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ePredigt vom 15.05.2022 (Kolosser 3, 12-17)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 4. Sonntag nach Ostern. Den Predigttext für den heutigen Sonntag Kantate finden wir im 3. Kapitel des Kolosserbriefes, die Verse 12-17. Lassen Sie uns zunächst gemeinsam diesen Text lesen:
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So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und die Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
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Liebe Gemeinde,
in diesem kurzen Text steckt ja so ziemlich alles drin, was unser Christentum ausmacht. Lassen Sie uns diesen Text ein wenig strukturierter betrachten:
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1. Vergebung
Wie euch der Herr vergeben hat, so vergebt auch ihr. So haben wir es gehört. Klar, jeder von uns denkt dabei sofort an das Vater Unser.
Und da lauert auch schon eine Gefahr. Bei allem, was man häufig macht, da lauert die Gefahr, dass man es einfach nur noch so herunterleiert, sich also kaum noch etwas dabei denkt, was man betet.
Wir dürfen es uns jeden Tag auf's Neue bewusst machen, liebe Gemeinde, nämlich dass wir erlöste Sünder sind. Jeder unter uns, der seine Schuld unter das Kreuz gebracht hat, der kommt nicht mehr in das Gericht, der geht nach seinem irdischen Tode gleich hinüber in die andere Welt, in die direkte Gemeinschaft mit unserem Herrn.
Wir dürfen dem Herrn täglich für seine Erlösungstat aus vollstem Herzen Danke sagen. Aber die Erlösung beinhaltet auch eine direkte Aufgabe an uns. Auch wir sollen nämlich den Menschen vergeben, die an uns schuldig geworden sind.
Wir nehmen es gern als selbstverständlich hin, dass der Herr uns unsere Schuld vergibt, mit der Vergebung der Schuld unserer Mitmenschen tun wir uns schon ein wenig schwerer. Da bleibt uns oft nur, unseren Herrn um seine Kraft und seinen Beistand zu bitten, wenn uns dies nicht gelingen will.
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2. In der Klammer
Wir haben ja alle Mathematik n der Schule gehabt. Und da haben wir bei der Klammerrechnung auch gelernt, dass zunächst das ausgerechnet werden sollte, was in der Klammer steht.
In der Klammer unseres Predigttextes stehen einige Verhaltensweisen, die uns als Christen gut zu Gesichte stehen und die der Herr von uns sehen möchte. Schauen wir uns diese doch einmal kurz an.
Erbarmen. Erbarmung ist nichts anders, als dass ich mir die Not des anderen zu eigen mache. Wenn ich mich in meinen Mitmenschen mit ganzem Herzen hineinversetze, dann kann ich seine Not viel besser wahrnehmen und darauf reagieren.
Freundlichkeit. Darunter verstehen wir das respektvolle anerkennende und wohlwollende Verhalten unsererseits gegenüber unseren Mitmenschen. Nicht nur wir sind die wahren echten Macher, denen alles gelingt. Wir dürfen unseren Mitmenschen diese Attribute auch gern zugestehen.
Dass wir uns allen Menschen gegenüber, nicht nur den Oberen gegenüber respektvoll verhalten sollen, brauchen wir glaube ich gar nicht erst zu erwähnen.
Demut. Lerne leiden ohne zu klagen, das sagte meine Großmutter immer, wenn es darum ging, den Begriff Demut näher zu definieren. Demut heißt, dass ich mich den Gegebenheiten so hingebe, wie Gott es von mir erwartet und dass ich mit dem zufrieden bin, was Gott mir gibt. Ganz praktisch bedeutet dies aufhören zu nörgeln und zu meckern und aus allem das Beste zu machen.
Geduld. Liebe Gemeinde, dies ist eine christliche Kardinaltugend, die mir manchmal ein wenig schwerfällt, aber ich arbeite Tag für Tag daran. Natürlich ist es manchmal frustrierend, wenn wir für etwas beten und der gewünschte Erfolg tritt nicht sogleich ein. Aber seien wir uns gewiss: Gott erhört alle unsere Gebete, er beantwortet sie aber nur so, dass es uns zum Besten dient.
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3. Vor der Klammer
Das was vor der Klammer steht das ist bei Rechenaufgaben das Entscheidende. Und vor der Klammer steht: "Über alles aber zieht an die Liebe..."
All die oben genannten Eigenschaften können wir auch mit zerknirschtem Gesicht oder Gemüt oder gar nur halbherzig durchführen. Bloß dann geht zu ziemlich alles schief, was nur eben schiefgehen kann.
Erst dann, wenn wir allen Eigenschaften den Mantel der Liebe überziehen, erst dann wirken wir authentisch und erst dann wird uns unser Gegenüber unser Interesse an ihm auch wirklich abkaufen.
Jesus hat uns ja auch nicht mit den Worten erlöst: "Wenn es denn wirklich gar nicht anders geht, dann gehe ich eben für euch ans Kreuz. Aber verdient habt ihr es sowieso nicht." Nein Jesus trägt unser aller Schuld mit Liebe an das Kreuz und bezahlt aus Liebe zu uns für all unsere Schulden.
Wie komme ich denn an den Mantel der Liebe? Mir fällt es so schwer, wenn man mir wehgetan hat für meine Gegenüber echte und keine geheuchelte Liebe zu empfinden. Hier, liebe Gemeinde, hilft nur der Weg zum Kreuz. Unter dem Kreuz mit Jesus beten und ihn bitten, seine Liebe in unser Herz zu legen ist der einzige Weg, wie wir diese Liebe erhalten und weitergeben können.
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4. Dranbleiben
Nicht erschrecken, heute habe ich vier Punkte. Aber ich mache es auch ganz kurz.
Wir sollen das Wort Christi reichlich unter uns wohnen lassen. Das machen wir indem wir unsere tägliche Bibellese nicht vernachlässigen. Ich sage es gern immer wieder: Jeden Tag drei Kapitel in der Bibel lesen und sonntags sechs Kapitel. Dann sind wir in einem Jahr einmal gemeinsam durch die Bibel gegangen.
Es schadet übrigens nicht, Bibelworte auswendig zu lernen. Gleiches gilt für geistliche Lieder. Wir alle können nämlich mal in Situationen kommen, wo wir die Bibel nicht mehr lesen können. Wie erbaulich ist es dann, wenn uns ein Repertoire von Bibelworten, Gebeten und geistlichen Liedern in unserem Kopf hilft, den Herrn zu loben und zu preisen.
Ich kann Ihnen eines versprechen: Sie werden immer wieder neue spannende Passagen in der Bibel entdecken. Von Mal zu Mal wird das Buch der Bücher ihnen immer verständlicher werden. Und auch auswendig gelernte Passagen der Bibel oder geistliche Lieder werden sie immer mehr hin zu Jesus führen.
Im Übrigen gilt: Nur das, was man täglich übt, das geht einem auch in Fleisch und Blut über.
Daher lassen Sie uns diesen Gottesdienst auch mit einem geistlichen Lied beschließen. Lassen Sie uns unseren Herrn gemeinsam loben, indem wir nun zusammen in den ersten Vers des Liedes: "Lobe den Herren..." (EG 316) von Joachim Neander einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe wacht auf, lasset den Lobgesang hören.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich De Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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