|
ePredigt vom 09.10.2022 (Jesaja 49, 1-6)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 17. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jesaja im 49. Kapitel, die Verse 1-6. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
|
|
|
|
Hört mir zu, ihr Inseln und ihr Völker in der Ferne, merkt auf! Der Herr hat mich berufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war. Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt. Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will. Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott ist. Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel zu ihm gesammelt werde, - darum bin ich vor dem Herrn wert geachtet, und mein Gott ist meine Stärke-, er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.
|
|
|
Liebe Gemeinde,
unser heutiger Predigttext entstammt den Gottesknechtsliedern, die wir bei dem Propheten Jesaja vorfinden. Mit dem Gottesknecht ist nach theologischer, ausnahmsweise einmal einhelliger Auffassung, der Herr Jesus Christus gemeint. Wir haben es also wieder einmal mit einem Predigttext des Alten Testamentes zu tun, welcher ganz explizit auf den Herrn Jesus Christus und seine Aufgabe in dieser Welt hinweist.
Was aber hat das mit uns heute im Jahre 2022 zu tun. Lassen Sie uns darüber heute Morgen einmal gemeinsam nachdenken.
|
|
|
1. Von Gott berufen
Der Herr Jesus Christus wurde also direkt von Gott berufen, wie wir es eingangs unseres Predigttextes gehört haben. Und was ist mit uns, liebe Gemeinde?
Wir werden durch die Taufe berufen. In der Taufe tritt Gott zu uns und beruft uns für Aufgaben, die wir noch gar nicht erkennen oder gar verstehen können. Er ruft uns in seine Gemeinschaft hinein.
Dies ist ein direkter Akt Gottes. Kein Mensch kann sich selber taufen. Und weil dieser Akt von Gott kommt, ist es auch egal, ob wir ein kleines Kind taufen, welches den Sinn der Taufe noch gar nicht verstehen kann, oder ob sich ein Erwachsener taufen lässt.
Gott weiß von Anbeginn unseres Lebens an, was er mit einem jeden von uns vorhat. Natürlich können wir später auch unser "Nein" zu dem zum Ausdruck bringen, wofür uns Gott auf diese Welt gesandt hat. Selbstverständlich dürfen wir unseren Berufungsakt Gottes auch wieder einseitig kündigen. Gott zwingt keinen Menschen, er bietet uns nur seine Gnade und seinen Segen an.
Um es ein wenig bildlich zu beschreiben, dann steht nach der Taufe über unserem ganzen Leben das Wort Gottes. Wir werden also quasi in das Wort Gottes hineingetauft, es will ein fester Bestandteil von uns werden.
Und damit spricht uns Gott schon in der Taufe seinen Segen zu, den er niemals wieder von uns abziehen wird.
|
|
|
2. Leid, Schmerz, Unverständnis und Zweifel
Liebe Gemeinde, wir alle, die wir getauft sind und unserem Herrn teilweise schon jahrzehntelang nach Kräften nachfolgen, wir alle werden doch auch immer wieder von Zweifeln geplagt. Stimmt das alles, was in der Bibel steht? Oder handelt es sich vielleicht doch nur um fromme Märchen. Habe ich mich vielleicht umsonst bemüht?
Wir alle müssen immer wieder auch leidvolle Erfahrungen durchstehen. Da stirbt der Ehepartner mit dem man sein ganzes Leben zusammen verbracht hat. Wie kann Gott das zulassen?
Und wir alle erleiden auch als Jesu Nachfolger körperliche und seelische Schmerzen unterschiedlichster Art und Intensität.
Warum, um Himmels willen, soll ich dann noch Christ bleiben? Gerade darum, nämlich um des Himmels willen.
Billy Graham drückte es einmal so aus: "Als Christ leben wir mit unserem Körper in der Welt, aber mit dem Kopf schon in der Ewigkeit"
Alles menschliche Leid und allen weltlichen Schmerz und alle Zweifel erleben wir genau so, wie dies ein Nichtchrist auch durchlebt. Alles andere ist frommes Wunschdenken. Aber, und das ist der große Unterschied: Wir haben einen Herrn und Heiland an unserer Seite, der uns versprochen hat "Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."
Wir kennen denjenigen und sind mit demjenigen auf unserem Lebensweg unterwegs, der eben den Unterschied macht. Unser Herr und Heiland trägt uns nämlich durch alle Zweifel, durch allen Schmerz und durch alles Leid hindurch.
Und nicht nur das, wir haben die feste Gewissheit der Ewigkeit in unseren Herzen. Egal, was uns hier auf Erden auch geschehen mag; einmal im Himmel wird ER alle Tränen von unseren Augen abwischen. Dort wird es kein Leid, keinen Schmerz und keinen Zweifel mehr geben.
|
|
|
3. Licht der Heiden
Wir alle lesen ja regelmäßig unsere Bibel. Und da kommen wir an vielen Stellen vorbei, wo der Herr Jesus davon spricht, dass er auch gesandt worden ist den Heiden das Evangelium zu predigen.
Und dies bezieht sich nun auf uns und unsere Aufgabe in dieser Welt.
Es ist ja schön heimelig in unseren Gottesdiensten und die Bibelstunden geben uns auch immer wieder die Kraft für unseren Alltag. Es macht einfach Spaß und Freude mit Gleichgesinnten zusammen sein zu dürfen.
Dagegen hat unser Herr auch gar nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil, Paulus fordert uns ja gerade dazu auf, die Gemeinschaftsstunden nicht zu versäumen und nicht nachlässig zu werden, wenn es darum geht, Gottes Wort zu hören.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die, dass wir diese Kraft und dieses Wissen, was wir aus den Gemeinschaftsstunden mitnehmen auch in den Alltag übertragen sollen.
Wir, die wir als aktive Nachfolger unterwegs sind, sollen gerade zu den Menschen gehen, die die frohe Botschaft der Errettung und der Erlösung noch gar nicht kennen. Wir sind von Gott gesandt, seine Botschaft in die Welt hinauszutragen.
Der Herr, dem wir dienen, der möchte nämlich nicht, dass auch nur ein einzelner Mensch verlorengeht. Und genau darum kommt es auch auf einen jeden von uns und seinen ganz persönlichen Einsatz für den Herrn an.
Jeder von uns hat ganz besondere Gaben und Fertigkeiten mit denen er dem Aufbau von Gottes Reich dienen kann. Setzen wir uns doch heute Nachmittag einmal auf unser Sofa und sprechen mit unserem Herrn, welche Aufgaben denn er ganz konkret für uns bereithält. ER wird bestimmt antworten.
Wir haben ja haute auch über unsere Zweifel gesprochen. Immer, wenn mir Zweifel kommen, dann singe ich das Lied "Befiehl du deine Wege..." von Paul Gerhardt. Immer spüre ich, wie sich meine Zweifel sehr schnell Stück für Stück in Luft auflösen.
Lassen Sie uns dies heute einmal zusammentun, damit wir einen Anker haben, den wir auswerfen können, wenn wir von Zweifeln gequält werden. Lassen Sie uns zusammen in den ersten Vers dieses wundervollen Liedes einstimmen, der da lautet, wie folgt:
|
|
|
|
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
|
|
|
Der Herr segne dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
|
|
|