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ePredigt vom 16.04.2023 (1. Mose 32, 23-32)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 1. Sonntag nach Ostern, dem Sonntag Quasimodogeniti. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Buch Mose, Kapitel 32, die Verse 23-32. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Jakobs Kampf am Jabbok. Sein neuer Name
Und Jakob stand auf in der Nacht und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog an die Furt des Jabbok, nahm sie und führte sie über das Wasser, sodass hinüberkam, was er hatte, und blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen. Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob nannte die Stätte Pnuel; denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen und doch wurde mein Leben gerettet. Und als er an Pnuel vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
heute geht es um ein ganz spezielles Thema, nämlich um das Thema des Segens. Wir alle kennen ja den Aaronitischen Segen, der uns heute intensiv zum Nachdenken anregen wird als den Segen, unter den wir uns stellen, wenn wir den Gottesdienst beenden.
Lassen Sie uns heute also über den Segen im Allgemeinen und über den Aaronitischen Segen im Besonderen ein wenig nachdenken.
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1. Der erschlichene Segen
Wir kennen ja die Vorgeschichte unseres Glaubenshelden des heutigen Predigttextes. Das Erstgeburtsrecht hatte er sich durch ein Abendessen gesichert, welches er seinem Bruder Esau abgetreten hat.
Und auch bei dem väterlichen Segen ging er gemeinsam mit seiner Mutter nicht gerade zimperlich vor, als er seinen Bruder nunmehr auch um den eigentlich ihm zustehenden Segen betrogen hatte.
Das auf diesem Segen in der Tat zunächst kein Segen ruhte, das lesen wir alle in der weiteren Geschichte seines Lebens. Jakob musste sich wirklich abrackern und im Schweiße seines Angesichtes sein Brot verdienen, bevor er die Heimreise angetreten hat.
Also wahrhaftig kein gesegnetes Leben, welches er bei Laban führte. Laban hatte Jakob bezüglich seiner Ehefrau genauso hinter die Fichte geführt, wie Jakob dies bei seinem Bruder Esau getan hatte. Und auch der Brautpreis wurde von seinem Schwiegervater mehrmals eigenmächtig zu dessen Gunsten verändert.
Auf dem erschlichenen Segen lag nun in der Tat kein Segen und Jakob wurde von Gott in eine harte Schule genommen, bevor er endlich die Heimreise antreten durfte. Und dass auf dieser der Segen des Herrn lag, das war für Jakob auch noch eher fraglich.
Nicht umsonst wollte er seinen Bruder mit überreichen Gastgeschenken beeindrucken. Und dann kam der Moment, wo ihn Gott doch noch segnete und sein weiteres Leben eine Wendung erfahren sollte.
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2. Ihr sollt ein Segen sein
Genau das, liebe Gemeinde, lesen wir so in der Bibel.
Wenn wir das Wort im Urtext übersetzen wollen, so bedeutet Segen im Prinzip nichts andere als auf Gottes Geheiß Gutes sagen, oder Gutes über jemanden sagen.
Und jetzt können wir uns schon ein wenig konkreter vorstellen, was es denn bedeuten soll, dass wir ein Segen für unsere Mitmenschen sein sollen.
Das macht die Sache aber auch nicht unbedingt einfacher. Denn es werden uns in der Bibel verschiedene Personenkreise aufgezählt, denen wir unseren Segen zusprechen sollen.
Wir sollen unsere Feinde segnen, liebe Gemeinde. Das müssen wir uns einmal vorstellen. Denjenigen, der uns Böses getan hat, dem sollen wir auch noch Gottes Segen zusprechen. Womöglich noch damit er weitermachen kann, wie bisher? Nein, das steckt nun wirklich nicht dahinter.
Mich hat jemand mal um eine größere Summe Geld betrogen. In den ersten Monaten hätte ich ihm am liebsten die "Pest an den Hals" gewünscht, anstelle dieser Menschen auch noch zu segnen. Aber irgendwann kam der Punkt, wo die Wut nachließ und ich mich mit der persönlichen Situation dieses Menschen auseinandergesetzt habe. Kurzum, er hatte aus einer absoluten Notsituation heraus gehandelt und das erschwindelte Geld hatte ihm nicht geholfen. Er war nur noch tiefer in den Sumpf hineingeraten.
Ich konnte diesem Menschen einfach nicht mehr böse sein, ich konnte nicht anders als ihm zu verzeihen und ihm den Segen Gottes zuzusprechen und eben nicht nachzutreten, was wohl verständlicher gewesen wäre in der Welt. Das heißt übrigens auch nicht, dass wir dadurch beste Freunde geworden sind. Aber er steht nun unter dem Segen Gottes.
