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ePredigt vom 04.09.2022 (Apostelgeschichte 9, 1-20)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 12. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 9. Kapitel der Apostelgeschichte, die Verse 1-20. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er die Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe. Als er aber auf dem Weg war und in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul was verfolgst du mich? Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst. Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, aber sie sahen niemanden. Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen aufschlug, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn nach Damaskus; und er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht und trank nicht. Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen Hananias; dem erschien der Herr und sprach: Hananias! Und er sprach: Hier bin ich, Herr. Der Herr sprach zu ihm: Stehe auf und geh in die Straße, die die Gerade heißt, und frage in dem Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saulus von Tarsus. Denn siehe, er betet und hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen mit Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und die Hand auf ihn legte, damit er wieder sehend werde. Hananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat; und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle gefangen zu nehmen, die diesen Namen anrufen. Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen. Und Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest. Und sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen und er wurde wieder sehend; und er stand auf, ließ sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich.
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Liebe Gemeinde,
der heutige Predigttext ist uns allen sicherlich recht gut bekannt. Immer, wenn es um Bekehrungen geht, fällt ja das Wort "Damaskusstunde". Nur mal vorab: Ich hatte keine Damaskusstunde, sondern eine ganze Damaskusperiode. Viele Religionsgemeinschaften sind ja der Meinung, dass zu einer echten Bekehrung auch eine echte Damaskusstunde gehöre. Das ist natürlich Quatsch. Aber schauen wir uns das Geschehen rund um unseren heutigen Predigttext einmal etwas genauer an:
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1. Der Gelehrte Paulus
Heutzutage würde man sagen, dass Paulus ein Professor für Theologie an einer Hochschule gewesen ist und gleichzeitig als Pfarrer in einer Kirchengemeinde aktiv war.
Er, der ja nun wirklich die Schriften von A-Z kannte, war ein absoluter Fachmann auf dem Gebiet der religiösen Regeln und Vorschriften. Da machte ihm keiner was vor. Was in der Schrift geschrieben stand, das musste auch so wie es da stand in die Tat umgesetzt werden.
Wer sich hingegen weigerte diese Regeln zu erfüllen, der lud schon damals den geballten Zorn des Klerus auf sich. So war es auch mit den ersten Christen, die hier als Anhänger des neuen Weges bezeichnet werden.
Die bildeten sich doch tatsächlich ein, dass sie sich über das gesamte Regelwerk hinwegsetzen konnten. Ja, schlimmer noch, sie zweifelten den alten Weg derart an, dass sie ihn für nichtig erklärten und gleichzeitig noch behaupteten, dass das alleinige Heil in einem Manne zu suchen sei, den man vor einiger Zeit ans Kreuz geschlagen hatte.
Liebe Gemeinde, ist es nicht heute in einer anderen Dimension genauso? Denken wir einmal an die bibelkritische Theologie. Wie der Klerus früher peinlich genau darauf achtete, dass auch wirklich jedes Wort Bestand hatte, werden heute Teile der Bibel entmythologisiert oder um es platt zu sagen, für unwahr erklärt.
Wunder? Das sind doch alles Ammenmärchen. Der auferstandene Jesus ist doch nichts als ein Hirngespinst. Und die Himmelfahrt. Meine Güte, wer glaubt denn so etwas. Und somit stehen heute viele Kirchen vor einem Scherbenhaufen, den sie selber produziert haben.
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2. Der bekehrte Paulus
Voll Elan und ausgestattet mit den dazu notwendigen Vollmachten machte sich Paulus auf den Weg nach Damaskus, um die dort lebenden Anhänger des neuen Weges festzunehmen und in die Gefangenschaft zu führen.
Und dann passierte das, womit niemand, vor allem Paulus nicht, gerechnet hatte. Der in den Himmel gefahrene Jesus stellte sich Paulus in den Weg. Ich finde das immer wieder so schön, wenn der Herr in das Leben von Menschen eintritt, die ihn auf Gedeih und Verderb verfolgen.
Frau Professorin Eta Linnemann war eine Professorin an der theologischen Fakultät zu Marburg. Sie wissen, die Fakultät, wo quasi die Wiege der bibelkritischen Theologie stand. Als getreue Schülerin von Bultmann vertrat sie dann auch dessen Weg und radikalisierte diesen Weg noch mehr. Nur mal so nebenbei bemerkt: Einen Lehrstuhl für Neues Testament in Marburg zu erhalten, das ist schon so etwas wie ein Ritterschlag in der Theologie.
