|
ePredigt vom 08.10.2023 (2. Mose 20, 1-17)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 18. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neu Woche: "Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe." (1. Johannes 4,21). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Buch Mose, Kapitel 20, die Verse 1-17. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
|
|
|
|
Die Zehn Gebote
Und Gott redete alle diese Worte: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte Ihn. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
|
|
|
Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
das ist ja nun wirklich ein trivialer Text. Die Zehn Gebote, die kennen wir doch alle aus dem wie man so schön sagt "ff". Somit könnten wir den heutigen Gottesdienst beenden, denn auch ich habe den Zehn Geboten nichts hinzuzufügen.
Aber, liebe Gemeinde, kennen wir denn alle Gebote wirklich so genau? Und was sind die Gebote denn für uns? Wenn ich jemanden nach den Geboten frage, dann kommt meist: "Du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen und wie heißen die beiden anderen Gebote noch mal?"
Vielleicht sollten, wir, die wir natürlich alle Gebote kennen doch nicht sofort nach Hause gehen, damit wir den Mitmenschen, die eben nur rudimentär den Inhalt der Gebote kennen, noch etwas mit auf den Lebensweg geben können. Fangen wir also mal ganz locker an:
|
|
|
1. Was sind die Gebote eigentlich?
ein friedfertiges Leben miteinander sichert. Man darf sie also auch getrost als Leitplanken für das Leben annehmen.
Immer dann, wenn ich von meiner Lebensstraße abzudriften drohe, dann sind da diese Leitplanken, die mich aufhalten. Natürlich kann ich auch über diese Leitplanken drüber springen. Allerdings laufe ich dann offenen Auges in mein Unheil hinein.
Wenn wir uns das deutsche Strafrecht anschauen, dann steht da bei dem § 211 Mord auch nicht: Du sollst nicht, sondern da wird dem Mörder direkt mit der lebenslangen Haftstrafe gedroht.
Das heißt dass wir stets und immer dabei sind, die Gebote zu übertreten, ohne dass uns eine direkte Strafe droht. Allerdings begeben wir uns dann auf den Pfad der Sünde. Und der Sünde Sold ist letztendlich der ewige Tod.
Also macht es schon Sinn, das Gebot einzuhalten. Daher tun wir das ja auch, oder? Ich jedenfalls schaffe das nicht. Unter das "Du sollst nicht lügen" fällt bekanntermaßen auch die Notlüge. Nein, diese erhält bei Gott keinen Sonderstatus. Wie oft ist bei mir das "Keine Zeit" einfach gelogen. Ich hätte schon die Zeit, ich müsste nur meine derzeitige Tätigkeit unterbrechen.
Wenn mir das wieder einmal im Eifer des Gefechtes passiert, dann erinnern mich die Zehn Gebote auch daran, dass ich gerade mal wieder dagegen verstoßen habe. Und ich nehme die Gelegenheit wahr, mit dieser Sünde gleich unter das Kreuz zu gehen.
Jetzt schauen wir uns doch mal noch drei Gebote an, die nicht alle Menschen immer sofort mit den Zehn Geboten in Verbindung bringen.
|
|
|
2. Ich bin der Herr, dein Gott
Ja klar, ist doch selbstverständlich, es gibt ja keinen anderen Gott, es gibt ja nur den einen. Ist das wirklich mit all sich daraus ergebenden Konsequenzen bei uns allen so?
Viele von uns haben nämlich teils bewusst aber auch teils unbewusst noch andere Götter neben diesem einen Gott. Ich streite mich seit Jahren mit unseren regionalen Fußballverbänden darüber, dass ausgerechnet die A-Jugendspiele immer sonntags um 11.00 stattfinden müssen. Somit werden Jugendliche doch systematisch davon abgehalten dem einzig wahren Gott die Ehre zu geben. Anstelle dessen regiert dort der "Fußballgott".
Wie schauts denn mit uns Älteren aus. Ich habe einen guten Freund, der ist ein leidenschaftlicher Jäger. Jede freie Minute verbringt er in seinem Revier, da ist natürlich keine Zeit für Gott.
Zwei andere Bekannte von mir gehen jeden Tag ins Fitnessstudio, nur um körperlich topfit zu bleiben. Natürlich spielt Gott dort auch keine Rolle. Und da auch mich ab und wann ein kleines Teufelchen reitet, konnte ich es nicht unterlassen, sie darauf hinzuweisen, dass sie dann eben topfit in der Hölle landen werden.
Sonntags ist Familientag. Da wird ausgeschlafen und dann geht's ins Grüne mit der Familie. Eine befreundete Gemeinde hat daher einen Gottesdienst sonntags um 18.00 Uhr eingeführt. Aber auch dort finde ich diesen Ausschläfer-Typus nicht.
