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ePredigt vom 01.10.2023 (Lukas 12, 15-21)
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Erntedanktag im Jahre 2023 mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit." Psalm 145, 15. Den Predigttext für den heutigen Erntedanktag finden wir im 12. Kapitel des Lukasevangeliums, die Verse 15-21. Lassen sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
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Und er sprach zu ihnen: Sehr zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Und er sagte Ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle.Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut ! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr ! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast ? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.
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Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
da ist doch eigentlich gar nichts falsches dran, was der Kornbauer getan hat. die Ernte hattre sich verdoppelt und da muss man doch dafür Sorgen, dass diese auch sicher gelagert wird. Und dass man mit einer Rekordernte ausgesorgt hat, ja, das wünschen wir uns doch auch alle. wo liegt also der Fehler ?
Ich glaube unser reicher Kornbauer hat gleich drei Fehler auf einmal begangen. Begeben wir uns doch heute einmal gemeinsam auf die Fehlersuche. Grundsätzlich können wir nämlich schon einmal vorab sagen, dass der Bauer die Blickrichtung verloren hat.
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1. Blickverlust nach oben
Wenn wir unseren Bauern einmal anschauen, dann würde ich sagen, dass Gott in seinem Leben keine zentrale Rolle gespielt hat, um es einmal ganz vorsichtig auszudrücken.
Wenn wir heute den Erntedanktag feiern, dann sehe ich sehr viele Landwirte in der Kirche. alle haben symbolisch etwas von ihrer Ernte mitgebracht, haben es auf den Altar getragen um damit zu zeigen, wem sie denn die gute Ernte dieses Jahres letztendlich wirklich zu verdanken haben.
Sie haben allesamt recht gute Ernten eingefahren. eifrig waren Sie, ihre Familien und die ganzen Erntehelfer bemüht, die Ernte auch zum rechten Zeitpunkt eingefahren.
Was wäre gewesen, wenn das Wetter ein ganz anderes gewesen wäre ? Dann hätte es vielleicht nur eine ganz mickrige Ernte gegeben, die noch nicht einmal für den eigenen Bedarf gereicht hätte, geschweige denn zum Verkauf.
All das hat unser Kornbauer als selbstverständlich hingenommen und auf sein eigenes Fleißkärtchen geschrieben.
Verstehen Sie mich bitte jetzt nicht falsch, liebe Gemeinde, ist ist durchaus richtig, dass man als Landwirt hart arbeitet und man darf sich auch über eine gute Ernte von Herzen freuen, nur sollte man den nicht außer acht lassen, der einem diese reiche Ernte beschert hat.
Jetzt mal zu uns Nicht-Landwirten. Bedanken wir uns eigentlich auch noch, wenn wir z.B. eine Gehaltserhöhung bekommen, oder aber ist dies allein unseren Fähigkeiten zu verdanken? Bedanken wir uns eigentlich noch dafür, dass wir gesund sind, oder schreiben wir dies unserer gesunden Lebensführung zu?
Vielleicht ist ja der Erntedanktag ein guter Tag, um auch darüber einmal nachzudenken.
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2. Blickverlust nach unten
So richtig, wie es ist, vernünftig für unser Leben auf Erden vorzusorgen, so wichtig ist es aber auch, dass wir uns Schätze im Himmel sammeln.
Wenn wir dies tun, dann behalten wir immer im Gedächtnis, dass unser Leben hier auf Erden eben nicht endlos ist. Unser Kornbauer schien indes ganz anderer Meinung zu sein.
Schneller, weiter, besser und höher sind ja die Schlagworte unserer Zeit. Wie sehr sind wir doch Sklaven unserer Wirtschaft geworden. Und dabei vergessen wir sehr schnell, dass wir am ende nichts auf unsere Reise in den Himmel mitnehmen können.
Ich jedenfalls habe noch keinen Leichenwagen gesehen, dem ein Möbelwagen folgte.
Da fällt mir eine nette Geschichte ein, die zu unserem Kornbauern passt: ein reicher Mann kam in den Himmel. Nach einiger Zeit entdeckte er einen Supermarkt, in dem alles nur 50 Cent kostete. Egal ob eine neue Couchgarnitur oder aber ein neues Handy, alles kostete nur 50 Cent. Also lud er flugs seinen Einkaufswagen so voll, dass er kaum noch sehen konnte wohin er fuhr.
An der Kasse angelangt legte er all seine Waren auf das Band und erhielt kurz darauf die Rechnung. Selbstsicher fasste er in sein Portemonnaie und legte den Rechnungsbetrag passend auf den Zahlteller. Nein, nein sagte der Kassierer, diese Währung gilt hier oben nicht. Hier hat nur das Geld Gültigkeit, mit welchem Sie auf Erden gespendet haben.
Lassen sie uns also Schätze im Himmel schaffen und nicht so sehr auf die irdischen Schätze anderer neidisch blicken. Irgendjemand wird auf dieser Erde immer mehr haben als wir. Seien wir doch mit dem zufrieden, was Gott und hier zugesteht.
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3. Blickverlust nach links und nach rechts
Da passt auch unsere Geschichte von eben gut hinein.
Es steht zwar nicht explizit in der Bibel, aber der reiche Kornbauer war sicherlich kein freund davon, von seinem Reichtum etwas an seine Mitarbeiter abzugeben. Boni und dergleichen waren ihm sicherlich mehr als fremd.
Und mit dem so enden für die Ärmeren der Bevölkerung schien er wohl auch nicht viel am Hut gehabt zu haben; denn sonst wäre es ein Reichtum nicht derart gewachsen.
Für seine "Haste was, dann biste was" Philosophie hat der Herrscher aller Herrscher dann auch nur zwei Worte übrig, die ihn aber so richtig ins Mark getroffen haben könnten. Es sind die Worte: Du Narr !!!!
Und mit diesen Worten möchte uns Gott auch heute am Erntedanktag wachrütteln. Wenn wir die reichen Gaben auf dem Altar sehen und gleichzeitig an die bedürftigen Menschen in Russland und in der Ukraine denken, dann kann doch keiner von uns seinen Geldbeutel verschließen und unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen.
Erlernen wir es doch wieder, viel aufmerksamen nach links und nach rechts zu schauen, um hier auf Erden dort die Not lindern zu können, die wir dann erkennen.
Denn nur so, liebe Gemeinde, werden wir wirklich reich bei Gott.
Lassen sie uns nunmehr zum Abschluss des heutigen Erntedankgottesdienstes unsrem Herrn und Heiland noch einmal gemeinsam danken, indem wir in den zweiten Vers des Liedes "Alles ist an Gottes Segen..." (EG 352) einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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Der mich bisher hat ernähret und mir manches Glück bescheret, ist und bleibet ewig mein. Der mich wunderbar geführet und noch leitet und regieret, wird fortan mein Helfer sein
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Der Herr segne dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen noch einen gesengten Erntedanksonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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