn wir auf sein Wort hören. Das bedeutet aber auch, dass wir uns die Zeit und die Ruhe und die Muße antun, dies auch in die Tat umzusetzen. Zwischen dem morgendlichen Aufstehen und dem Coffee to-go funktioniert das nicht. Da bedarf es schon Aktivitäten von unserer Seite aus. Lassen Sie uns unsere Gebetszeiten also niemals vernachlässigen.
Und jetzt haben wir den Auftrag erhalten. Vermutlich ist uns ein wenig flau im Magen. Das kenne ich nur all zu gut. Als ich meine Berufung als Prediger erhalten hatte, war ich noch oberschüchtern. Allein der Gedanke vor mehr als drei Menschen zu reden verschlug mir schon den Atem. Und vor der ersten Predigt hätte ich mich am liebsten krankgemeldet.
Und dann kam in einer stillen Stunde des Gebetes die Stimme Gottes und segnete mich genau für diesen Dienst. Ich habe heute noch die Worte im Ohr die er an mein Herz richtete: "Nicht du redest, sondern ich rede durch dich. Du bist nur mein Werkzeug."
Ich war zwar immer noch kein Billy Graham, aber es klappte von Mal zu Mal besser. Daher auch mein Rat an uns alle: Gott will uns alle segnen, bevor wir den Dienst antreten. Lassen wir ihn dann aber dies auch bitte tun bevor wir einfach voreilig lospreschen und vielleicht den Karren vor die Wand fahren. Sie werden sehen, die anfänglich schier unmöglichen Aufgaben werden nach und nach zu Aufgaben, die wir gern und mit Freude und mit Gottes Hilfe bewältigen.
|
|
|
3. Die Verheißung
Mit jeder Berufung und jedem Segen ist auch eine Verheißung verbunden. Im Prinzip bekommen wir alle eine Antwort auf die Frage: Und was habe ich davon, wenn ich den Weg gehe, den du von mir erwartest?
Wir können das heute für uns klipp und klar mit den Worten: "Frieden mit Gott" beantworten. Wenn wir uns bekehren und Gott als Herrscher in unser Leben lassen, dann sind uns nicht nur die Sünden vergeben. Nein, wir gehen mit Jesus Hand in Hand durch unser weiteres Leben bis zu dem Tage, da er uns zu sich in den Himmel abberuft.
Wir haben also die Verheißung des ewigen Lebens in der Tasche. Diese kann uns aktiv keiner mehr wegnehmen. Egal, was auch um uns herum passieren mag, bleiben wir dem Herrn treu, dann kommen wir nicht in das Gericht, sondern gelangen gleich nach unserem irdischen Tode in den Himmel.
Zu Zeiten Abrahams war Jesus bekannterweise noch nicht gekreuzigt worden, auch wenn Konfirmanden manchmal anderer Meinung sind.
Aber auch Abraham erhielt eine Verheißung von Gott. "Ich will dir einen großen Namen machen", so lautete die Verheißung die Abraham erhalten hat.
Jetzt müssen wir aber wieder einmal höllisch aufpassen. Was wir unter einem großen Namen verstehen, das sind Ansehen, Reichtum, Macht und Ehre. Das ist hier aber nicht gemeint. Im Urtext steht für die Übersetzung "großer Namen" der Begriff "große Nation".
Gott verspricht Abraham, dass er der Erste sein wird von einem gewaltigen Gottesvolk, welches nach ihm kommen wird. Er wird der Urvater des Gottesvolkes sein, wenn er denn der Berufung folgt.
Und so wie Abraham Gott einfach und treu gefolgt ist, so lassen Sie uns auch unserem Vater im Himmel einfach und treu folgen, wenn er uns in seinen Dienst beruft.
Lassen Sie uns nunmehr zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienst unseren Herrn und Heiland um seinen Segen bitten, indem wir gemeinsam in den 4. Vers des Liedes "Bewahre uns Gott...2 (EG 171) von Eugen Eckert einstimmen, der da lautet, wie folgt:
|
|
|
|
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen. Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen, dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.
|
|
|
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
|
|
|