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ePredigt vom 02.04.2023 (
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 6. Sonntag der Passionszeit, dem Sontag Palmarum. Heute gedenken wir des Einzuges Jesu in Jerusalem. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 12. Kapitel des Johannesevangeliums, die Verse 12-19. Lassen Sie uns diesen Predigttext zunächst gemeinsam lesen:
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Der Einzug in Jerusalem
Als am nächsten Tag die große Menge, die auf's Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht (Sacharja 9,9): " Siehe, dein König kommt und reitet euf einem Eselsfüllen. "Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte. Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
damals zog Jesus in Jerusalem ein und die Menge bejubelte ihn nach all ihren Kräften. Aber es sollte nicht lange dauern bis diejenigen Menschen, die aus voller Brust "Hosianna" gerufen hatten lauthals in das "Kreuzigt ihn" einstimmten.
Schauen wir uns doch diese Szenerie des Einzuges in Jerusalem ein wenig genauer und aus der Nähe an.
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1. Das Volk ehrt den König
Das Volk war so richtig in Feierlaune gewesen. Vermutlich waren die Bierzelte bis zum Bersten gefüllt und die ersten (natürlich auch schon damals recht zweifelhaften) Lieder wurden angestimmt und von der Masse mitgegrölt. Ein typisches Kirchweihfest also.
Es gab leckeren Braten und Brot und man ließ es sich so richtig gut gehen. Und in diese Situation kommt Jesus nach Jerusalem.
Ich wage einmal zu behaupten, dass uns dies heute im 21. Jahrhundert bis auf ein paar Frauen und Männer vielleicht, gar nicht so recht aufgefallen wäre.
Aber damals unterbrachen die Menschen das Fest. Die Blaskapelle hörte auf zu spielen. Zweideutige Lieder verstummten sofort und die Köche legten sogleich ihr Kochbesteck aus der Hand, als die Kunde durchs Land ging, dass Jesus kommt.
Und das war ja noch nicht alles. Es wurden Palmzweige abgeschnitten um damit diesem Jesus zuzuwinken. Palmzweige waren in der damaligen Zeit ein Sinnbild für einen siegreichen Herrscher. Alles Volk in Jerusalem wollte diesem Jesus unbedingt die Ehre erweisen.
In den anderen Evangelien lesen wir darüber hinaus noch, dass die Menge sich ihrer Kleider entledigte und sie vor dem Weg auf dem Jesus in die Stadt kam auslegte.
Damit sollte der hohe Besuch vor dem Staub und dem Schmutz der Straße beschützt werden.
Ich frage einfach mal in die Runde hinein: Würden wir unseren Herrn und Heiland auch heute noch mit solchen Ehren empfangen? Wir, die wir heute Morgen zusammen sind wohl schon. Aber, liebe Gemeinde, dem größten Teil unserer Bevölkerung ist Jesus doch vollkommen egal.
Machen wir doch unsere Mitmenschen wieder auf diesen Jesus aufmerksam. Schließlich liegt auch ihr endgültiges Schicksal in seinen Händen.
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2. Das Volk gibt Zeugnis
Viele Menschen die an diesem triumphalen Empfang Jesu teilnahmen waren auch schon Augenzeugen gewesen, als Jesus den Lazarus von den Toten auferweckte und zurück ins Leben holte.
Dies taten sie natürlich kund, damit auch wirklich jeder wusste wer da nach Jerusalem kam. Unterstützt durch die knallharten Fakten musste wirklich jeder diesem Jesus die Ehre erweisen.
Weil sie dies ja alles mitbekommen hatten waren sie eingefleischte Jesusfans geworden. Sie konnten gar nicht anders, als dies jedem Menschen zu sagen, ob er es denn hören wollte oder nicht.
Liebe Gemeinde, jetzt lassen Sie uns mal gemeinsam in das Jahr 2023 gehen.
Wir haben die knallharten Fakten der Auferstehung als Beweismittel in der Hand. Als ich heute Morgen zur Kirche gegangen bin, sind mir zahlreiche Menschen begegnet. Ich habe keinem Menschen gesagt. " Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden !!!"
