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ePredigt vom 04.02.2024 (Markus 4, 26-29)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Sonntag vor der Passionszeit, dem Sonntag Sexagesimae, mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht. " (Hebräer 3,15). Den Predigttext für den heutigen Sonntag den finden wir bei dem Evangelisten Markus im 4. Kapitel, die Verse 26-29. Lassen Sie uns zunächst auf diesen Predigttext hören.
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Vom Wachsen der Saat
Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Tag und Nacht; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
den Lebenskreis eines Christen den beschreibt Markus hier sehr anschaulich mit einem Beispiel aus der Landwirtschaft. Schauen wir uns diesen Kreislauf des Lebens eines Christenmenschen doch einmal im Detail an.
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1. Die Saat
Liebe Gemeinde, wir hören es ja immer wieder, wenn Menschen darüber berichten, dass sie Gott gefunden haben. Das ist auch sehr schön und ich persönlich freue mich mit jedem Menschen mit, der mir dies berichtet.
Ich freue mich darüber, dass wir uns in der Ewigkeit wiedersehen werden und dann unendlich viel Zeit miteinander verbringen dürfen.
Aber so ganz richtig ist diese Aussage nicht. Wir können Gott von uns aus gar nicht finden. Er ist es, der das zarte Saatkorn schon lange bevor wir es erkennen in unsere Herzen gelegt hat. Er hat uns schon lange gefunden bevor wir zu ihm finden.
Warum ist dies wichtig? Nun, dieses Saatkorn legt Gott in das Herz eines jeden Menschen hinein. Gott möchte nicht, dass auch nur ein einziger Mensch verlorengeht.
Und das ist nun unsere Aufgabe hier auf Erden: Wir sollen den Menschen dieses Saatkorn zeigen und wie sie damit richtig umgehen können.
Wichtig ist dabei, dass wir uns nicht als Überchristen präsentieren, sondern als Menschen, die dieses Saatkorn entdeckt haben und sich entschlossen haben, es wachsen zu lassen. Also etwas, das jeder tun kann. Dazu bedarf es gewiss keiner religiösen Klimmzüge.
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2. Der Halm
Mit dem Wachsen des Halmes ist die Bekehrung gemeint. Irgendwann, wenn ich dem Saatgut in meinem Herzen die Bedeutung gebe, auf die es wartet, dann darf ich erkennen, dass da jemand ist, der es gut mit mir meint.
Dieser Jemand möchte hinfort sein Leben mit mir zusammen verbringen und er möchte mir all meine Sünden vergeben. Wenn ich dann ein "Ja" sage, dann ist der Vorgang meiner Bekehrung erledigt.
Wir sehen, auch dies ist beileibe kein Kraftakt, den nur bestimmte ausgewählte Menschen erbringen können. Ein Ja zu Gott, das kriegen wir doch alle hin.
So, und jetzt beginnt der Halm zu wachsen. Dieses Wachstum deutet auf unsere Jüngerschule hin. Mit der Bekehrung beginnt zwar unser neues Leben, aber das bedeutet ja nun nicht, dass wir in der Hängematte liegen und den "Lieben Gott einen guten Mann sein lassen" dürfen.
Dieses neue Christenleben das müssen wir erst einmal lernen. Da gibt es einige Sachen, die der Herr Jesus aus unserem Leben entfernen möchte und einige Eigenschaften, die wir weiterentwickeln sollen.
Und wie der Halm auf dem Felde langsam in die Höhe wächst, so entwickeln wir uns als Christen auch stetig weiter. Wir werden viele tolle Tage erleben, aber wir werden auch nicht so tolle Tage durchleben müssen.
Ein Halm auf dem Felde, der niemals dem Wind ausgesetzt wird, der kann ja gar nicht groß und stark werden. Mit jedem Windstoß entwickelt er sich weiter und seine Wurzeln gehen dabei immer tiefer in die Erde.
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3. Die Ähre
Hiermit ist die Phase gemeint in unserem Leben, wo wir das Gelernte in die Tat umsetzen und so das weitergeben, was uns der Herr in der Jüngerschule beigebracht hat.
Jetzt stattet unser Herr einen jeden von uns mit unterschiedlichen Talenten und Begabungen aus. Der eine kann virtuos die Orgel bedienen. Der andere ist ein begnadeter Prediger. Wieder ein anderer ist ein Seelsorger im wahrsten Sinne des Wortes mit Leib und Seele. Und wieder andere sind begnadet in Dingen der Verwaltung und Organisation. Und so weiter und so weiter.
Egal mit welchen Talenten und Fähigkeiten uns unser Herr ausgestattet hat, wir sollen diese auch in den Aufbau seines Reiches mit einbringen.
Den Älteren unter uns, zu denen ich auch mich zähle, für diese hält der Herr noch eine besondere Aufgabe bereit. Wir sollen nach Menschen Ausschau halten, die einmal unsere Aufgaben im Reiche Gottes und dessen Weiterbau von uns übernehmen können.
Wenn wir es so wollen, so sind wir die "Talentscouts Gottes".
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4. Die Sichel
Liebe Gemeinde, wie sich der Lebenskreislauf einer Frucht auf dem Felde einmal schließt, so schließt sich auch unser Lebenskreislauf eines Tages.
Warum muss das jetzt noch kommen? Aus dem Grunde, weil wir uns an jedem Tage unseres Lebens daran erinnern sollen, dass wir nicht ewig auf dieser Erde bleiben.
Wenn der Herr es will, dann wird er uns zu sich in sein Reich holen und nicht dann, wann es uns irgendwann einmal in den Kram passt.
Wir, die wir heute Morgen beisammen sind, wir haben ja alle schon das Ticket für den Himmel gelöst.
Und daher sollen wir die Menschen, die noch ohne Fahrschein sind immer daran erinnern, dass sie ohne gültigen Fahrschein nicht in den Zug der in den Himmel fährt einsteigen dürfen. Und dieser Zug kann jeden Tag bei ihnen halten.
Die große Gefahr ist nämlich auch, dass die Menschen die Entscheidung mit Gott auf des Teufels liebstes Möbelstück, die lange Bank, schieben. Und dann kommt der Tod zu einem Zeitpunkt, wo sie gar nicht mit ihm gerechnet haben. Darum ist auch das "Heute" aus unserem Wochenspruch so wichtig, weil es eventuell kein morgen mehr geben könnte.
Ich weiß, liebe Geschwister, das Thema Tod wird leider immer noch in unserer Gesellschaft totgeschwiegen. Aber damit haben wir den Tod ja nicht besiegt. Wir haben ihn nur dann besiegt, wenn wir an der Hand dessen gehen und mit dem Einen ganz verbunden sind, der den Tod für immer besiegt hat.
Bei dem allen, was wir im Auftrage unseres Herrn und Heilandes tun, dürfen wir immer ganz sicher sein, dass er stets mit uns steht und geht. Lassen Sie uns dies niemals vergessen. Aus diesem Grunde wollen wir den heutigen Gottesdienst auch damit beschließen, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Herz und Herz vereint zusammen..." (EG 251) von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Herz und Herz vereint zusammen sucht in Gottes Herzen Ruh. Lasset eure Liebesflammen lodern auf den Heiland zu. Er das Haupt, wir seine Glieder, er das Licht und wir der Schein, er der Meister, wir die Brüder, er ist unser, wir sind sein.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in diese neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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