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ePredigt vom 01.12.2024 (Matthäus 21 -1-11)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen ersten Sonntag im Advent des Jahres 2024 mit dem Wochenspruch für diese erste Adventswoche: "Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer." (Sacharja 9, 9b). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Matthäusevangelium, Kapitel 21, die Verse 1-11. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr. Bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird der sie euch überlassen. Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): "Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers."
Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und er setzte sich darauf. Aber eine sehr große Menge breitete ihr Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte schrie: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist der? Die Menge aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
als ich den Predigttext zum ersten Male gelesen hatte, da fiel mir sofort als Überschrift ein: "Faszination Jesus". Es geht allein schon von dem Einzug in Jerusalem eine Faszination aus, die wir uns heute einmal gemeinsam anschauen wollen.
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1. Esel statt Ross
Stellen Sie sich einmal vor, unser derzeitiger Bundeskanzler käme in einem alten, klapprigen Golf II daher. Irgendetwas stimmt da doch nicht, das wären doch die ersten Gedanken, die wir hätten. Von einem Bundeskanzler erwarten wir doch, dass er standesgemäß daherkommt. In einer Staatskarosse mit Chauffeur, Sicherheitsbeamten und Staatsbanner vorne dran.
Dieses Eindruckschinden, liebe Gemeinde, hat unser Herr und Heiland gar nicht nötig. Auch wenn er auf einem Esel einherkommt, geht doch eine Faszination von diesem Menschen aus, die sich die Menschen vielleicht gar nicht erklären können, die aber trotzdem da ist.
Jesus hat es nicht nötig sich mit Statussymbolen zu umgeben, da er selber das Statussymbol ist; nämlich das Statussymbol, welches das Versprechen des ewigen Lebens für alle Menschen seit seiner Geburt in sich trägt. Und dies ist es wohl auch, was die Menschen erkennen. Sie erkennen, dass von diesem Menschen etwas ganz Besonderes ausgeht, was sie jedoch noch nicht eindeutig zuordnen können.
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2. Sanftmut statt Strenge
Können Sie sich vorstellen, dass ein Hauptmann bei der Bundeswehr seine Soldaten sanftmütig ermuntert, doch bitte seinen Anweisungen nachzukommen? Ich jedenfalls kann es mir nicht vorstellen.
Bei der Bundeswehr und allen weltlichen Hierarchien gilt nur das Befehls- und Gehorsamsmodell. Der Vorgesetzte befiehlt etwas und der Empfänger hat dies gefälligst auszuführen. Macht er dies nicht, so drohen ihm empfindliche Konsequenzen.
Wie anders und faszinierend ist dann doch unser Herr und Heiland. Sanft und voller Güte hat er seinen Zuhörern immer wieder das Reich Gottes erklärt und ihnen erläutert, was Gott wünscht und auch was ihn betrübt.
Denken wir nur einmal an die Bergpredigt. Da stand Jesus nicht als Oberbefehlshaber auf einem Berge und hat seine Befehle verlesen. Nein, Jesus hat zum Beispiel in seinen Seligpreisungen zu Beginn der Bergpredigt seinen Zuhörern erläutert, wer denn wirklich selig werden kann.
Und im weiteren Verlauf seiner Regierungserklärung hat Jesus immer wieder Sanftmut auf dem Lehrplan gehabt. Die Menschen lauschten den Worten Jesu stets andächtig und voller Aufmerksamkeit.
Von Jesu Worten ging so viel Faszination und Vollmacht aus, dass die Menschen es vielleicht sogar gar nicht wagten, ihm zu widersprechen, weil sie spürten, dass in diesen Worten Gott höchstpersönlich zu ihnen sprach.
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3. Dienen statt regieren
Jesus wäre nicht Jesus, wenn er nicht noch einen draufsetzen würde. Er kam tatsächlich als Diener und nicht als Herrscher. Er, der König aller Könige, kommt in die Welt, um den Menschen zu dienen.
Können Sie sich vorstellen, dass unser Bundespräsident Steinmeier Ihnen die Füße wäscht? Ja wohl kaum! Aber Jesus tat dies mit seinen Jüngern.
Dieses kleine Kind in der Krippe, dessen Geburt wir in wenigen Wochen feiern, kam einzig und allein aus dem Grund zu uns, damit wir wieder einen Rückweg hin zu Gott bekommen sollten.
Gott selber gibt sich selbst dahin, lässt sich für uns ans Kreuz nageln, um für unsere Sünden zu bezahlen. Und das mit seinem eigenen Leben. Ich kenne keinen Menschen, der dies für einen anderen tun würde. Und das macht dann wohl die Faszination Jesus aus. Jesus braucht keine Statussymbole. Jesu Herrschaft ist sanftmütig und gerecht. Jesus dient anstatt zu herrschen.
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4. Unser Auftrag
Aus dieser Faszination Jesus erwächst auch für uns alle eine Aufgabe, der wir uns im Namen Jesu stellen sollen. Wir sollen nämlich alle hin zu ihm wachsen. Was bedeutet dies aber nun im Alltag?
Nun, wir könnten uns ja mal fragen, ob wir all die Statussymbole, die wir besitzen, wirklich benötigen oder ob wir auf das ein oder andere verzichten könnten. Wir könnten ja den Geldwert dann Menschen zur Verfügung stellen, denen es nicht so gut geht wie uns.
Wir könnten auch ruhig ein wenig sanftmütiger miteinander umgehen, nicht nur jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit. Wir müssen nicht immer und überall unsere Rechte durchzusetzen versuchen. Wir dürfen auch mal auf ein Recht verzichten und dies einem unserer Mitmenschen überlassen. Das wäre im Sinne Jesu gedacht.
Und dann wäre da noch die Sache mit dem Dienen. Ja, liebe Gemeinde, so wie Jesus als Diener auf dieser Welt war, so sollen wir auch als seine Diener auf dieser Erde leben.
Dienen bedeutet ja auch unterstützen. Wir sollen, um im Sinne Jesu zu handeln, unsere Mitmenschen nach bestem Wissen und Gewissen unterstützen. Das kann der Chef sein, der seine Angestellten unterstützt, anstelle sie zu beherrschen.
Das können ganz alltägliche Hilfeleistungen sein, die wir den Menschen angedeihen lassen, die dazu nicht in der Lage sind, diese selber auszuführen.
Und den Menschen dienen, also ihnen einen Dienst zu erweisen, das ist auch das, was wir tun, wenn wir sie hin zu Jesus führen. Wenn wir ihnen davon berichten, was dieses Kind in der Krippe alles für uns getan hat und sie erkennen dürfen, dass diese Liebestat auch ihnen ganz persönlich gilt. Wenn wir so unseren Dienst ausüben, dann dienen wir ganz bestimmt im Sinne Jesu.
Lassen Sie uns nunmehr zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienstes noch einmal zusammen singen und zwar den ersten Vers des Liedes "Mach hoch die Tür, die Tor macht weit..." (EG 1) von Georg Wessel, der da lautet wie folgt:
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Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Segen mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
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Der Herr segne Dich und behüte Dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden.
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten und besinnlichen 1. Advent und eine ebensolche Adventswoche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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