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ePredigt vom 16.06.2024 (Lukas 15, 1-3 und 11b-32)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 3. Sonntag nach Trinitatis zu unserem Gottesdienst mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. " (Lukas 19, 10). Den Predigttext für den heutigen Sonntag, den wir sicherlich alle gut kennen, den finden wir ebenfalls im Lukasevangelium und zwar im 15. Kapitel, die Verse 11b-32. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. Er aber sprach zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zum Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein!
Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. Er antworte aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist wohl das bekannteste Gleichnis aus dem Neuen Testament und wir haben auch schon in den vergangenen Jahren schon einige Male darüber nachgedacht. Schauen wir uns doch heute einmal neben dem Inhalt auch die beteiligten Personen etwas näher an.
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1. Der Sohn
Dass Söhne und Töchter ab einem gewissen Alter das Elternhaus verlassen und dass das Hotel Mama nicht das Wohnmodell darstellt, welches bis zum Eintritt in das Rentenalter bevorzugt werden sollte, ist ganz natürlich.
Hier haben wir es aber mit einer anderen Ausgangslage zu tun. Hier verlässt der Sohn den Vater auf alle Zeiten. Das ersehen wir daraus, dass er sich sein Erbteil auszahlen lässt um dann auf Nimmerwiedersehen das Weite zu suchen.
Sinnbildlich steht der Sohn für diejenigen Menschen, die sich von Gott bewusst lossagen und auf eigene Faust im Leben besser zurechtkommen möchten.
Und das verblüffende ist häufig, dass diese Rechnung auch zu Beginn aufzugehen scheint. Wenn ich ohne Gott unterwegs bin, dann gelten ja auch die Regeln des Vaterhauses nicht mehr für mich. Und so kann ich auch den goldenen Schnitt machen, indem ich skrupellos agiere und alles zu meinem Vorteil ausnutze.
Aber irgendwann, liebe Gemeinde, überspannen die Menschen, die ohne Gott unterwegs sind den Bogen und landen meist in der Gosse. Nicht wie damals der verlorene Sohn, aber in der moralischen, finanziellen oder manchmal auch in der gesundheitlichen Gosse, weil sie eben alle Regeln des Vaters missachtet haben.
Manfred Siebald hat mal ein Lied geschrieben, dessen Refrain lautet, wie folgt: "Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit ihm gehen wir ins Licht, sind wir ohne Gott macht die Angst sich breit, aber mit ihm fürchten wir uns nicht."
Irgendwann auf dem Weg weg von Gott holt jeden die Dunkelheit in Form Satans ein und dann sieht die Lage eben auf einmal nicht mehr so rosig aus.
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2. Der Vater
Es ist schon ein wenig komisch, dass wir so gar nichts darüber lesen, dass der Vater dem Sohn erst einmal gehörig ins Gewissen redet, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
Ich jedenfalls hätte meinen Sohn nicht einfach so ziehen lassen.
Aber unser Herr und Heiland kennt seine Geschöpfe natürlich viel besser, als wir unsere eigenen Kinder. Und so wusste er auch, dass gutes Zureden zu diesem Zeitpunkt nichts nutzen würde.
Also ließ er den Sohn mit seinem Erbteil in die Ferne ziehen. Er geht auch nicht hinterher, um ihn zu beschützen. Wer Gott absagt, der darf getrost darauf vertrauen, dass Gott sich aus seinem Leben auch wirklich heraushält.
Aber Gott bleibt auch bei dieser Spezies auf "Stand-by" geschaltet.
Als der verlorene Sohn seinen Missgriff endlich begriffen hatte und wieder zu sich gekommen war, da machte sich der Vater auf und lief ihm entgegen.
Aber, und das ist jetzt ganz wichtig, es mussten drei Dinge vorab geschehen. Und diese drei Dinge sind Reue, Buße und Umkehr.
Solange wir unsere Sünden nicht bereuen, werden wir auch keine Aktivität von Gott erwarten können. Erst dann, wenn wir ehrliche Reue zeigen und uns selber auf das schärfste verurteilen für das, was wir getan haben, erst dann dreht sich unser Herr sinnbildlich gesprochen nach uns um.
Und wenn wir dann noch ehrlichen Herzens den Heimweg antreten, also wieder zurück zu unserem Herrn, dann kommt er uns mit fliegenden Fahnen entgegen, um uns wieder in seinem Hause willkommen zu heißen.
Keiner von uns, liebe Gemeinde, kann so tief sinken, dass er nicht wieder den Weg zurück antreten kann. Und keine Sünde ist so schwerwiegend, dass sie unser Herr dem reuigen Sünder nicht vergeben kann.
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3. Der Bruder
Der anständige Bruder, der die ganze Zeit im Vaterhaus geblieben ist, ja, der war natürlich alles andere als begeistert, als sein Vater diesen Nichtsnutz wieder in die Familie aufgenommen hat. Und zwar ohne Wenn und Aber.
Er selber hat tagaus tagein für das Werk seines Vaters geschuftet und das ist nun der Dank dafür, dass so einer, der sein ganzes Vermögen verprasst hat, wieder einen Ehrenplatz in der Familie einnimmt.
Liebe Gemeinde, wenn wir einmal ganz ehrlich zu uns selber sind, dann könnte es doch gut sein, dass so ein kleines Stück der Wesensart dieses Bruders auch in uns latent vorhanden ist, um es einmal ganz vorsichtig auszudrücken.
Nehmen wir Gemeindemitglieder, die in die Irre gegangen sind wirklich wieder vorbehaltlos in unsere Gemeinschaften auf und versetzen sie in den vorigen Stand, als ob nichts gewesen wäre? Oder ist es nicht so, dass auch wir ein wenig zurückhaltend sind nach dem Motto "Warten wir doch mal ab, wie ehrlich er es denn wohl meint"?
Und dann tut es gut, wenn uns unser Herr und Heiland beiseite nimmt und uns immer mal wieder zu verstehen gibt, dass wir doch allezeit bei ihm sein dürfen und dass alles, was seins ist auch das unsrige ist.
Und dann dürfen wir zum einen erkennen, was Gott so alles an uns getan hat, was wir vielleicht als zu selbstverständlich hingenommen haben. Und dann dürfen wir auch erkennen, dass Gott keine 24/7 "Malocher" will, sondern dass auch wir unsere Freude haben dürfen, Feste genießen und Spaß haben dürfen.
Warum betone ich dies so besonders? Weil ich in einigen, und das waren leider nicht wenige christlichen Gemeinschaften eingeladen war und feststellen musste, dass alles, was Spaß und Freude machte, angeblich vom Teufel herkommt und es nur darum gehe alles mit einem besonderen Ernst für den Herrn zu tun.
Lassen wir uns bitte keinen Bären aufbinden. Gott möchte uns gern fröhlich und mit Spaß bei der Sache sehen. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb und nicht denjenigen der so ganz verbissen bei der Sache ist.
Wollen wir uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes noch einmal gewiss machen, was unser Herr Heiland alles für uns getan hat und noch tut, indem wir gemeinsam in den 2. Vers des Liedes: "Ist Gott für mich, so trete..." (EG 351) von Paul Gerhardt einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Nun weiß und glaub ich feste, ich rühm's auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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