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ePredigt vom 05.11.2023 (1. Johannes 2, 12-14)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 22. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: " Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte." (Psalm 130,4). Den Predigttext für diesen Sonntag finden wir im 1. Brief des Johannes, Kapitel 2, die Verse 12-14. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Liebe Kinder, ich schreibe euch, dass euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen. Ich schreibe euch Vätern; denn ihr kennt den, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch jungen Männern; denn ihr habt den Bösen überwunden. Ich habe euch Kindern geschrieben; den ihr kennt den Vater. Ich habe euch Vätern geschrieben; denn ihr kennt den, der von Anfang an ist. Ich habe euch jungen Männern geschrieben; denn ihr seid stark und das Wort Gottes bleibt in euch, und ihr habe den Bösen überwunden.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
eine ganz nette Zusammenfassung, die Johannes hier beschreibt. Man könnte es, auf den ersten Blick betrachtet, auch als eine Art Tätigkeitsnachweis betrachten. Auf den zweiten Blick jedoch handelt es sich hier um die Stufen des Glaubens. Schauen wir uns diese heute doch einmal zusammen etwas näher an.
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1. Kinder
Dies ist die erste Stufe des Glaubens. Hier geht es darum, den Vater erst einmal kennenzulernen. Über Erlösung, Ewigkeit und andere Dinge können wir doch erst dann mit jemandem sprechen, der den Vater schon kennengelernt hat.
Übrigens, mit Kindern sind hier nicht unsere Kleinen gemeint, sondern die Menschen, die den Vater erst noch kennenlernen müssen.
Wer noch nichts von Jesus Christus gehört hat, dem können wir ja nicht mit unserem christlichen Vokabular und unseren theologischen Glaubenssätzen die Türe eintreten.
Mission nach dem Motto: Bekehr dich, oder ich schieße, die wird immer ins Leere laufen. Wie soll man uns denn einen liebenden Vater abkaufen, wenn wir selber Zwangsevangelisation betreiben. Ja, aber wie denn sonst ?
Notfalls können wir die Menschen auch mit Predigten dazu bewegen, den Vater kennenzulernen. Notfalls stammt nicht von mir, sondern von Papst Franziskus.
Wenn die Menschen uns den liebenden Vater abkaufen sollen, dann müssen wir ein Spiegel dessen sein, was wir denn auch verkündigen. An unseren Taten und Worten soll und wird man uns messen und prüfen.
Also immer schön nett sein und tolerant bleiben ? Nein, das nun auch nicht. Wir sollen den Menschen natürlich auch die Grenzen, aber die liebenden Grenzen unseres Herrn aufzeigen.
Wer als Christ Menschen für Jesus begeistern will, der muss sein Christsein überzeugend ausleben.
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2. Junge Männer
Das sind die, die den entscheidenden Schritt bereits getan haben. Sie haben den Herrn Jesus Christus als ihren Herrn und Heiland angenommen und wollen nun ein Leben mit ihm führen.
Genau in diesem Moment, liebe Gemeinde, betritt der Teufel die Bühne des Lebens. Diejenigen, die nichts von Jesus wissen wollen, die hat er ja sowieso schon in der Tasche. Aber diejenigen, die ihm soeben von der Fahne gegangen sind, die will er mit aller Macht zurückerobern.
Wir wissen es doch alle, am Anfang des Christseins hängt der Himmel noch voller Geigen. Und auf einmal findet man sich in der harten Realität wieder. Da spotten die Arbeitskollegen über den "Neufrommen", weil er sich nicht mehr an dem üblen Gerede über andere Menschen beteiligt.
Ja, und auch in der Familie weht einem auf einmal der Wind ganz kräftig um die Nase. Und auf einmal hängt eben der Himmel nicht mehr voller Geigen. Nicht wenige Menschen fragen sich dann: "Auf was habe ich mich denn da bloß eingelassen ?"
Liebe Gemeinde, niemals ist unser Beistand wichtiger, als in dieser Situation eines jungen Christen. Wir müssen als Anlaufstationen für ihn da sein. Ein Ort, wo er alle neuen Probleme und Sorgen ablegen kann. Ein Ort, der ihn wieder aufbaut, wenn die Welt ihn niedermachen will.
Und, darüber haben wir auch schon oftmals gesprochen: Eine ganze Herde greift der Wolf niemals an, ein einzelnes verirrtes Schaf aber schon. Stellen wir uns also schützend vor unsere im Glauben noch jungen Geschwister und seien wir ihnen ein starker Halt, wann auch immer sie ihn benötigen.
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3. Die Väter
Viele von uns sind sicherlich schon sehr lange mit dem Herrn Jesus Christus unterwegs. Ich glaube, keiner würde diesen Entschluss jemals bereuen. Natürlich sind wir alle durch tiefe Täler gegangen und haben mit unserem Herrn auch die höchsten Gipfel erklommen.
Seien wir doch unserem Herrn dankbar, dass er uns bisher so treu durch unser Leben geführt hat und seien wir ihm doch hier auf Erden schon dankbar, dass wir die Eintrittskarte für den Himmel in Händen halten.
Aber wir sollen natürlich nicht den Rest unserer Tage auf dem Sofa sitzen und auf den Himmel warten. Nein, auch wir sind noch Botschafter unseres Herrn hier auf Erden.
Wir kennen ja schließlich den, der von Anfang an war. Wir sind ja als Veteranen des Glaubens bestens bekannt mit diesem Herrn und Heiland.
Und daher sind wir berufen, als Älteste in unseren Gemeinschaften allen mit unserer Erfahrung und unserer Weisheit zu dienen, wo immer dies möglich ist.
Gerade wir Älteste können so machen Steit und Zwist besser schlichten, als dies unter den Jungen oftmals möglich ist.
Setzen wir also unser Alter und unsere Weisheit für unseren Herrn in unseren Gemeinschaften zu seiner Ehre ein bis uns unser Herr eines Tages heimholen wird.
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4. Geschrieben
Johannes schreibt es immer wieder. Es steht geschrieben !!! Wir sollen uns nicht auf das Hören allein verlassen und wir sollen auch nicht dem Erzählten allein unseren Glauben schenken.
Wir haben ein schriftliches Fundament für unseren Glauben, welches der allmächtige Gott selber diktiert hat und welches von den Verfassern 1:1 niedergeschrieben worden ist.
Wenn wir also selber einmal nicht weiterwissen, dann haben wir ein hervorragendes Nachschlagewerk für das Leben in der Hand.
Wir sollten immer darauf zurückkommen und stets bedenken, dass die Bibel im Bücherschrank nicht sehr hilfreich ist. Dies ist nur die aufgeschlagene Bibel in unseren Händen.
Was können wir denn heute mit nach Hause nehmen ? Also zunächst einmal, dass die Glaubensneulinge, die jungen Männer im Glauben und die Veteranen im Glauben vor Gott alle gleich wertvoll sind. Daher sollten wir uns vor Generationenkonflikten in unseren Gemeinden hüten. Jede Generation kann von der anderen lernen. Und wir sollten unseren Fahrplan des Lebens immer wieder zur Hand nehmen, auch dann und gerade dann, wenn Probleme auftauchen.
Lassen Sie uns nunmehr zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes unseren Herrn gemeinsam loben, indem wir zusammen die zweite Strophe des Liedes "Ich bete an die Macht der Liebe..." (EG 661) von Gerhard Tersteegen einstimmen, die da lautet, wie folgt:
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Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart; ich geb mich hin dem freien Triebe, wodurch ich Wurm geliebet ward; ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.
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Der Herr segne dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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