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ePredigt vom 07.07.2024 (Apostelgeschichte 8, 26-39)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 6. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: " So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein." (Jesaja 43,1). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 8. Kapitel der Apostelgeschichte, die Verse 26-39. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Der Kämmerer aus Äthiopien
Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen. Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Prophet Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du da liest? Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Der Inhalt aber der Schrift, die er las war dieser (Jesaja 53,7-8): "Wie ein Schaf, das zu Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen." Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, das ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
heute erfahren wir etwas über Gottes Führung und Gottes Auftrag, nicht nur an Philippus, nein, sondern dieser Auftrag gilt uns allen.
Natürlich kann ich sehr gut verstehen, dass uns allen ein wenig mulmig wäre, wenn wir dem heutigen Finanzminister begegnen und ihm von Jesus Christus berichten sollten.
Daher beginnet unser erster Teil der Predigt auch mit dem Wochenspruch.
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1. Fürchte Dich nicht
Wir alle, die wir heute Morgen beisammen sein dürfen, wir sind alle von Gott in seine Gemeinde und in seinen Dienst berufen worden.
Er hat uns von allen Sünden erlöst und darum gehören wir ihm allen mit Haut und Haaren. Unser Herr hat uns bei unserem Namen gerufen und uns ganz persönlich zu sich gerufen.
Seit unserer Bekehrung sind wir daher alle Mitglieder der königlichen Familie unseres Herrn.
Über allem stehen die Worte: "Fürchte dich nicht..." Mit diesem Background da sieht die Sache mit der Evangelisation bei unserem Finanzminister schon ganz anders aus.
Wir müssen ja gar kein mulmiges Gefühlt mehr haben vor denen da oben. Denn wir sitzen ja noch über denen da oben; wir sind Mitglieder der königlichen Familie des Königs aller Könige.
Und wenn derjenige, der Himmel und Erde geschaffen hat zu uns sagt, dass wir uns nicht fürchten müssen, und zwar vor nichts und niemandem auf dieser Welt, dann können wir auch ganz getrost jeden Weg gehen, den uns der Herr aufträgt.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass ER uns mit aller Macht ausstatten wird, die wir zur Verrichtung unserer Aufgaben benötigen.
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2. Gottes Einsatzbefehl
Wenn wir das Wort Einsatzbefehl lesen, dann denken wir sogleich an Bundeswehr, Polizei, Feuerwehren und andere Organisationen.
Wenn ein Vorgesetzter einen Einsatzbefehl erteilt, dann hat die Mannschaft diesen auch auszuführen. Punkt um Basta. Da gibt es dann auch keine Diskussionen, wie man denn den Auftrag ausführt und zu welcher Zeit oder ob man ihn ein wenig abändern könnte. Das wäre fatal für die Menschen, die vielleicht dringend der Hilfe bedürfen.
Wie wir sogleich zu Beginn unseres Predigttextes gehört haben, stolperte Philippus nicht einfach so durch sein Leben und traf zufällig auf den Kämmerer aus Äthiopien.
Nein, der Engel des Herrn gab ihm einen ganz konkreten Auftrag. Er erhielt seinen ganz persönlichen Einsatzbefehl.
Und da gab es für Philippus ebenfalls keine Diskussionen darüber wie er wann diesen Einsatzbefehl ausüben sollte.
Und so ist das auch noch heute im Jahre 2024. Jeder von uns erhält immer wieder in seinem Leben von unserem Herrn ganz konkrete Aufträge, die er dann sofort erledigen soll.
Wenn uns Gott Menschen an die Seite stellt, die hilfsbedürftig sind, dann sollen wir natürlich auch sofort tätig werden.
Das alles können wir aber nur, wenn unsere Sinne auch auf Empfang gestellt sind. Wenn wir unser Radio nicht einschalten oder aber es einschalten und den falschen Sender hören, dann kommt nicht die Musik dabei heraus, die wir erwarten.