Wir könnten jetzt endlos so weitermachen, aber Sie verstehen natürlich worauf ich hinauswill: Wir sollen aufpassen und vorsichtig sein, dass uns nichts von dem einen, wahren Gott wegbringen kann. Bitten wir doch unseren Herrn, dass er uns stets darauf aufmerksam macht, wenn wir etwas tun, was die Ehre anderen Göttern zubilligt und nicht mehr nur dem einzig wahren Gott.
|
|
|
3. Du sollst Dir kein Bildnis machen
Mit Bildnis, liebe Gemeinde, sind hier nicht nur Statuen und Bilder im herkömmlichen Sinne gemeint. Es geht auch um mentale Bilder.
"Das wird der liebe Gott mir schon nicht so krummnehmen" höre ich oft von Menschen. Mal ganz abgesehen davon, dass es den lieben Gott nicht gibt, sondern nur einen liebenden Gott, sagt Gott ja selber in unserem heutigen Predigttext, dass er den nicht ungestraft lassen wird, der seinen Namen missbraucht.
Alle Götter und Gotteseigenschaften, die wir uns selber machen, sind letztendlich nichts anderes als Bildnisse von Gott.
Aber warum ist es denn so gefährlich, wenn wir uns ein Bild von Gott machen? Nun ja, alle Bildnisse entspringen ja unserer eigenen Phantasie. Und ein Bildnis, welches in meinem Kopf entsteht, das kann niemals ein Bildnis des großen Gottes sein, der Himmel und Erde gemacht hat.
Wenn wir Gott so reduzieren, dann machen wir ihn bald zu einem Popanz, der gefälligst das zu tun hat, was wir ihm im Gebet auftragen.
Daher bin ich auch kein Freund von Gottesbildern, auch wenn sie hervorragende Kunstwerke sind. Aber alle, auch das in der Sixtinischen Kapelle, stellen nicht den Gott da, dem ich gehöre. Wenn ich mir dies immer wieder bewusst mache, dann laufe ich auch nicht Gefahr, derartige Kunstwerke als Abbilder Gottes zu betrachten oder gar zu verehren.
Ich kann sie dann als ganz einfache Kunstwerke betrachten und mich daran erfreuen.
|
|
|
4. 6:1
Nein, dies ist kein Fußballergebnis. So sieht, modern gesprochen, die Work-Life-Balance für uns aus, wie Gott sie sich vorstellt. Ich weiß, dass dies vielen nicht in den Kram passt. Aber was wollen wir denn machen, wenn Gott uns dies aufträgt?
Wir hatten vor kurzem eine Synodialversammlung unter dem Thema: "Mehr Zeit für Freizeit". Theologen und Journalisten haben ja bekanntermaßen zu allem was zu sagen. Und so gab es eine riesengroße Diskussion darüber, wie wertvoll den die 4 Tage Woche für uns alle wäre.
Bis dann ein Bruder aufstand und eben diesen Einwand vorbrachte, den wir soeben besprochen haben. Auf einmal war es mucksmäuschenstill im Raume. Denn auch Theologen setzen nicht gerne die Gebote Gottes außer Kraft, obwohl sie es dennoch tun.
Aber es ging noch weiter. Dieser Bruder, der außerdem noch Wirtschaftswissenschaftler ist, hat die ganze Mannschaft davon überzeugt, dass, ich sage es einfach mal so, wie ich es verstanden habe, dass bei uns alles den Bach runtergeht, wenn wir immer weniger arbeiten und immer mehr Freizeit haben.
Gott hat sich also schon etwas dabei gedacht bei dieser 6:1 Regel. Gott ist kein Gewerkschaftsmitglied, aber vielleicht öffnet er dem ein der anderen in diesen Gewerkschaften einmal die Augen, wenn die Forderungen mal wieder ins Utopische gehen.
Jetzt kommt aber noch der siebte Tag. Genau an diesem Tage sollen wir keine Arbeit tun. Auch nicht das, was unter der Woche liegengeblieben ist. Dieser Tag ist der Tag des Herrn. Ich werde auf vielen Veranstaltungen immer mitleidsvoll belächelt, wenn ich wieder mal mein kindliches Verständnis vom Glauben an den Tag lege.
Aber wie vermessen sind wir eigentlich, wenn wir uns über Gott stellen? Wenn selbst Gott sich am siebten Tage eine Pause gegönnt hat, dann sollten wir uns doch alle daran ein Beispiel nehmen.
Ich mache dies seit Jahrzehnten, nicht um jetzt gelobt zu werden, nein, um zu sagen, dass es mir keinen Schaden zugefügt hat diese 6:1 Regel einzuhalten.
So, stellenweise war's ein wenig ungemütlich. Aber wir haben eben keinen Schönwettergott, der nach unserer Pfeife tanzt, sondern einen Gott, der uns wertvolle Regeln mit auf unseren Lebensweg gegeben hat, die wir einhalten sollen. Lassen Sie es uns doch alle mal versuchen.
Lassen Sie uns diesen Herrn und Heiland nunmehr zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam loben, wenn wir zusammen in den ersten Vers des Liedes "Großer Gott, wir loben dich..." einstimmen, der da lautet, wie folgt
|
|
|
|
Großer Gott, wir loben dich, Herr wir preisen deine Stärke vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke. Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit.
|
|
|
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
|
|
|