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ePredigt vom 15.10.2023 (Jakobus 5, 13-16)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 19. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen." (Jeremia 17,14). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 5. Kapitel des Jakobusbriefes, die Verse13-16. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also untereinander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es erntlich ist.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
Luther befand den Jakobusbrief als den unnützesten Brief der Bibel. Andere Kirchenmänner und Frauen hingegen betrachten ihn als "Evangelium in der Nussschale", also als eine Kurzfassung dessen, was für uns als Christen wirklich wichtig ist.
Nun können wir genüsslich darüber diskutieren, wer denn wohl letztendlich recht hat, aber bringen tut uns das auch nichts. Schauen wir uns doch lieber einmal an, was wir in dem heutigen Text finden, was uns auch im Leben weiterhelfen kann.
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1. Das Gebet des Glaubens
Jakobus sagt es ganz, ganz deutlich: "Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen."
Und da stellte sich mir sofort die Frage: Beten wir nicht alle im Glauben? Nun, ich habe mir dann einmal verschiedene Studienbibeln vorgenommen und über den Glauben nachgelesen.
In einer Studienbibel habe ich eine sehr schöne Definition zum Glauben gefunden: "Glaube bedeutet meine Zustimmung zum dem, was bei Gott wahr ist."
Beten, und darüber haben wir ja nun schon einige Male zusammen nachgedacht ist ja nichts anderes als reden mit Gott. Im Glauben zu beten heißt, dass ich mein ganzes Vertrauen auf Gott setze, ja, dass ich weiß, dass ich sicher weiß, dass mein Gebet auch tatsächlich gehört wird.
Ich brabbele nicht etwas in den luftleeren Raum hinein. Ich bete nicht die Zimmerdecke an. Nein, ich rede mit dem lebendigen Gott und weiß, dass er auf der anderen, für mich gerade nicht sichtbaren Seite sitzt und mir zuhört.
Wenn ich dies weiß, dann bete ich auch nicht mehr irgendwelche Phrasen in den Raum hinein, nein, dann bete ich ganz konkret zu diesem Herrn. Und wenn es um Krankheit geht, dann darf und muss ich ihm mein Anliegen auch ganz konkret vortragen.
Im Jugendkreis habe ich dies immer so erklärt: "Stellt euch bitte einmal einen Beichtstuhl in der katholischen Kirche vor. Auf der einen Seite sitzt ihr mit euren Anliegen und auf der anderen Seite sitzt der allmächtige Gott. Er kann euch hören und er wird euch antworten." Dann habe ich immer gefragt: Und was würdet ihr nun Gott sagen. Und dann kamen keine auswendig gelernten Floskeln, da kamen dann immer ganz konkrete Anliegen. Ich weiß natürlich, dass dieses Beispiel hinkt, aber als visuelle Unterstützung hat es mir schon gute Dienste erwiesen.
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2. Wird dem Kranken helfen
So, jetzt kommen wir zu dem, was das Gebet macht.
Wenn Gott sagt, dass das aufrechte Gebet dem Kranken helfen wird, dann wird dies auch geschehen. Allein darum, weil er dies gesagt hat. Nur die Art und Weise der Hilfe kann sich und wird sich unter Umständen von unseren Erwartungen unterscheiden.
Gewiss, Gott kann von einer Sekunde auf die nächste den Kranken heilen. In meiner Nähe liegt eine Drogenrehabilitation. Dort hilft ein Team der FCJG Lüdenscheid Drogensüchtigen von Ihrer Sucht loszukommen. Ich habe es schon oftmals direkt erleben können, wie schwerste Drogenanhängige von einer Sekunde auf die andere von Ihrer Sucht durch den Herrn befreit worden sind.
Manchen Kranken hingegen hilft Gott dadurch, dass er sie in ihrem Leiden stärkt. Meine Frau hat sehr lange als Hospizhelferin Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Nahezu alle, die im Glauben standen waren nicht wie Sterbende, bei denen alles aus ist, sondern wie Lebende, die sich auf das Jenseits und die Gemeinschaft mit dem Herrn innerlich freuten und daher hier alles viel besser ertrugen, als andere Menschen.
Eine Ärztin sagte ihr einmal, dass es sie schon verwundere, dass Christen in aller Regel viel weniger Morphin benötigten als andere Menschen. Das ist natürlich nur ein Erfahrungswert und keine wissenschaftliche Studie.
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3. Der Herr wird ihn aufrichten
Hier wird das Aufrichten in direktem Zusammenhang mit der Sünde genannt. Ich will jetzt auf keinen Fall behaupten, dass die Krankheit die Folge einer Sünde ist. Das kann im Einzelfall so sein, muss es aber nicht.
Aber es kann sein, dass bei der Kommunikation mit Gott zwischen dem Kranken und Gott noch etwas im Weg steht, ein Hindernis, welches die direkte Kommunikation unmöglich macht.
Und ein solches Hindernis kann die Sünde sein. Wenn wir dies erkennen, dann ist es höchste Eisennbahn, dass wir diese Sünde direkt unter das Kreuz bringen. Luther würde sagen: Renn mit allen deinen Sünden direkt in Jesu Arme.
Und zum Schluss steht da noch in unserem Predigttext etwas von der "Ernsthaftigkeit"
Meinen wir auch wirklich das, was wir beten? Wollen wir auch wirklich das, was wir erbeten? Hippokrates hat einmal seinen Schülern folgenden Ratschlag mit auf den Weg gegeben: Fragt zuerst den Kranken ob er mit dem, was ihn krank gemacht hat, auch wirklich aufhören will!!!
Und darauf müssen wir vorbereitet sein. Es kann nämlich sein, dass unser Herr die Finger in eine Wunde legt, die sehr schmerzhaft für uns ist. Damit will er uns zeigen, wo bei uns etwas im Argen liegt.
Ich habe selber mal vor vielen, vielen Jahren mit einem alkoholkranken jungen Mann immer wieder gebetet und gebetet. Aber es passierte nichts. Dann kam ein alter Bruder einer Nachbargemeinde bei mir vorbei. Im Laufe des Gespräches berichtete ich ihm meinen "Fall". Er bat mich, doch auch einmal mit diesem jungen Manne reden zu dürfen. Als dieser sich dazu bereiterklärte gingen sie gemeinsam ins Gebet.
Mein alter Bruder sagte es dem jungen Mann direkt auf den Kopf zu: "Du willst ja gar nicht aufhören zu trinken." Was dieser auch nicht bestritt. Er hoffte auf Heilung, aber wollte gleichzeitig seinen sündhaften Lebensstil nicht umstellen. Und dann kann es sein, dass wir vergeblich auf Gottes Hilfe warten.
So, und jetzt lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes unserem Gott die Ehre geben, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut.." (EG326) von Johann Jakob Schütz einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, dem Vater aller Güte, dem Gott, der alle Wunder tut, dem Gott der mein Gemüte mit seinem reichen Trost erfüllt, dem Gott, der allen Jammer stillt. Gebt unserm Gott die Ehre !
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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