Und auf einmal stand auch ihr der lebendige Herr gegenüber. Ihr blieb auch nichts anderes übrig, als sich diesem Herrn zu ergeben, wie es schließlich auch Paulus getan hat.
Frau Linnemann schrieb dann auch in dem Vorwort zu ihrem Buch "Original oder Fälschung" folgende Sätze, die wahre Größe zeigen:
Nach wie vor erachte ich alles, was ich gelehrt und geschrieben habe, bevor ich Jesus mein Leben übergab, für einen Dreck. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um darauf hinzuweisen, dass ich meine theologischen Lehrbücher samt Beiträgen in Zeitschriften usw. verworfen habe. Was sich davon noch in meiner Wohnung befand habe ich in den Müll getan. Ich bitte sie herzlich das gleiche mit meinen Büchern zu tun, die sich noch auf ihrem Bücherbord befinden.
Wir sehen, liebe Gemeinde, die Begegnung mit dem lebendigen Herrn bringt sogar die größten Skeptiker wieder auf den rechten Weg.
Gewiss, wer absolut nicht will, den lässt der Herr dann auch noch in Ruhe.
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3. Der Evangelist Paulus
Paulus wurde ja nicht von jetzt auf gleich auf dem Weg nach Damaskus ein glühender Verfechter des neuen Weges. Nein, liebe Gemeinde, unser Herr und Heiland gab ihm zunächst einmal etwas Bedenkzeit. Er "gönnte" ihm drei Tage Ruhe, vielmehr eine Zwangspause, da er ja nichts sehen konnte.
Erst dann sandte er Hananias zu Paulus, damit er ihm die Hand auflegte. Liebe Gemeinde, so sollte es auch heute noch sein. Gott will ja sein Reich nicht mit religiösen Schwärmern aufbauen, die ihm, wenn es nicht so klappt, wie sie es sich vorgestellt haben, gleich wieder die kalte Schulter zeigen.
Nein, unser Herr möchte, dass wir den Entschluss der Nachfolge wohl bedenken und dann erst eine Entscheidung treffen. Wenn wir uns so für IHN entscheiden, dann werden auch uns wie dem Apostel Paulus die inneren Augen aufgetan.
Die bewusste Entscheidung für unseren Herrn ist, wie wir es im weiteren Leben des Apostel Paulus gesehen haben allerdings erst der erste, wenn auch entscheidende Schritt. Viele weitere werden folgen. Und es wird Menschen heutzutage auch so ergehen, wie Paulus.
Wir werden belächelt werden. Wir werden als Fundamentalisten beschimpft werden. Ja, und auch darauf müssen wir uns gefasst machen, wenn wir uns für die Nachfolge entscheiden: Selbst in unseren Familien kann es zu Zwistigkeiten kommen und es werden sich auch vermeintlich gute Freunde von uns trennen, wenn wir dem Ruf Jesu folgen.
Aber ich bin mir zu 100 % sicher: Wenn ich heute die Möglichkeit hätte und Paulus fragen könnte: Hör mal Paulus, jetzt mal „Butter bei die Fische“, du hast das doch sicherlich irgendwann einmal die Entscheidung der Nachfolge bereut. Du bist geschlagen worden, du bist gesteinigt worden. Immer wieder gab es Intrigen hinter deinem Rücken.
Paulus würde so antworten, wie er es schon in der Bibel getan hat: "Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte und Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."
Liebe Gemeinde, wir haben gesehen, wie die Gegenwart unseres Herrn und Heilandes selbst die Herzen der Menschen erreicht, die ihn verfolgen. Das war damals vor 2000 Jahren so uns daran hat sich bis zum heutigen Tage auch nichts geändert.
Lassen Sie uns doch unseren Mitmenschen, die auch Skeptiker sind, davon erzählen, was diesem Paulus widerfahren ist. Beten wir doch für alle Menschen, dass dieser Herr und Heiland auch die Herzen der Menschen erreichen möge, die noch nicht an ihn glauben.
Wie wir gehört haben, ließ Paulus sich auch direkt von Hananias taufen, nachdem er wieder sehend wurde und seine inneren Augen erkannt hatten, was mit ihm passiert war. Daher lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Taufliedes " Ich bin getauft auf deinen Namen..." (EG 200) von Johann Jakob Rambach einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist; ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heißt. Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt.
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Der Herr segne dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und eine ganz tolle Woche in der Gegenwart unseres Herrn und Heilandes.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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