Wenn ich da an die Menge in Jerusalem denke, dann schäme ich mich schon ein bisschen, dass ich, der mit den Auferstehungsbeweisen in der Tasche herumläuft, dies nicht allen Menschen sage, die mir begegnen.
Hier in unserem geschützten Raum ist dies alles kein Problem. Ich muss, darf und werde also noch viel zu lernen haben.
Ostersonntags komme ich bei dem Gang zur Kirche immer bei einer gläubigen Familie vorbei, die die Fenster geöffnet hat und aus diesen heraus jedem vorbeigehenden Passanten diesen Ostergruß entbietet. Ich finde das klasse. Nun muss ich aber auch sagen, dass ich in einer 5.000 Seelengemeinde wohne und nicht in der Maximilianstraße in München.
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3. Das Volk entmachtet die Pharisäer
Jetzt wird's ungemütlich. Und dies bis heute und vermutlich bis weit in die Zukunft hinein
Überall dort wo der Herr und Heiland in seiner Vollmacht auftritt, da verlieren die Kirchen und ihre Gelehrten ihre Macht und da erkennen die gläubigen Herzen den wahren Herrn und Herrscher dieser Welt.
Leider nutzen sehr viele Kirchen immer noch ihren autoritären Status um als Filter zwischen Gott und dem Menschen zu wirken. Und so nutzen liberale Theologen nahezu alle ihnen zur Verfügung stehenden Werkzeuge um die Menschen davon zu überzeigen, dass so ziemlich alles was in der Bibel steht in den Bereich der Fabeln und Märchen gehört.
Und wenn diese Basis einmal gelegt ist, dann hat der Teufel ein ganz leichtes Spiel mit uns.
Bei diesem perfiden Spiel kommt es zu einer Er, Du, Ich Verkehrung.
Viele Bereiche der Theologie setzen das Ich also an die erste Stelle. Das Beste, was das Ich für Gott tun kann, ist dafür zu sorgen, dass es dem "Du", also dem Mitmenschen besser geht.
Erst dann kommt "Er", also unser Herr und Heiland ins Spiel. Es wird also zunächst fast alles ohne den Herrn und Heiland gemacht. Wofür braucht man ihn denn dann überhaupt noch? Na, um ihm alles in die Schuhe zu schieben, wenn es eben nicht so läuft wie wir es uns vorstellen.
Die wahre Jesusperspektive indes sieht ein wenig anders aus: Zunächst kommt "Er". Das lesen wir auch schon in der Bibel, wenn unser Herr sagt: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes... dann wird euch dies alles zufallen."
"Er" ist also der feste Grund, die Basis all unseres Bemühens und Bestrebens. Ohne ihn an erster Stelle wird uns niemals etwas so richtig gelingen.
Dann kommt natürlich das "Du". Wenn ich den Herrn und Heiland in meinem Herzen trage, ja dann erst kann ich mich wirklich ausrüstet mit seiner Liebe auch so meinen Mitmenschen widmen, wie "Er" es denn auch von uns erwartet.
Als letztes steht dann noch das "Ich". Das muss aber gar nicht frustrierend sein. Denn Jesus hat uns versprochen, dass er keinen der Seinen jemals im Stich lassen wird. Und die seinen das sind die, die das "Er" und das "Du" vor das "Ich" stellen.
Neben den großen Staatskirchen haben dies in den letzten 20 Jahren immer mehr Freikirchen erkannt und erfreuen sich daher eines immer größeren Zustroms. Vielleicht werden die großen Staatskirchen ja endlich erweckt, wenn sie sagen müssen: "Alle Welt läuft diesem Jesus nach..."
Ich rate übrigens niemandem aus der Kirche auszutreten, aber ich rate jedem einzelnen unter uns, jedem Pfarrer und Priester ganz gehörig auf die Füße zu treten, der anstelle des Kreuzes den Klimawandel in den Mittelpunkt stellt und der anstelle des Heilandes den Menschen als das Maß aller Dinge emporhebt.
Liebe Gemeinde, lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Der Herr ist König, hoch erhöht..." (EG 623) einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Der Herr ist König, hoch erhöht, er gürtet sich mit Majestät, er herrscht, und vor ihm steht die Welt unwandelbar, da er sie hält
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Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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