Dann sollen wir die Kranken unter uns segnen. Das bedeutet nicht, dass alle Menschen, die wir segnen, sofort von allen Gebrechen genesen werden. Heilungen können und werden auch passieren, aber es kann nach Gottes Willen auch sein, dass der Kranke durch den Segen des Herrn, den wir ihm zusprechen, seine Krankheit nur besser ertragen kann.
Dann sollen wir im Leid und in der Freude segnen. Im Leid, nun, das kann ich noch verstehen. Aber in der Freude, die jemand empfindet ihm dann noch den Segen Gottes zusprechen? Braucht er diesen denn jetzt überhaupt noch? Gerade jetzt, liebe Gemeinde, weil wir alle schnell drohen, überheblich und stolz zu werden, wenn uns zu viel Gutes widerfährt. Und dann tut es gut, zu wissen, von wem all das Gute in unserem Leben kommt.
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3. Der Aaronitische Segen
Am Ende eines jeden Gottesdienstes stellen wir uns gemeinsam unter diesen Segen, den wir gleich näher betrachten werden. Der Segen wird uns von dem zugesagt, der den Gottesdienst hält. Doch halt, stimmt das überhaupt? Sie liegen richtig, wenn sie vehement ein Nein in den Saal donnern.
Zugesagt wird der Segen nämlich von unserem Herrn und Heiland. Derjenige, der vorne steht tut dies nur auf Befehl des Herrn. Er sagt den Segen lediglich an. Die Zusage hingegen kommt allein von unserem Herrn. Doch nunmehr zu dem Aaronitischen Segen:
"Der Herr segne dich und behüte dich"
Das bedeutet, dass Gott seine segnenden Hände auf einen jeden von uns legt. ER bewahrt uns in allem, was auch immer noch auf uns zukommen mag. ER wird niemals seine schützende Hand von uns abziehen. Bei ihm dürfen wir uns stets sicher und geborgen fühlen.
Wir alle leiden gerade durch die Geschehnisse der letzten Jahre sicherlich gelegentlich unter Formen der Angst. Das ist auch ganz natürlich und Angst kann auch ein guter Ratgeber sein. Aber die übergroße Angst, die uns zu erwürgen scheint, diese übergroße Angst nimmt uns unser Herr durch seinen Segen von uns weg.
"Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei dir gnädig"
ER ist das Licht in meinem Leben. ER gibt mir die Orientierung für mein Leben. Immer dann, wenn ich mich in den Dunkelheiten meines Lebens befinde, dann will er mir den Lebensweg wieder hell erleuchten und mir den Weg zeigen, den ich mit ihm zusammen gehen soll und auch kann.
Und wenn die persönliche Nacht am dunkelsten ist, dann scheint dieses Licht wie der neue Morgen in mein Herz hinein als ein Licht, das mich fröhlich einstimmen soll auf den Weg, der noch vor mir liegt.
Er ist mir gnädig, ER vergibt mir alle meine Schuld. Ich muss an meiner Schuld eben nicht zugrunde gehen. Ich darf sie bei meinem Herrn und Heiland ein für alle Male ablegen und dann frohgemut meines Weges ziehen.
"Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe dir seinen Frieden"
Kein Mensch, liebe Gemeinde, wird von unserem Herrn übersehen. Auch wenn er sich noch so unbedeutend fühlt, vor Gott sind wir alle gleich wichtig und wertvoll.
Daher kümmert sich unser Herr auch ganz persönlich um einen jeden von uns. Darauf dürfen wir uns felsenfest verlassen, weil er uns dies versprochen hat.
Und der Herr gibt uns seinen Frieden. Nicht das, was die Welt unter Frieden versteht, sondern seinen göttlichen Frieden. Dieser göttliche Frieden will uns auf all unseren weiteren Wegen unseres Lebens ein treuer Begleiter sein.
Wir, die wir mit diesem Frieden ausgestattet wurden, wir dürfen und sollen diesen Frieden natürlich auch weitergeben solange bis alle Menschen diesen Frieden in sich spüren.
Und genau dieser Friede war, es, den der Segen des Herrn zum Inhalt hatte, als er Jakob gesegnet hatte. Wenn wir den weiteren Lebensweg von Jakob in der Bibel nachlesen, dann sehen wird, wie dieser echte, also der nicht ergaunerte Segen über dem Leben von Jakob fortan gelegen hat.
Und genau so, wie dieser Segen über Jakob lag, genau so soll der Segen unseres Herrn jeden Tag über uns liegen.
Bevor wir uns diesen Segen zusprechen lassen, lassen Sie uns noch gemeinsam zum Abschluss dieses Gottesdienstes singen und zwar den Kehrvers des Liedes "Herr, wir bitten: Komm und segne uns..." (EG 607) der da lautet, wie folgt:
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Herr, wir bitten: Komm und segne uns; lege auf uns deinen Frieden. Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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