Also müssen wir auch unsere inneren Frequenzen aktivieren. Das bedeutet, dass wir das Wort Gottes lesen und mit Gott reden und uns in seinen Gemeinschaften einbringen. Dann sind wir auf Empfang geschaltet, was unsere Einsatzbefehle angeht.
Früher war dies alles selbstverständlich, aber der Lärm des Alltages und die Hektik, die uns überall umgibt, wirken schon mal als Störsender. Und diese Störsender müssen wir ausfindig machen und sie ausschalten.
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3. Gottes Auftrag
Philippus ging also dem Kämmerer entgegen. Er hielt sich auch nicht lange mit Smalltalk auf. Und er redete mit dem Kämmerer auch nicht über die Klimakrise, die letzte Generation oder aber über den Sinn und Zweck von „Friday for Future“.
Nein, liebe Gemeinde, er ging gleich, wenn auch ein wenig dreist zur Sache. Als er sah, dass der Kämmerer den Propheten Jesaja las, fragte er ihn zunächst einmal, ob er überhaupt verstehe, was er da liest.
Das ist schon ein wenig grenzwertig. Ich stelle mir gerade vor, ich sitze in einem Cafe und lese meine Bibel und ein Passant kommt daher und fragt mich, ob ich überhaupt verstehe, was ich da lese. Ich wäre schon ein wenig überrascht, um es einmal ganz vorsichtig zu formulieren.
Wieso konnte sich Philippus diese kleine Dreistigkeit denn überhaupt erlauben? Nun, weil er von Gott gesandt wurde. Wenn Gott uns irgendwohin sendet, dann dürfen wir immer davon ausgehen, dass er uns in vorbereitete Verhältnisse sendet.
Die Tür war also schon aufgetan als Philippus auf den Kämmerer traf. So, und dann sollen wir durch diese Türe hindurchgehen und auch heute noch sogleich mit der Auslegung der frohen Botschaft beginnen.
Es ist nicht unser Auftrag als Jesus Jünger, und das sind wir schließlich alle, über einen gemütlichen Smalltalk und dann über die Klimakrise so ganz allmählich zum Evangelium zu kommen.
In der säkularen Welt, in der wir heute leben ist es ganz wichtig, dass wir direkt auf den Punkt kommen. Wenn Gott uns in vorbereitete Verhältnisse sendet, dann erwartet man von uns, dass wir direkt auf den Punkt kommen und nicht anfangen zu schwafeln.
Wenn wir Menschen so direkt ansprechen, dann werden sie auch in der Lage sein, eine ganz konkrete Entscheidung zu treffen, weil wir sie mit den dafür notwendigen Informationen fachgerecht versorgt haben.
Und so kam es denn auch, dass sich der Kämmerer bekehrte und sich sogleich taufen ließ.
Eine kleine Besonderheit noch: Wir arbeiten als Christen tätigkeitsorientiert und nicht ergebnisorientiert. Wir müssen im Himmel keine Statistik abliefern, wie viele Menschen sich dank unserer Tätigkeit bekehrt haben. Wenn wir die frohe Botschaft weitergegeben haben, dann ist Gott am Werk.
Ich habe es ja schon einmal mit den Worten von Paul Deitenbeck gesagt: "Bekehr dich oder ich schieße" funktionierte vor über 2000 Jahren nicht und wird auch heute nicht funktionieren.
Was sollen wir also tun. Nichts anderes als auf Gottes Einsatzbefehl zu hören, diesen ausführen und dabei furchtlos zu Werke gehen, weil wir ja immer einen göttlichen Beistand bei uns haben. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.
Lassen Sie uns nunmehr zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienstes in den ersten Vers des Liedes "Ich bin getauft auf Deinen Namen..." (EG 200) von Johann Jakob Rambach einstimmen, in den vielleicht der Kämmerer aus Äthiopien und auch Philippus mit eingestimmt hätten und der da lautet, wie folgt:
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Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist; ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk das dir geheiligt heißt. Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt.
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Der Herr segne dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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