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ePredigt vom 05.05.2024 (2. Mose 32, 7-14)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Sonntag Rogate mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet." (Psalm 66,20). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Buch Mose, Kapitel 32, die Verse 7-14. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Moses Fürbitte
Der Herr sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, dass du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Und der Herr sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist. Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen. Mose aber flehte vor dem Herrn, seinem Gott, und sprach: Ach Herr, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils gereuen, dass du über dein Volk bringen willst. Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig. Da gereute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.
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Liebe Gemeinde, bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
da hat Gott sein Volk heil und wohlbehalten aus Ägypten geführt. Nahezu alles war reibungslos verlaufen. Und dann fing auch gleich wieder die Nörgelei an. Das Essen passte nicht. Wasser gab es nicht genug. Und überhaupt wäre man doch wohl besser in Ägypten geblieben. Und jetzt ist dieser Mose auch schon so lange weg, um mit Gott zu reden. Wer weiß, vielleicht kommt er auch gar nicht wieder. Und was machen wir dann. Ja, dann muss ein neuer Gott her.
Und genau dies machte das Volk Israel mit dem goldenen Kalb. Es trat Gott sinnbildlich gesprochen mit den Füßen. Gott wurde abgesetzt und ein goldenes Kalb zum neuen König ausgerufen.
Dass Gott die Halsschlagader schwoll und sein heiliger Zorn entbrannte ist bei dieser Sachlage sicherlich nicht verwunderlich.
Aber wie ist es denn eigentlich heute im 21. Jahrhundert mit uns. Sind wir immer noch dankbar für alles, was Gott alles für uns getan hat. Denken wir noch immer an die wundervollen Wege, die er uns bereitet hat und auf denen er uns begleiten hat? Oder sind wir auch von ihm abgewichen und haben uns auch unser eigenes goldenes Kalb gemacht, welches wir anstelle von Gott anbeten?
Unsere goldenen Kälber mögen ja andere Namen haben, zum Beispiel Karriere, Familie, Wohlstand und alle möglichen Hobbys. Aber alles das, was uns von Gott weglockt und dessen Stelle einzunehmen droht ist ein goldenes Kalb unserer Neuzeit.
Und wenn Gott dann wieder sein heiliger Zorn packt, ja dann wollen wir uns doch einmal anschauen, was Mose denn tat, und was auch wir tun können, um diesen Zorn abzuwenden.
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1. Fürbitte
Fürbitte ist nichts anderes, als dass Mose für eine andere Person, respektive für ein ganzes Volk vor Gott eingetreten ist.
Wenn zum Beispiel unsere Kinder, Enkel oder andere Familienmitglieder oder Freunde sich gegenüber Gott versündigen, dann dürfen wir für diese Personen vor Gott eintreten.
Auch wenn diese Person sich total von Gott abgewandt hat, mit ihm also nichts mehr zu tun haben will, wirkt auch heute noch das Institut der Fürbitte.
Selbst die größten Miesepeter in unserer Mitte, die an allem, was Gott für Sie getan hat etwas auszusetzen haben, selbst für diese Personen dürfen wir vor Gott Fürbitte halten.
Jetzt mal ganz im Ernst: Tun wir das auch? Oder gehen wir dann doch lieber ohne Gebet los und versuchen diese Personen wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen?
Das mag im Einzelfalle zwar gelingen, aber mit der Grundlage der Fürbitte wird es viel häufiger gelingen.
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2. Buße
Wenn wir vor Gott schuldig geworden sind und das Verhältnis wieder ins Reine bekommen wollen, dann ist es unabdingbar, dass wir Buße tun.
Buße tun, heißt Schuld eingestehen. Mit der Buße bemühen wir uns um die Wiederherstellung eines durch menschliches Vergehen gestörten Verhältnisses zwischen Gott und Mensch.
Wenn wir weitermachen wollen, wie bisher, dann dürfen wir natürlich nicht erwarten, dass Gott von seinem Zorn absieht.
Vor unserem Herrn und Heiland darf die Schuld niemals kleingeredet oder gar unter den berühmten Teppich gekehrt werden.
Schuld muss beim Namen genannt werden und wir müssen sie offen vor Gott ausbreiten und bekennen.
Erst wenn wir dies wirklich hinbekommen haben, dann wird die Bitte um Vergebung auch ihr Gehör finden.
Ich habe einen katholischen Kollegen, der gerade hierbei die Vorteile der Beichte sieht. In meinem stillen Kämmerlein da bin ich dann doch vielleicht nicht ganz so offen und ehrlich. Da fallen mit dann sicherlich immer wieder auch entsprechend Entschuldigungsgründe für meine Sünde ein.
Aber in der Kirche, also an einem sakralen Ort im Beichtstuhl, also an einem ganz besonderen Orte, da fällt mir die Sache mit den Entschuldigungsgründen schon sehr viel schwerer. Vor allem, weil ich sie einer Person gegenüber offen äußern muss.
Daher gibt es auch in vielen christlichen Gemeinschaften wieder diese 1:1 Beichte. Ich habe es selber ausprobiert und ich muss meinem katholischen Kollegen sagen, dass er wohl im Recht zu sein scheint.
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3. Gnade
Fürbitte, Buße und Umkehr das sind unsere "Aufgaben" als Sünder. Und dies tat Mose ja auch für das ihm anvertraute Volk.
Nochmal: Die Israeliten hatten nun wirklich gewaltigen Mist gebaut. Irgendwie war das gar nicht mehr zu toppen.
Und doch passierte das, was wir im letzten Satz unseres Predigttextes lesen: "Da gereute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte."
Was können wir daraus ableiten, liebe Gemeinde? Wir dürfen lernen, dass Gottes Erbarmen stets größer ist als alle Sünden, die wir jemals im Leben begehen könnten.
Aber Achtung, liebe Gemeinde, das setzt natürlich voraus, dass wir aufrichtig sind gegenüber unserem Herrn. Mit der etwaigen Vorspiegelung falscher Buße und Reue gelangen wir nämlich nicht in den Gnadenstatus hinein.
Die andere Frage die sich natürlich stellt ist: Trifft dies auf alle Menschen zu, dass Gottes Erbarmen stets größer ist als alle ihre Sünden? Und die schlichte Antwort darauf lautet: "Ja", wenn sie denn aufrichtig sind, ihre Sünden bereuen und den Willen zur Umkehr zeigen.
Denken wir nur an den Schächer am Kreuz, der in der wirklich allerletzten Stunde seines Lebens die Chance auf ein ewiges Leben ergriffen hat.
Wir dürfen uns also eines Tages auch nicht wundern, wen wir im Himmel einem Adolf Hitler oder anderen Massenmördern begegnen, die sich allesamt hier auf Erden schwer versündigt haben. Sollten sie aber hingegen ihre Taten bereuen und Umkehr und Buße tun, dann steht ihnen der Himmel genau so offen, wie uns allen armen Sündern.
Lassen Sie uns diesen treuen Herrn und Heiland zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienstes loben und preisen, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Meinen Jesus lass ich nicht..." (EG 402) von Christian Keimann einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Meinen Jesus lass ich nicht, weil er sich für mich gegeben, so erfordert meine Pflicht, unverrückt für ihn zu leben. Er ist meines Lebens Licht; meinen Jesus lass ich nicht.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in diese neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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