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ePredigt vom 11.02.2024 (Amos 5, 21-24)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag vor der Passionszeit, dem Sonntag Estomihi mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn." (Lukas 18,31). Den Predigttext für diese neue Woche finden wir bei dem Propheten Amos, im 5. Kapitel, die Verse 21-24. Wollen wir zunächst auf diesen Predigttext hören:
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Der äußerliche Gottesdienst tut's nicht
Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören. Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
wir gehen regelmäßig zum Gottesdienst, wir reden auch über den Gottesdienst und in vielen Gemeinden wird der Gottesdienst von dem dafür vorgesehenen Gottesdienstteam vorbereitet. Haben wir uns eigentlich schon mal gefragt: Was ist das denn eigentlich, der rechte Gottesdienst? Was erwartet denn unser Herr von uns? Das genau tat der Herr dem Amos kund, weil offensichtlich der Gottesdienst aus dem Ruder gelaufen war.
Schauen wir uns doch heute Morgen einmal gemeinsam an, wie sich unser Herr den wahren Gottesdienst, im wahrsten Sinne des Wortes vorstellt.
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1. Äußerliche Frömmigkeit
Sonntags in die Kirche rennen, aber am Montag die lieben Mitmenschen wieder über die Klinge springen lassen. Solche oder ähnliche Sprüche kennen wir doch alle.
Mal ganz abgesehen von dem Umstand, dass ich noch keinen Menschen habe in die Kirche rennen sehen, wissen wir alle, was hier gemeint ist.
Die Frömmigkeit ist häufig nur aufgesetzt. Gut, man kann einige Lieder sogar auswendig mitsingen, man kennt das Glaubensbekenntnis und das Vater Unser beten wie runter wie im Schlafe und die Abendmahlsliturgie sitzt auch wie aus dem "ff". Aber ansonsten ist da nur die immer wieder gern zitierte "heiße Luft".
Wir kommen ja gerade von Weihnachten her und steuern auf das Osterfest zu. So voll, wie an Heiligabend und am Osterfeiertag sieht man die Kirche selten. Also kann ja mit der Differenz der Besucher irgendetwas nicht stimmen, so sieht Gott das jedenfalls.
Bei vielen Menschen ist der Kirchgang nur noch eine Routine. Das Herz ist weit weg und während der Predigt überlegt man sich, was in der nächsten Woche so alles auf dem Zettel steht. Wer so in den Gottesdienst geht, so die Worte unseres Herrn, dessen Anbetung ist bedeutungslos.
Gott hasst Feste. Nein, das tut er natürlich nicht, aber er erfreut sich nicht an dem äußeren Rahmen, wie wir diese Dienste gestalten. Gott möchte, dass wir darüber nachdenken, wie wir ein Leben in Einklang mit Gottes Gerechtigkeit führen und er möchte eben nicht, dass wir darüber nachsinnen, mit welchem äußeren Rahmen wir unsere Gottesdienste aufpeppen können.
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2. Zwei Herzen im gleichen Takt
Diesen Punkt können wir ganz kurzhalten: Gott möchte, dass sein Herz und unser Herz im gleichen Takt schlagen.
Das hört sich ja gut an, aber wie kriegen wir das denn nun hin.
Denken wir doch einmal an zwei frisch verliebte Menschen. Jeder hört dem anderen aufmerksam zu und jeder möchte dem anderen alles recht machen. Und wenn sie einmal auseinandergehen, dann ist sofort die unstillbare Sehnsucht nach dem anderen da, die erst dann endet, wenn beide wieder zusammenkommen.
Gott ist ein perfekter Zuhörer. Er ist 24/7 für uns erreichbar. Jetzt mal die Gegenfrage: Sind wir auch 24/7 für Gott erreichbar, wenn er in unser Leben eingreift?
Reden wir genau so zu ihm, wie er zu uns, nämlich getragen von lauter Liebe und Sehnsucht?
Tragen wir überhaupt noch die Sehnsucht nach Gott, nach seinem Wort und die Sehnsucht nach gemeinsamer Zeit in uns?
Und spüren wir ihn noch, diesen Trennungsschmerz, wenn wir aus der Kirche nach Hause gehen? Freuen wir uns noch auf die nächste stille Zeit, das Bibelstudium und auf den nächsten Gottesdienst?
Mit diesen Fragen sollten wir uns unbedingt auseinandersetzen. Mit jedem "Ja" schlägt unser Herz ein Stück weit mehr in dem gleichen Takt wie Gottes Herz für uns.
Wenn ich ehrlich bin, dann hapert es bei mir oftmals an der ein oder anderen Stelle. Dann ertappe ich mich dabei, dass ich mich nicht 24/7 von Gott unterbrechen lassen möchte. Dann ist es an der Zeit, dass ich mit diesem Problem zu unserem Herrn und Heiland gehe und dies persönlich mit ihm bespreche.
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3. Authentischer Gottesdienst
Wie soll er denn nun aussehen, der Gottesdienst, der Gott gefällt. Bisher haben wir ja eher das aufgezählt, was Gott nicht gefällt.
Also zunächst einmal: Unser Gottesdienst, also unser Dienst für Gott ist nicht auf den Innenraum der Kirche beschränkt. Er fängt vielmehr erst dann an, wenn wir diese Räumlichkeiten nachher wieder verlassen.
Wenn Konfirmanden fragen: Warum soll ich denn überhaupt sonntags in die Kirche gehen? Dann bekommen sie eine ganz einfache Antwort: In der Kirche holst du dir die Kraft, damit Du unter der Woche Gott dienen kannst.
Und wie diene ich Gott nun ganz konkret? Zusammenfassend möchte ich sagen, indem ich sein Wort in die Tat umsetze.
Das beginnt zum Beispiel damit, dass ich Gottes Liebe in meinem Leben wiedergebe und weitergebe. Ich muss nicht immer in allem Recht behalten. Ich darf auch mal nachgeben, auch wenn ich mich im Recht fühle.
Ich darf es ruhig als einen Teil meiner Lebensaufgabe ansehen, meinen Mitmenschen das Leben hier auf dieser Erde etwas leichter und einfacher zu gestalten.
Dann dürfen meine Mitmenschen auch erkennen und spüren, dass ich aus der Gnade heraus mein Leben lebe. Ich darf meinen Mitmenschen diese Gnade mit Worten und Taten weitergeben und sie so neugierig auf ein Leben mit Gott an ihrer Seite machen.
Und dann, ja das gehört auch dazu, ist es auch meine Aufgabe über Gottes Gerechtigkeit zu reden. Also zu sagen, dass nur derjenige das Gnadengeschenk bekommt, der sein altes Leben bereut und sein Leben unserem Herrn und Heiland anvertraut.
Wir sehen also, dass es gar nicht mal so schwer, wenn wir Gott so dienen wollen, dass es ihm gefällt. Natürlich werden wir dies nicht immer hinbekommen. Aber wir haben ja einen Herrn an unserer Seite, der uns dabei helfen wird, wenn wir es nicht alleine schaffen.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Liebe, die du mich zum Bilde..." (EG 401) von Johann Scheffler einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht, Liebe, die du mich so milde nach dem Fall hast wiederbracht: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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